diff --git a/text/letters/E010001/D0100001.xml b/text/letters/E010001/D0100001.xml index ddf30967eeef41413b158d8aabf89b0b89c351e4..5127604df19bf8118be3c36d7404860ba9860f68 100644 --- a/text/letters/E010001/D0100001.xml +++ b/text/letters/E010001/D0100001.xml @@ -64,8 +64,7 @@ 1 Bogen 3 beschriebene Seiten - Foliierung durch das Archiv, mit - Bleistift unten rechts auf den Vorderseiten. + Foliierung durch das Archiv, mit Bleistift unten rechts auf den Vorderseiten. Der Brief ist gut erhalten. @@ -148,7 +147,7 @@ - + Payerbach, @@ -156,10 +155,11 @@ 10./9.1903 -

- Hochverehrter - Hoch verehrter - (316): Hochverehrter. Herr Professor, aus Ihrem Briefe an Herrn Dr. Schenker, +

+ Hochverehrter + Hoch verehrter + (316): Hochverehrter. Herr Professor, aus Ihrem Briefe + an Herrn Dr. Schenker, Brief vom 25. August 1903 oder Brief vom 3. September 1903. @@ -201,8 +201,8 @@ damals angehen wollte.

-

Folgendes: Ich habe eine symphonische - Dichtung: +

Folgendes: Ich habe eine symphonische + Dichtung: Bei (316) fehlt der Doppelpunkt. @@ -227,9 +227,7 @@ - Sie zu fragen, ob Sie sie nicht einmal - - + Sie zu fragen, ob Sie sie nicht einmal ansehen (316) fälschlich: ansagen oder ansetzen [sic!]. @@ -251,18 +249,21 @@ nach einem Tage , o - hne ein Wort der Antwort zurückgeschickt. + hne ein Wort der Antwort + zurückgeschickt. (316) im Anschluss fälschlich mit neuem Absatz. - Und Weingartner hat mir nicht einmal Gelegenheit gegeben, - sie - es - + Und Weingartner hat mir + nicht einmal Gelegenheit gegeben, + sie + es + (317) interpretiert das überschriebene sie als die Hauptlesart. - ihm zu zeigen. + ihm + zu zeigen. (317) im Anschluss fälschlich mit neuem Absatz. @@ -293,9 +294,10 @@ (317) fälschlich: anzusetzen (danach fälschlich Absatzwechsel). - Dann noch Eeines: ein sehr großes Orchester! + Dann + noch Eeines: ein sehr großes Orchester! (kl Fl., 3 gr Fl., (317) fälschlich: kl. Fl. 3 gr. Fl,.kl. Fl., 3 gr. Fl.,kleine Flöte, 3 große Flöten, 3 Ob., 1 Engl (317) fälschlich: Engl.. H., Es=Cl, 3 Clar, Baß=Clar, (317) fälschlich: BassClar,. - Oboen, 1 Englischhorn, Es-ClarinetteKlarinettte, 3 CKlarinetten, + Oboen, 1 Englischhorn, Es-ClarinetteKlarinettte, 3 CKlarinetten, 3 Fagotte, Ctr=FagKtr.-Fag.CKontrafagott, 8 Hörner, 4 TrpTrp.Trompeten, 6 Posaunen, @@ -308,7 +310,9 @@ über diese Punkte hinweg, bis zur Frage, - Deutsche Staatsbibliothek + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin @@ -352,7 +356,6 @@ (317) fälschlich: blos. vom Werke zu reden, und so tritt - meine sonst (317) fälschlich: fast. @@ -380,16 +383,16 @@ (317) fälschlich: Payersbach. 126 Schönberg wohnte in Payerbach offenbar immer in der Villa Rumpler, komponierte dort im Sommer 1899 Verklärte Nacht. - + - Nied-Oesterr.Nied.-Österr. - - Nieder-OesterreichNiederösterreich - + Nied-Oesterr.Nied.-Österr. + + Nieder-OesterreichNiederösterreich + diff --git a/text/letters/E010001/D0100011.xml b/text/letters/E010001/D0100011.xml index 4aa248ff1f9f944e432244810c79a26971f94b53..2cdfae2c22f0b6f7346ce08707cbad4cc646ed96 100644 --- a/text/letters/E010001/D0100011.xml +++ b/text/letters/E010001/D0100011.xml @@ -192,7 +192,7 @@

Wenn Sie auf vierstimmige gehaltene Acckkorde – in ungünstiger Lage – das Zeichen - < > + < > Drei Klavierstücke op. 11, Nr. 2, Takt 11 f.: diff --git a/text/letters/E010001/D0100041.xml b/text/letters/E010001/D0100041.xml index c45c9d4bdd6a8d4d9afa04e9e93e83fcf3f74077..a34b580dec06339a138ed57a64f5a1cb7c6b1968 100644 --- a/text/letters/E010001/D0100041.xml +++ b/text/letters/E010001/D0100041.xml @@ -95,167 +95,185 @@ -

VEREIN FÜR MUSIKALISCHE PRIVATAUFFÜHRUNGEN IN WIENVerfasser des sogenannten Vereinsprospekts war Alban Berg

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Der im November 1918 gegründete Verein hat den +

VEREIN FÜR MUSIKALISCHE PRIVATAUFFÜHRUNGEN IN WIEN + + Verfasser des sogenannten Vereinsprospekts war Alban Berg. +

+ +

Der im November 1918 gegründete Verein hat den + Zweck, - Arnold Schönberg die Möglichkeit zu geben, daßdass er - seine Absicht: Künstlern und Kunstfreunden eine wirkliche und genaue - Kenntnis moderner Musik zu ver schaffen, persönlich - durchführe.

- -

An dem Verhältnis des Publikums zur modernen Musik ist in hervorragendem - Maße der Umstand mitbestimmend daßdass es als Eindruck davon vor allem anderen - den von Unklarheit empfangen mußmuss. Unklar sind ihm - Zweck, Richtung, Absicht, Ausdrucksgebiet und Ausdrucksweise, Wert, - Wesen und Ziel der Werke, unklar ist meist die Wiedergabe, unklar - insbesonders des Publikums BewußtseinBewusstsein von seinen eigenen Bedürfnissen und - Wünschen, und so werden also die Werke geschätzt, geachtet, gepriesen und + Arnold Schönberg die Möglichkeit zu geben, daßdass er seine Absicht: Künstlern und Kunstfreunden eine + wirkliche und genaue Kenntnis moderner Musik zu ver + schaffen, persönlich durchführe.

