<title>Brief von Ferruccio Busoni an Hans Huber (14. April 1917, vmtl. Zürich)</title>
<authorkey="p0017">Ferruccio Busoni</author>
<respStmt>
<resp>Prepared by</resp>
<persNamekey="thea.olivia.beger">
<forename>Thea</forename>
<forename>Olivia</forename>
<forename>Thea</forename>
<forename>Olivia</forename>
<surname>Beger</surname>
</persName>
</respStmt>
...
...
@@ -46,45 +44,37 @@
</msIdentifier>
<msContents>
<summary>
<persNamekey="p0017">Busoni</persName>antwortet auf <persNamekey="p0125">Hubers</persName> Kommentare zu <rskey="w0133">Arlecchino</rs> und
<rskey="w0033">Turandot</rs> im Brief vom <datewhen-iso="1917-04-13">13.04.1917</date> und belückwünscht ihn zu seiner <rskey="w0142">siebenten Sinfonie</rs>.
</summary>
<persNamekey="p0017">Busoni</persName>nennt die Musik das dem Text <q>überlegene Moment</q> in <titlekey="w0133">Arlecchino</title> und
<titlekey="w0153">Turandot</title>, weist auf <q>formale[] Kunststückchen</q> hin; hat von <persNamekey="p0125">Hubers</persName> neuer <titlekey="w0142">Sinfonie</title> per Anzeige erfahren.
</summary>
<msItem>
<!-- EXPLIZIT GENANNTES DATUM -->
<docDate><datewhen-iso="1917-04-14"/>14. April 1917</docDate>
<condition>Der Brief ist gut erhalten.</condition>
</supportDesc>
</objectDesc>
<handDesc><!-- BESCHREIBUNG DER "HÄNDE" -->
<handDesc>
<handNotexml:id="major_hand"scope="major"medium="black_ink"scribe="author"scribeRef="#p0017">Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in
schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift.</handNote>
<handNotexml:id="archive"scope="minor"medium="pencil"scribe="archivist"cert="high">Hand des Archivars, der die Blattnumerierung, Datierung und Nummerierung im Briefwechsel mit Bleistift vorgenommen hat.</handNote>
<handNotexml:id="archive"scope="minor"medium="pencil"scribe="archivist"cert="high">Hand des Archivars, der die Blattnummerierung und Nummerierung im Briefwechsel mit Bleistift vorgenommen sowie die Datierung auf die erste Seite übertragen hat.</handNote>
</handDesc>
</physDesc>
<history>
<!-- INFORMATIONEN ZUR ENTSTEHUNG DES BRIEFES -->
<origin>Der Brief wurde in <origPlacekey="l0132">Zürich</origPlace>
am <origDatewhen-iso="1917-04-14">14. April 1917</origDate> verfasst.</origin>
<origin>Der Brief wurde am <origDatewhen-iso="1917-04-14">14. April 1917</origDate> vmtl. in <origPlacekey="l0132"cert="high">Zürich</origPlace> verfasst.</origin>
<lb/>in <titlekey="w0133">Arlecchino</title> erfasst; das ermut<choice><orig>h</orig><reg/></choice>igt
<lb/>mich. Wie Sie wissen<choice><orig/><reg>,</reg></choice> habe ich, gegen
<lb/>meine Gepflogenheit, die <titlekey="w0153">Turandot</title>
<lb/>schneller entworfen <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> ausgeführt, um
<lb/>den Abend zu vervollst<choice><orig>ae</orig><reg>ä</reg></choice>ndigen.
<notetype="commentary"resp="#thea.olivia.beger">
<persNamekey="p0017">Busoni</persName> schrieb die Oper <titlekey="w0153">Turandot</title> 1916 sowie im ersten Viertel des Jahres 1917.
</note>
Trotzdem
<lb/>glaube ich, dass <subst><delrend="overwritten">er</del><addplace="across">sie</add></subst> eine günstige Text-
<lbbreak="no"/>Unterlage zur <hirend="underline">Musik</hi> abgibt, die in
<lb/>beiden Stücken d<subst><delrend="overwritten"><gapatLeast="2"unit="char"reason="overwritten"/></del><addplace="across">as</add></subst> überlegene Moment
<lb/>verbleibt<choice><orig>,</orig><reg/></choice> – denn so halt’ ich es mit der Oper.
</p>
<prend="indent-first">An formalen Kunst
<lbbreak="no"/>stückchen habe ich mir <choice><orig>E</orig><reg>e</reg></choice>iniges gegönnt.