+ +

An dem Verhältnis des Publikums zur modernen Musik + ist in hervorragendem Maße der Umstand mitbestimmend + daßdass es als Eindruck davon vor allem anderen den von + Unklarheit empfangen mußmuss. Unklar sind ihm Zweck, Richtung, Absicht, Ausdrucksgebiet und Ausdrucksweise, Wert, Wesen und Ziel der Werke, unklar ist meist die + Wiedergabe, unklar insbesonders des Publikums BewußtseinBewusstsein von seinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen, und so + werden also die Werke geschätzt, geachtet, gepriesen und bejubelt oder mißachtetmissachtet, getadelt und abgelehnt – bloß - wegen einer einzigen Wirkung, die von al1en gleichmäßig ausgeht: - wegen der Unklarheit.

- -

Das kann auf die Dauer keinen Berücksichtigungswerten befriedigen: keinen - ernsthaften Autor, keinen bessern Menschen aus dem Publikum. Und hier - endlich einmal Klarheit zu schaffen, und damit berechtigten Wünschen und - Bedürfnissen Rechnung zu tragen, war einer der Anlässe, die Arno1d - Schönberg zur Gründung des Vereines bewogen haben.

- + wegen einer einzigen Wirkung, die von al1en + gleichmäßig ausgeht: wegen der Unklarheit.

+ +

Das kann auf die Dauer keinen Berücksichtigungswerten + befriedigen: keinen ernsthaften Autor, keinen bessern + Menschen aus dem Publikum. Und hier endlich einmal + Klarheit zu schaffen, und damit berechtigten Wünschen und + Bedürfnissen Rechnung zu tragen, war einer der Anlässe, die + Arno1d Schönberg zur Gründung des Vereines bewogen + haben.

+

Zur Erreichung dieses Ziels sind drei Dinge erforderlich:

- +

1. Klare, gut studierte Aufführungen;

- +

2. Oftmalige Wiederholungen;

- -

3. Die Aufführungen müssen dem korrumpierenden EinflußEinfluss der Öffentlichkeit - entzogen werden, das heißt, sie dürfen nicht auf - Wettbewerb gerichtet und müssen unabhängig sein von Beifall und + +

3. Die Aufführungen müssen dem korrumpierenden + EinflußEinfluss der Öffentlichkeit entzogen werden, das heißt, sie + dürfen nicht auf Wettbewerb gerichtet und + müssen unabhängig sein von Beifall und MißfallenMissfallen

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Damit ist auch der wesentliche Unterschied angezeigt, der sich bei Vergleich - der Aufgaben des Vereines und der des heute üblichen Konzertlebens, von - dem er sich grund sätzlich fernhält, ergibt. Denn: mußmuss hier

- -

1. bei Einstudierung eines Werkes imallgemeinenAllgemeinen mit - einer von vornherein festgesetzten und immer zu gering bemessenen - Probenzahl schlecht und recht das Auslangen gefunden werden – und - bezeichnenderweise wird es, freilich mehr schlecht als recht, gefunden –, - so ist für die Zahl der Proben der im Verein - aufzuführenden Werke immer nur die Erzielung der größtmöglichen - Deutlichkeit, die Er füllung aller aus dem Werke zu entnehmenden - Intentionen des Autors maßgebend. Und ergäbe das einen im heutigen - Musikbetrieb nicht wiederzufindenden Aufwand von Proben (wie dies – um - nur ein Beispiel herauszugreifen – etwa beim - Studium einer Symphonie von Mahler der Fall war, die nach zwölf meist - vierstündigen Proben zur Erstaufführung, nach weiteren zwei Proben zur - Wiederholung gelangt ist,): bevor nicht wenigstens jene Grundbedingungen - einer guten Reproduktion gegeben sind, kann und darf im Verein ein +

Damit ist auch der wesentliche Unterschied angezeigt, der sich bei Vergleich der Aufgaben des Vereines und der + des heute üblichen Konzertlebens, von dem er sich grund + sätzlich fernhält, ergibt. Denn: mußmuss hier

+ +

1. bei Einstudierung eines Werkes imallgemeinenAllgemeinen mit einer von vornherein festgesetzten und immer zu gering + bemessenen Probenzahl schlecht und recht das Auslangen + gefunden werden – und bezeichnenderweise wird es, freilich + mehr schlecht als recht, gefunden –, so ist für die Zahl + der Proben der im Verein aufzuführenden Werke immer + nur die Erzielung der größtmöglichen Deutlichkeit, die Er + füllung aller aus dem Werke zu entnehmenden Intentionen + des Autors maßgebend. Und ergäbe das einen im heutigen + Musikbetrieb nicht wiederzufindenden Aufwand von Proben + (wie dies – um nur ein Beispiel herauszugreifen – etwa + beim Studium einer Symphonie von Mahler der Fall war, die + nach zwölf meist vierstündigen Proben zur Erstaufführung, nach weiteren zwei Proben zur Wiederholung gelangt ist,): bevor nicht wenigstens jene Grundbedingungen einer guten + Reproduktion gegeben sind, kann und darf im Verein ein Werk nicht aufgeführt werden.

- -

Wird – um ein solches Studium zu ermöglichen – schon bei der Wahl der - Ausführenden vorerst auf jüngere Künstler, also weniger bekannte und solche - bekannte, die sich dem Verein aus Interesse an der - Sache zur Ver fügung stellen, gegriffen, auf solche, - deren Ruf man teuer bezahlen mußmuss, nur soweit als das Werk es erfordert und - zuläßtzulässt, so wird wiederum durch eine derartig strenge Auswahl jenes Virtuosentum ausgeschaltet, dem das auf - zuführende Werk nicht Selbstzweck, sondern lediglich Mittel zu einem Zweck - ist, der keinesfalls der des Vereins sein kann, nämlich: Entfaltung von - Virtuosität und Eigenart, die fernab von der Sache liegt, Erzielung eines - rein persön lichen Erfolges. Durch den schon erwähnten AusschlußAusschluss aller Beifalls-, MißMissfalls- und Dankesbezei gungen wird Derartiges an sich unmöglich. Der - einzige

+ +

Wird – um ein solches Studium zu ermöglichen – schon bei der Wahl der Ausführenden vorerst auf jüngere + Künstler, also weniger bekannte und solche bekannte, die sich + dem Verein aus Interesse an der Sache zur Ver + fügung stellen, gegriffen, auf solche, deren Ruf man teuer + bezahlen mußmuss, nur soweit als das Werk es erfordert und + zuläßtzulässt, so wird wiederum durch eine derartig strenge + Auswahl jenes Virtuosentum ausgeschaltet, dem das auf + zuführende Werk nicht Selbstzweck, sondern lediglich Mittel + zu einem Zweck ist, der keinesfalls der des Vereins sein + kann, nämlich: Entfaltung von Virtuosität und Eigenart, die + fernab von der Sache liegt, Erzielung eines rein persön + lichen Erfolges. Durch den schon erwähnten AusschlußAusschluss aller Beifalls-, MißMissfalls- und Dankesbezei + gungen wird Derartiges an sich unmöglich. Der einzige

-

Erfolg, den ein Künstler hier haben soll, ist der, der ihm der wichtigste - sein müßte: das Werk und damit den Autor verständHch gemacht zu haben.

- -

Bietet nun eine so gründlich vorbereitete Aufführung schon große Gewähr - dafür, daßdass dem Werke zum richtigen Verständnis verholfen werde, so ist dem - Verein durch die Einführung wöchentlicher - Veranstaltungen*) +

Erfolg, den ein Künstler hier haben soll, ist der, der ihm + der wichtigste sein müßte: das Werk und damit den Autor + verständHch gemacht zu haben.

+ +

Bietet nun eine so gründlich vorbereitete Aufführung + schon große Gewähr dafür, daßdass dem Werke zum richtigen + Verständnis verholfen werde, so ist dem Verein durch die + Einführung wöchentlicher Veranstaltungen*) - hiezu ein weiteres, noch wirksameres Mittel - gegeben, und zwar:

- + hiezu ein + weiteres, noch wirksameres Mittel gegeben, und zwar:

+

2. das der oftmaligen Wiederholungen jedes Werks. - Weiters wird, um den gleichmäßigen Besuch der Veran - staltungen zu sichern, das Programm im Vorhinein nicht - bekanntgegeben.

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Nur durch Erfüllung dieser beiden Erfordernisse: gründ liches - Studium und oftmalige Wiederholung, kann Klarheit an Stelle der sonst als - einziger Eindruck einer einmaligen - Wiedergabe verbleibenden Unklarheit treten, kann sich ein den - Absichten des Werkes entsprechendes Verhältnis ein stellen, ein - Sich-Einleben in dessen Stil und Sprache, schließlich eine Vertrautheit, - die sonst nur durch Selbst studium erreichar ist, und die dem - Konzertpublikum von heute höchstens mit den oft aufgeführten k1assischen + Weiters wird, um den gleichmäßigen Besuch der Veran + staltungen zu sichern, das Programm im Vorhinein + nicht bekanntgegeben.

+ +

Nur durch Erfüllung dieser beiden Erfordernisse: gründ + liches Studium und oftmalige Wiederholung, kann Klarheit + an Stelle der sonst als einziger Eindruck einer einmaligen + Wiedergabe verbleibenden Unklarheit treten, kann sich ein + den Absichten des Werkes entsprechendes Verhältnis ein + stellen, ein Sich-Einleben in dessen Stil und Sprache, schließlich eine Vertrautheit, die sonst nur durch Selbst + studium erreichar ist, und die dem Konzertpublikum von + heute höchstens mit den oft aufgeführten k1assischen Werken nachgerühmt werden könnte.

- +

Die dritte Bedingung zur Erreichung der Ziele des - Vereins wird dadurch erfüllt, daßdass die Aufführungen in jeder Hinsicht - nichtöffentlich sind, daßdass Gäste (auswärtige ausgenommen) keinen - Zutritt haben und daßdass die Mit glieder sich - verpflichten, jede öffent1iche Bericht - erstattung über die Aufführungen und Tätigkeit des Vereins zu - unterlassen, insbesonders Rezensionen, Notizen und Besprechungen in - periodischen Druckschriften weder zu verfassen noch zu inspirieren. Diese - Nichtöffentlichkeit der Veranstaltungen wird durch die gleichsam pädagogischen Bestrebungen des Vereins bedingt und - deckt sich mit dessen Tendenz, den + Vereins wird dadurch erfüllt, daßdass die Aufführungen in jeder + Hinsicht + nichtöffentlich sind, daßdass Gäste (auswärtige + ausgenommen) keinen Zutritt haben und daßdass die Mit + glieder sich verpflichten, jede öffent1iche Bericht + erstattung über die Aufführungen und Tätigkeit des + Vereins zu unterlassen, insbesonders Rezensionen, Notizen und Besprechungen in periodischen Druckschriften + weder zu verfassen noch zu inspirieren. Diese Nichtöffentlichkeit der Veranstaltungen wird + durch die gleichsam pädagogischen Bestrebungen des + Vereins bedingt und deckt sich mit dessen Tendenz, den - aufgeführten Werken nur durch die gute Aufführung zu dienen, also lediglich - durch die Wirkung, die von der Musik selbst - ausgeht. Propaganda für Werk und Autor ist nicht Zweck des - Vereins.

- -

Deshalb soll auch keine Richtung bevorzugt und nur das - Wertlose ausgeschlossen werden, im übrigen aber alle moderne Musik, von - Mahler und Strauß bis zu den Jüngsten, die ja sonst fast nicht oder nur - unzulänglich zu Wort kommen, dargebracht werden.

- -

Im Allgemeinen ist der Verein bestrebt, den Mitgliedern das an solchen - Werken darzutun, die geeignet sind, das Schaffen eines Komponisten von - seiner charakteristischesten und zunächst womöglich auch ansprechendsten - Seite zu zeigen. Es kommen daher nebst Liedern, Klavierstücken, - Kammermusik und kleineren Chorsachen auch Orchester werke in Betracht, welche – da der Verein heute noch - nicht die Mittel besitzt, sie in der Originalgestalt aufzu - führen – vorderhand nur in guten und gutstudierten Arran gements zu vier bis acht Händen reproduziert werden - können. Aber: einmalEinmal vor eine solche neue Aufgabe ge - stellt, wurde aus der Not eine Tugend gemacht. Es ist nämlich auf diese - Weise möglich, moderne Orchester werke – aller Klangwirkungen, die nur das Orchester auslöst, und aller sinnlichen Hilfsmittel ent - kleidet – hören und beurteilen zu können. Damit wird der allgemein - übliche Vorwurf entkräftet, daßdass diese Musik ihre Wirkungen ledglich ihrer - mehr oder minder reichen und effektvollen Instrumentation verdanke und - nicht auch alle die Eigenschaften besäße, die bisher für·eine gute + aufgeführten Werken nur durch die gute Aufführung zu + dienen, also lediglich durch die Wirkung, die von der + Musik selbst + ausgeht. Propaganda für Werk und Autor + ist nicht Zweck des Vereins.