<lb/>Derart, dass die Musik, dem Ausdruck
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> der Situation treu folgend, auch ohne
<lb/>Text, als solche ein Ganzes bleibt. – So ist
<lb/>das ganze <rskey="w0262">Vorspiel</rs> zu <rskey="w0153">Turandot</rs> (I. Bild)
<lb/>ein abgeschlossenes <hirend="underline">Rondo in <choice><orig>Es m</orig><reg>es-M</reg></choice>oll</hi>.
</p>
<pbn="2"facs="1917-04-14-bh_3.jpg"/>
<prend="indent-first">Schade, <choice><orig>daß</orig><reg>dass</reg></choice> Sie kein gutes Wetter
<lb/>in Locarno antreffen. Diese, (und
<lb/>andere) sind die Tücken des <choice><orig>Süden’s</orig><reg>Südens</reg></choice>.
<lb/>Auch die <soCalledrend="dq-du">Faulheit</soCalled> ist dort ansteckend
<lb/><choice><orig>u.</orig><reg>und</reg></choice> wenngleich ich Ihnen Ihre Ruhe
<lb/>gönne, so bedauere ich als Musiker
<lb/>Ihre <choice><orig>Thatenlosigkeit</orig><reg>Tatenlosigkeit</reg></choice>. Glücklicherweise ist
<lb/>sie nicht recht glaubwürdig, denn ich
<lb/>sehe eine <hirend="underline"><rskey="w0142">8. Symphonie</rs></hi>
<lb/>andere) sind die Tücken des Süden<choice><orig>’</orig><reg/></choice>s.
<lb/>Auch die <qrend="dq-du">Faulheit</q> ist dort ansteckend<choice><orig/><reg>,</reg></choice>
<lb/><choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> wenngleich ich Ihnen Ihre Ruhe
<lb/>gönne, so bedauere ich als Musiker
<lb/>Ihre T<choice><orig>h</orig><reg/></choice>atenlosigkeit. Glücklicherweise ist
<lb/>sie nicht recht glaubwürdig, denn ich
<lb/>sehe eine <titlekey="w0142"rend="underline">8. Symphonie</title>
<notetype="commentary"resp="#thea.olivia.beger">
Es handelt sich nicht um Hubers achte, sondern um seine <rskey="w0142">siebente Sinfonie d-Moll</rs>,
die am <datewhen-iso="1917-06-09">09.06.1917</date> in <placeNamekey="l0097">Basel</placeName> uraufgeführt wurde.
(<bibl><reftarget="#b0047">Refardt 1939</ref>, S. 28</bibl>)
<persNamekey="p0125">Hubers</persName><titlekey="w0265">8. Symphonie</title> wurde erst <datewhen-iso="1920">1920</date> fertiggestellt; gemeint ist die <titlekey="w0142">7. Sinfonie</title>. Die Ankündigung der Uraufführung am <datewhen-iso="1917-06-09">9. Juni 1917</date> in <placeNamekey="l0097">Basel</placeName> wird <persNameref="p0017">Busoni</persName> einer Anzeige zum Schweizerischen Tonkünstlerfest entnommen haben.
</note>
angezeigt,
<lb/>die Sie mir verschwiegen. Darum
<lb/>Glück auf zur <soCalledrend="dq-du">Neunten</soCalled>, einer
<lb/>heilig<choice><orig>-</orig><reg/></choice>gesprochenen Zahl in der deutschen
<lb/>Tonkunst!
</p>
<notetype="commentary"resp="#christian.schaper">
Die <titlekey="w0265">8. Symphonie</title> blieb <persNamekey="p0125">Hubers</persName> letzte.
</note>
angezeigt,
<lb/>die Sie mir verschwiegen. Darum
<lb/>Glück auf zur <soCalledrend="dq-du">Neunten</soCalled>, einer
<lb/><choice><orig>heilig–gesprochenen</orig><reg>heiliggesprochenen</reg></choice> Zahl in der deutschen
<lb/>Tonkunst!
</p>
<prend="indent-first"> An Ihrem Kommen zur Premiere
<notetype="commentary"resp="#thea.olivia.beger">
Es handelt sich um die Premiere von <rskey="w0133">Arlecchino</rs> und <rskey="w0033">Turandot</rs> am
<datewhen-iso="1917-05-11">11.05.1917</date> in <placeNamekey="l0132">Zürich</placeName></note>
<lb/>halt’ ich fest; sagen Sie nicht ab!
</p>
<prend="indent-first">Inzwischen gibt es noch erschreckend
<lb/>viel zu <choice><orig>thun</orig><reg>tun</reg></choice>.