+ +

Deshalb soll auch keine Richtung bevorzugt und + nur das Wertlose ausgeschlossen werden, im übrigen aber + alle moderne Musik, von + Mahler und Strauß bis zu den + Jüngsten, die ja sonst fast nicht oder nur unzulänglich zu + Wort kommen, dargebracht werden.

+ +

Im Allgemeinen ist der Verein bestrebt, den Mitgliedern + das an solchen Werken darzutun, die geeignet sind, das + Schaffen eines Komponisten von seiner charakteristischesten + und zunächst womöglich auch ansprechendsten Seite zu + zeigen. Es kommen daher nebst Liedern, Klavierstücken, + Kammermusik und kleineren Chorsachen auch Orchester + werke in Betracht, welche – da der Verein heute noch + nicht die Mittel besitzt, sie in der Originalgestalt aufzu + führen – vorderhand nur in guten und gutstudierten Arran + gements zu vier bis acht Händen reproduziert werden + können. Aber: einmalEinmal vor eine solche neue Aufgabe ge + stellt, wurde aus der Not eine Tugend gemacht. Es ist + nämlich auf diese Weise möglich, moderne Orchester + werke – aller Klangwirkungen, die nur das Orchester + auslöst, und aller sinnlichen Hilfsmittel ent + kleidet – hören und beurteilen zu können. Damit wird + der allgemein + übliche Vorwurf entkräftet, daßdass diese Musik + ihre Wirkungen ledglich ihrer mehr oder minder reichen + und effektvollen Instrumentation verdanke und nicht auch + alle die Eigenschaften besäße, die bisher für·eine gute Musik charakteristisch waren: Melodien, Harmonienreichtum Polyphonie, Formvollendung, Architektur etc.

- -

Ein zweiter Vorteil solchen Musizierens ist in der konzertmäßigen Art der Wiedergabe dieser Arrangements gelegen. Da - es sich dabei nicht um einen Orchesterersatz handelt, sondern darum, die - Orchester werke derart für Klavier umzudenken, daßdass sie in - diesem + +

Ein zweiter Vorteil solchen Musizierens ist in der + konzertmäßigen Art der Wiedergabe dieser + Arrangements gelegen. Da es sich dabei nicht um + einen Orchesterersatz handelt, sondern darum, die Orchester + werke derart für Klavier umzudenken, daßdass sie in diesem Augenblick als selbständige, man könnte fast behaupten : - Klavier-Kompositionen Geltung haben und gehört werden sollen, werden - insbesonders alle Eigenschaften und Eigen tümlichkeiten des - Klaviers ausgenützt, wird allen pianistischen Möglichkeiten Rechnung - getragen. Und nun stellt sich so gar heraus, daßdass bei einer - solchen Reproduktion von Orchester werken mit besonderer - Differenziertheit des Klanges fast nichts verloren geht, ja daßdass gerade - derartige Werke – durch die Sicherheit ihrer Instrumentation, die Echtheit - der ihrer Eingebung angeborenen Klangfarben – imstande sind, dem - Klavier Klangwirkungen zu entlocken, die weit über seine sonstigen - Ausdrucksmöglichkeiten hinausgehen.

- -

In den ersten neun Vereinsveranstaltungen gelangten zur Aufführung bezw.bzw. - Wiederholung:

+ Klavier-Kompositionen Geltung haben und gehört werden + sollen, werden insbesonders alle Eigenschaften und Eigen + tümlichkeiten des Klaviers ausgenützt, wird allen pianistischen + Möglichkeiten Rechnung getragen. Und nun stellt sich so + gar heraus, daßdass bei einer solchen Reproduktion von Orchester + werken mit besonderer Differenziertheit des Klanges fast + nichts verloren geht, ja daßdass gerade derartige Werke – durch die Sicherheit ihrer Instrumentation, die Echtheit der + ihrer Eingebung angeborenen Klangfarben – imstande sind, dem Klavier Klangwirkungen zu entlocken, die weit über + seine sonstigen Ausdrucksmöglichkeiten hinausgehen.

+ +

In den ersten neun Vereinsveranstaltungen gelangten + zur Aufführung bezw.bzw. Wiederholung:

@@ -264,13 +282,17 @@ Alban Berg, Op. 1, Sonate für Klavier; Claude Debussy, zwei Liederzyklen: Proses lyriques - (zweimal) und Fêtes galantes (zweimal); Trois Nocturnes pour orchestre, arr. für zwei - Klaviere zu vier Händen von Maurice Ravel + (zweimal) und Fêtes galantes (zweimal); Trois + Nocturnes pour orchestre, arr. für zwei + Klaviere + zu vier Händen von Maurice Ravel (zweimal); Josef Hauer, - <hi rend="spaced-out">Nomos in sieben Teilen</hi>, Op. 1 und <hi rend="spaced-out">Nomos in fünf Teilen</hi>, Op. 2; + <hi rend="spaced-out">Nomos in sieben Teilen</hi>, Op. 1 und + <hi rend="spaced-out">Nomos in fünf Teilen</hi>, Op. 2; Gustav Mahler, VII. <hi rend="spaced-out">Symphonie</hi>, arr. - für Klavier vier händig (zweimal); Fünf Lieder aus "<hi rend="spaced-out">Des Knaben <lb/>Wunderhorn</hi>" (zweimal); + für Klavier vier händig (zweimal); Fünf Lieder aus "<hi rend="spaced-out">Des Knaben + <lb/>Wunderhorn</hi>" (zweimal); Hans Pfitzner, <hi rend="spaced-out">Fünf Lieder</hi>, Op. 26; Max Reger, @@ -301,8 +323,7 @@

Folgende Werke befinden sich in Vorbereitung und - sind u. a. in Aussicht - genommen:

+ sind u. a. in Aussicht genommen:

@@ -353,16 +374,16 @@

Die Mittel zur Erreichung des Zweckes sollen folgendermaßen aufgebracht werden:

- +

1. Durch die satzungsgemäßen Mitgliedsbeiträge,

- +

2. Durch freiwillige Überzahlungen über diese Beträge,

- -

3. Durch eventuelle freiwillige Zuwendungen Außen - stehender.

- + +

3. Durch eventuelle freiwillige Zuwendungen Außen + stehender.

+

für die Bemessung der Mitgliedsbeiträge ist folgendes maßgebend :

- +

Die wöchentlichen Vereinsabende sind als Konzerte aufzufassen, auf welche die Mitglieder für eine Saison

@@ -376,7 +397,7 @@ Saison übernimmt. Außerdem ist zu Beginn des Vereins jahres, bezw. beim Eintritt in den Verein, eine Grundgebühr zu bezahlen, deren Höhe sich nach der Sitzkategorie richtet.

- +

Es gibt vier Sitzkategorien. Die billigste (4.) kostet wöchentlich 1 Krone, die nächste (3.) 2 Kronen, die folgende(2.) 3 Kronen; die 1. Kategorie ist denjenigen überlassen, welche @@ -515,51 +536,51 @@

Sekretär: Präsident:

- +

Josef Rufer per Adresse: Dr. Paul Pisk, Wien, VI, Proschkogasse 1, Tel. Stelle 4 von 704. Arnold Schönberg

- +

16. Februar 1919.

Auszug aus den Statuten

- +

§ 4. Mitg1ied kann jede unbescholtene·und ehrenhafte Person werden, weiche sich den Vereinssatzungen unterwirft.

- +

§ 6. Die Mitglieder des Vereins sind verpf1ichtet:

- +

a) die Zwecke des Vereins zu fördern und Schädigungen zu verhüten;

- +

b) die Mitgliedsbeiträge für das laufende Jahr auch im Falle des vorzeitigen Austritts zu bezahlen;

- +

c) die Tendenz des Vereins nicht zu verletzen.

- +

§ 8. Die Vereinsleitung besteht aus:

- -

a) dem Präsidenten Arnold Schönberg, dessen Funktionsdauer - nicht begrenzt ist;

- + +

a) dem Präsidenten Arnold Schönberg, dessen Funktionsdauer + nicht begrenzt ist;

+

b) 10 bis 20 Vorstandsmitgliedern (den Vortragsmeistern, dem - Sekretär, den Ordnern etc.), welche von der Generalversammlung im + Sekretär, den Ordnern etc.), welche von der Generalversammlung im mit dem Präsidenten gewählt werden.

- -

§ 9. Der Präsident hat in der Leitung des Vereins voll + +

§ 9. Der Präsident hat in der Leitung des Vereins voll kommen freie Hand. Er bestimmt Höhe und Art der für die - Zwecke des Vereins nötigen Ausgaben, Honorierung der Mitwirkenden + Zwecke des Vereins nötigen Ausgaben, Honorierung der Mitwirkenden und der im § 10 erwähnten Vorstandsmitglieder, Mietpreise der Säle, Ausgaben für Vortragsabende, administrative Regien etc. Ihm steht auch das Recht zu, würdigen und bedürftigen Mitgliedern die Zahlung der Beiträge ganz oder teilweise zu erlassen.

- +

§ 12. Alle Beschlüsse der Generalversamm1ung, ein - schließlich Wahlen, Statutenänderungen, Vereinsauflösung etc., be - dürfen zur Giltigkeit der Zustimmung des Präsidenten

+ schließlich Wahlen, Statutenänderungen, Vereinsauflösung etc., be + dürfen zur Giltigkeit der Zustimmung des Präsidenten

@@ -675,23 +696,24 @@ - - -

Verehrter Herr Busoni, Sie haben mir zwar keine - Antwort gegeben auf Briefe, - die ich Ihnen in der - letzten Zeit geschrieben habe.Die letzten beiden überlieferten Briefe Schönbergs an Busoni stammen vom 30. Januar 1917 sowie aus dem Frühjahr 1917. Aber heute drängtsdrängt’s - mich doch - wieder, Ihnen zu schreibenschreiben, und gegenüber solchem Drang hält - alle Persönlichkeits= und Prestige=Politik bei mir - nicht stand, da nehme - ich keine Rücksicht, weder auf mich noch auf andere, sondern schreibe. Der + + +

Verehrter Herr Busoni, Sie haben mir zwar keine + Antwort gegeben auf Briefe, die ich Ihnen in der + letzten Zeit geschrieben habe. + + Die letzten beiden überlieferten Briefe Schönbergs an Busoni stammen vom 30. Januar 1917 sowie aus dem Frühjahr 1917. + + Aber heute drängtsdrängt’s mich doch + wieder, Ihnen zu schreibenschreiben, und gegenüber solchem Drang + hält alle Persönlichkeits= und Prestige=Politik bei mir + nicht stand, da nehme ich keine Rücksicht, weder auf + mich noch auf andere, sondern schreibe. Der AnlaßAnlass: Steuer mann spielt in dem Verein für Mus. Mmusikalische Priv. APrivataufführungen - Ihre <choice><orig>6</orig><reg>Sechs</reg></choice> Elegien, - und die gefallen mir so außerordentlich, + Ihre <choice><orig>6</orig><reg>Sechs</reg></choice> Elegien, und die gefallen mir so außerordentlich, daßdass ich Ihnen das sagen mußmuss. Ob es Sie interessiert, weiß ich nicht. Vielleicht aber interessiert Sie dieser Verein, den ich gegründet habe. Ich hatte damit einen @@ -738,15 +760,15 @@ Im Verein wurden zu einem späteren Zeitpunkt außerdem von Busoni die Sonatina [Nr. 1] für Klavier, die Violinsonate op. 29 sowie die Toccata für Klavier aufgeführt.

-

Ich grüße Sie herzlichst und denke mir, daßdass Sie mich doch einmal einer Zeile - würdigen könnten. +

Ich grüße Sie herzlichst und denke mir, daßdass Sie + mich doch einmal einer Zeile würdigen könnten. Schließlich: der Schlechteste bin ich ja doch nicht.

Ihr Arnold Schönberg - + diff --git a/text/letters/E010002/D0100110.xml b/text/letters/E010002/D0100110.xml index 3b93dc5cfc6a0ab3e7208ea208d596b95cf70a5e..24da9550c3836d7c7fc7e9788746ba4d34602cb5 100644 --- a/text/letters/E010002/D0100110.xml +++ b/text/letters/E010002/D0100110.xml @@ -164,7 +164,7 @@

Beethoven - I. Eroica <choice><abbr>Variat.</abbr><expan>Variationen</expan></choice> + I. Eroica <choice><abbr>Variat.</abbr><expan>Variationen</expan></choice> II Sonate 109 6 Bagatellen 126 III Sonate op 106

@@ -173,19 +173,19 @@

Chopin I12 Et<choice><orig>u</orig><reg>ü</reg></choice>den (op 10. <choice><abbr>od.</abbr><expan>oder</expan></choice>25) II. 24 Préludes - III. 4 te Ballade - Scherzo Cis m. - Polonaise As d.

+ III. 4 te Ballade + Scherzo Cis m. + Polonaise As d.

Liszt - I. Sonate - IILa Suisse - (N°1 - 9) - III.2 Legenden - od.oder 6 <persName key="E0300081">Paganini</persName> <choice><abbr>Etdn.</abbr><expan>Etüden</expan></choice> - od.oder Norma Fantasie

+ I. Sonate + IILa Suisse + (N°1 - 9) + III.2 Legenden + od.oder 6 <persName key="E0300081">Paganini</persName> <choice><abbr>Etdn.</abbr><expan>Etüden</expan></choice> + od.oder Norma Fantasie

diff --git a/text/letters/E010002/D0100117.xml b/text/letters/E010002/D0100117.xml index f775d74b7f278a58c26d099fbcd14ed4784d8757..c6950dc52080e73a3419fdfacc8391d5f3d9bc11 100644 --- a/text/letters/E010002/D0100117.xml +++ b/text/letters/E010002/D0100117.xml @@ -241,7 +241,7 @@ eintrafen. Es ist von der besten Unterrichts- Musik, was darin steht, - u.und ich gab mir mit + u.und ich gab mir mit der Interpretation ent sprechende Mühe. –

diff --git a/text/letters/E010002/D0100119.xml b/text/letters/E010002/D0100119.xml index 935df6f5b150156c11b3af9369aefc385baa9a15..c252bc7586797256e989725acfec2c5d13d4eb1f 100644 --- a/text/letters/E010002/D0100119.xml +++ b/text/letters/E010002/D0100119.xml @@ -162,7 +162,7 @@ ihm zu reden. Ein Lob ist nicht weniger die Anmaassßung eines Urtheils, als ein Tadel. Sie loben mich, also kritisieren Sie - – so habe ich oft empfunden. – + – so habe ich oft empfunden. –

diff --git a/text/letters/E010002/D0100175.xml b/text/letters/E010002/D0100175.xml index 11f6399c94eac23e5a9bc936abaa16676a65aa5f..1dfdd7eb8797a12759b637d674a185c7a1735975 100644 --- a/text/letters/E010002/D0100175.xml +++ b/text/letters/E010002/D0100175.xml @@ -209,7 +209,7 @@

Ich habe meine # - der Bellinda # #: + der Bellinda # #: 30 Exemplare des Klavieraus zugs autographiert 1280 frs Orchestermaterial in diff --git a/text/letters/E010005/D0100308.xml b/text/letters/E010005/D0100308.xml index b84f47bb705283ee431c23b83b59a00b22716b18..de740953cd1ab72fb8590590c3a4eb5635f80bb4 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100308.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100308.xml @@ -157,7 +157,7 @@

Ich weiss nichts, wirklich nichts auf der Welt,(den Krieg einbegriffen), was stärker in mein Leben hineinragte als die Opern. Nicht - wegen ihrer Form, Leichtigkeit und vollkom + wegen ihrer Form, Leichtigkeit und vollkom menheit allein. Sondern weil dies alles ja in Wahrheit nur die Handschrift, die Pinsel führung eines wurderbare Menschengefühles @@ -178,22 +178,22 @@

Ein Bekenntniss zur ZeitschriftHierbei handelt es sich um die züricher Zeitschrift Zeit-Echo, welche 1917-1918 14 Tägig herausgebracht wurde und zu dieser Zeit unter der Leitung von Ludwig Rubiner stand. noch: für die Zeichnung von RichterZeichnung befindet sich in folgender Ausgabe:Zeit-Echo, Volume 3, Number 1, May 1917; Hans Richter (1888-1976), war ein bekannter Dadaist, welcher sich während seiner Zeit in Zürich auch mit der künstlerischen Kontrapunktlehre von Ferruccio Busoni beschäftigte, die diesmal drin ist, übernehmen - ich die volle Verantwortung. Ich bin sogar froh, durch - die Zeitschrift das ermöglicht zu haben. Es ist, - glaube ich, ein zwar folgenreicher aber doch kein + ich die volle Verantwortung. Ich bin sogar froh, durch + die Zeitschrift das ermöglicht zu haben. Es ist, + glaube ich, ein zwar folgenreicher aber doch kein böser Eingriff in ein Leben, eines Menschen - den Funken zu entlocken, der doch schlieslich in - jedem Menschen sitzt, und meistens nur verhüllt - bleibt. Ich, in meinem Leben, verdanke das - Springenlassen des Funkens – das unbekümmerte - Bekenntnis zum Ich und zum Anderen (gemeinsam) - – mehrmals Ihrer Person. Es wäre (vermutlich) - kleinlich, selbstsüchtig und undankbar von mir, wenn - ich das Feuer nicht weitergäbe. - Unser Geheimnis - im Leben ist ja, dass wir – bis zu einem gewissen - Grade der Empfänglichkeit – das Feuer weitergeben + den Funken zu entlocken, der doch schlieslich in + jedem Menschen sitzt, und meistens nur verhüllt + bleibt. Ich, in meinem Leben, verdanke das + Springenlassen des Funkens – das unbekümmerte + Bekenntnis zum Ich und zum Anderen (gemeinsam) + – mehrmals Ihrer Person. Es wäre (vermutlich) + kleinlich, selbstsüchtig und undankbar von mir, wenn + ich das Feuer nicht weitergäbe. - Unser Geheimnis + im Leben ist ja, dass wir – bis zu einem gewissen + Grade der Empfänglichkeit – das Feuer weitergeben müssen; den Anderen, bis zu einem gewissen - Grade seinen Verständnissen, einweihen müssen. + Grade seinen Verständnissen, einweihen müssen.

Deutsche @@ -203,25 +203,25 @@

Und nun. Wenn Ihnen die Haltung nicht"com promittierend""komprimittierend für Ihre gute Laune zu sein - scheint; nicht verstimmend auf Sie wirkt; - nicht Sie abstösst, - so wüsste ich mir nichts besseres, als das hier zu sagen: - Einmal kommt gewiss der Moment, wo - auch Sie ein Wort sprechen mögen, dass die - Weltereignisse nach Ihrem Herzen lenken - sollte. Wir dürfen nicht glauben, dass ein - solches Wort wirkungslos bliebe. Wir müssen - daran denken, dass die Augen des ganzen + scheint; nicht verstimmend auf Sie wirkt; + nicht Sie abstösst, + so wüsste ich mir nichts besseres, als das hier zu sagen: + Einmal kommt gewiss der Moment, wo + auch Sie ein Wort sprechen mögen, dass die + Weltereignisse nach Ihrem Herzen lenken + sollte. Wir dürfen nicht glauben, dass ein + solches Wort wirkungslos bliebe. Wir müssen + daran denken, dass die Augen des ganzen Europas auf die Worte, die hier aus der - Schweiz öffentlich hervorgehen, gerichtet sind. "Die literarisch-bildkünstlerische Zeitschrift «Zeit-Echo» (1914-1917) stellt einen Querschnitt der Bewußtseinsgeschichte der Dichter und Künstler im Ersten Weltkrieg dar." - (Zudem ist, technisch gesprochen, die Auflage - sehr grossß.) – Und für die letzte Skepsis kann ich - nur sagen: Das Wort eines Menschlichkeits– - Genius lenkt immer die Herzen, zieht - immer Kreise, wird immer in der Welt zu etwas wirklichem!

+ Schweiz öffentlich hervorgehen, gerichtet sind. "Die literarisch-bildkünstlerische Zeitschrift «Zeit-Echo» (1914-1917) stellt einen Querschnitt der Bewußtseinsgeschichte der Dichter und Künstler im Ersten Weltkrieg dar." + (Zudem ist, technisch gesprochen, die Auflage + sehr grossß.) – Und für die letzte Skepsis kann ich + nur sagen: Das Wort eines Menschlichkeits– + Genius lenkt immer die Herzen, zieht + immer Kreise, wird immer in der Welt zu etwas wirklichem!

Deutsche @@ -231,16 +231,16 @@

Sie sehen, dass meine Frage nicht die - übliche starre Redaktions–Aufforderung zur - "Mitarbeit" ist. Sondern die Aussage: Wenn Sie - es einmal mit der Welt nicht länger ausalten, - und wenn Sie der Welt einen Ihrer Menschlichkeit + übliche starre Redaktions–Aufforderung zur + "Mitarbeit" ist. Sondern die Aussage: Wenn Sie + es einmal mit der Welt nicht länger ausalten, + und wenn Sie der Welt einen Ihrer Menschlichkeit keitsbriefe schreiben mögen — und wollen, dass - sie ihn zu lesen bekommen— - so wissen Sie, wer Ihnen zur Verfügung steht. - Ha, "Verfügungstehen" - welch protziges Wort! - Nein, wer sich unendlich freuen würde; tief - davon überzeugt, dass ein Wort aus Ihrem + sie ihn zu lesen bekommen— + so wissen Sie, wer Ihnen zur Verfügung steht. + Ha, "Verfügungstehen" - welch protziges Wort! + Nein, wer sich unendlich freuen würde; tief + davon überzeugt, dass ein Wort aus Ihrem Munde die Menschen tausendmal stärker Itrifft, als die ewig geschäftsmässigen Redensarten der Berufspolitiker. Denn es gehtja hier diff --git a/text/letters/E010005/D0100312.xml b/text/letters/E010005/D0100312.xml index 6b47d9c82e34c148a85e39fac4647e005d1e09d0..abfbe64256ac0e9df8589785831e4c318dac7fe9 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100312.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100312.xml @@ -15,26 +15,21 @@ Digitization by - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz - Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der - Humboldt-Universität zu Berlin + Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin - Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA - 4.0) + Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe - Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig - Rubiner + Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner Christian Schaper Ullrich Scheideler @@ -43,8 +38,7 @@ Deutschland Berlin - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4270 @@ -61,11 +55,11 @@ + /> + /> + /> Das war eine wunderbare Freundesüberraschung! @@ -80,23 +74,13 @@ - Hand des Absenders Ludwig - Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer - Schreibschrift. + Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. Hand Gerda Busonis, die mit Bleistift eine Paginierung vorgenommen und das Datum auf der Umschlagrückseite notiert hat. - Hand des Archivars, der mit - Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen - hat. - Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb - des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat - Bibliotheksstempel (rote Tinte) + Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat. + Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat + Bibliotheksstempel (rote Tinte) Bibliotheksstempel (blaue Tinte) - Poststempel (schwarze Tinte) + Poststempel (schwarze Tinte) Unbekannte Hand, die auf der Umschlagrückseite mit Bleistift das Kürzel K. 5w notiert hat. @@ -121,21 +105,20 @@ L. Rubiner Villa Rossa - MuraltoLocarno + MuraltoLocarno - K. 5w + K. 5w Zürich 3 29. I. 1918.-5 - VIII Eildienst & Fächer + VIII + Eildienst & Fächer Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin 28 Jan 1918 @@ -143,8 +126,8 @@ Nachlaß Busoni B II Mus.ep. L. Rubiner 11 - Mus.Nachl. F. Busoni B - II, 4270-Beil. + Mus.Nachl. F. Busoni + B II, 4270-Beil. @@ -152,7 +135,7 @@ Der Brief wurde in Locarno am - 28.Januar 1918 + 28.Januar 1918 verfasst. @@ -160,42 +143,32 @@ -

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis - Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten - Bindestrichen.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden - in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch - XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen - wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

+

Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

- Rubiner, - Ludwig + Rubiner, Ludwig 28. Januar 1918 - Muralto - + Muralto + - Busoni, - Ferruccio - Zürich + Busoni, Ferruccio + Zürich @@ -207,10 +180,8 @@ - Vorlagen-Datei erstellt, - Transkription ausstehend, status todo. - in Bearbeitung - status="unfinished" + Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo. + in Bearbeitung status="unfinished" status="proposed" erste Durchsicht @@ -230,16 +201,15 @@
- + - + - Mus.ep. L. Rubiner 11 (Busoni-Nachl. B II) + Mus.ep. L. Rubiner 11 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4270 [1] - +
MuraltoLocarno @@ -250,146 +220,189 @@ - Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin - Lieber und verehrtester Herr Busoni! + Lieber und verehrtester + Herr Busoni!

- Das war eine wunderbare Freun desüberraschung! Nun lese - ich den Arlecchino in Ruhe, und es ist - mir, in der Stille des Zimmers, fast unbegreiflich, dass dieses Werk - nicht — den Dirigenten vorausgesetzt — auf der Bühne von selbst - ablaufen sollte! Nur wer in Zürich den Widerstand der Materie + Das war eine wunderbare Freun + desüberraschung! Nun lese ich + den Arlecchino in Ruhe, und es + ist mir, in der Stille des Zimmers, fast unbegreiflich, dass dieses + Werk nicht — den Dirigenten + vorausgesetzt — auf der Bühne + von selbst ablaufen sollte! Nur + wer in Zürich den Widerstand + der Materie Am 11. Mai 1917 findet die Erstauffürung von Arlecchino in Zürichstatt. - miterlebt hat (und ich möchte beinahe Materie physi - kalisch gleichsetzen mit Wagneroper, Wagnerorchester und - Wagnersänger, also - gerade so altmodischen Dingen wie Materie), nur der kann - 2. - begreifen, dass das - Publikum - nicht heimlich Sekt kommen lässt, um zum Schluss diese heitere - Trunkenheit zur Wirklich keit zu machen. Diesen Arlecchino - stelle ich mir vor: im wirklichen Theater, im - italienischen. Keine kunstgewerblichen Dynamitdeko rationen, sondern normale, fast zu normale, ckonventionelle, fast witzig vor CKonvention. Der Zuschauerraum nicht feierlich verdunkelt wie - bei Tristanno <lb/>ed Isotta, - sondern recht strahlend hell, damit man schöne Schultern und heitere - Menschen sehen soll. Das Publikum nicht mit den Händen erhaben vor dem - Bauch, sondern lebhaft, sogar nicht einmal still; die Musik - 3 - muss sie zur Stille zwingen, nicht eine gewaltsame Theater ordnung; in der Pause vorher Orangenverkäufer; Beifall - bei offener Sczene; Mitgerissen sein vom Temperament der Musik. Ein solches Stück wie - das grossße Quartett Arlecchino, IV. Satz, Nr. 7 (Szene, Quartett und Melodram). muss fünf mal da capo verlangt und - gesungen werden. Die ganze Oper ein ewiger CKarneval. Sie muss überall da gespielt werden, wo die Menschen - recht traurig sind, wo es Hunger, Pest, Tote, Kriegsverwüstung, + miterlebt hat (und + ich möchte beinahe Materie physi + kalisch gleichsetzen mit Wagneroper, Wagnerorchester und + Wagnersänger, also gerade so altmodischen Dingen + wie Materie), nur der kann + + 2. + begreifen, dass das Publikum + nicht heimlich Sekt kommen + lässt, um zum Schluss diese + heitere Trunkenheit zur Wirklich + keit zu machen. Diesen Arlecchino + stelle ich mir vor: im wirklichen Theater, im italienischen. Keine + kunstgewerblichen Dynamitdeko + rationen, sondern normale, fast zu normale, ckonventionelle, fast witzig vor CKonvention. Der Zuschauerraum nicht feierlich + verdunkelt wie bei Tristanno + <lb/>ed Isotta, sondern recht strahlend + hell, damit man schöne Schultern + und heitere Menschen sehen + soll. Das Publikum nicht mit + den Händen erhaben vor dem + Bauch, sondern lebhaft, sogar + nicht einmal still; die Musik + + 3 + muss sie zur Stille zwingen, nicht eine gewaltsame Theater + ordnung; in der Pause vorher + Orangenverkäufer; Beifall + bei offener Sczene; Mitgerissen + sein vom Temperament der + Musik. Ein solches Stück wie + das grossße Quartett Arlecchino, IV. Satz, Nr. 7 (Szene, Quartett und Melodram). muss fünf + mal da capo verlangt und + gesungen werden. Die ganze + Oper ein ewiger CKarneval. Sie muss überall da gespielt + werden, wo die Menschen recht + traurig sind, wo es Hunger, Pest, Tote, Kriegsverwüstung, Krüppel, Sklavenaufstand, dumpfe Luft gegeben hat.

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Lieber Herr Busoni - und Freund Busoni, wir mögen uns theoretisch tausendmal - 4. - aneinander vorbeiverstehen, prak tisch kommt es doch genau - so heraus, wie ich Sie mir mit Ihren Schöpfungen gleich zum - ersten Mal und in nuce vor stellte: Heilung, Tröstung, +

Lieber Herr Busoni und + Freund Busoni, wir mögen + uns theoretisch tausendmal + + 4. + aneinander vorbeiverstehen, prak + tisch kommt es doch genau so + heraus, wie ich Sie mir mit + Ihren Schöpfungen gleich zum + ersten Mal und in nuce vor + stellte: Heilung, Tröstung, Vorbild. Bereits im Mai 1916 war ein Aufsatz Rubiners über Busoni mit dem Titel Tröster erschienen. Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin

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Stellen Sie sich einmal in einem dumpfen Lande und unter dumpfen - Menschen (alle Länder und Menschen sind dumpf) diesen Arlecchino vor: Wird das nicht - einen belebenden, bluterregenden, aufrührerischen Zug unter die - Menschen bringen?

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Der Werther trieb die jungen Leute seiner Zeit zum Selbstmord; dieser Arlecchino wird sie - aber zur Freiheit treiben; und nicht zu einer plumpen, dis kussionsartigen Speczialfreiheit, +

Stellen Sie sich einmal in + einem dumpfen Lande und + unter dumpfen Menschen (alle + Länder und Menschen sind + dumpf) diesen Arlecchino vor: Wird das nicht einen belebenden, bluterregenden, aufrührerischen + Zug unter die Menschen bringen?

+ +

Der Werther trieb die jungen + Leute seiner Zeit zum Selbstmord; dieser Arlecchino wird sie aber + zur Freiheit treiben; und + nicht zu einer plumpen, dis + kussionsartigen Speczialfreiheit, B II, 4270 - 5 sondern zu einer losgelösten, möchte fast sagen: freien + 5 sondern zu einer losgelösten, möchte fast sagen: freien Freiheit, einer untechnischen. Einer, gegen die man nichts unternehmen kann. Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin - Vorbild nenne ich ja nicht nur das - Sczenenbild, sondern gerade das, wogegen man sich überhaupt nicht mehr - wehren kann, das man gar nicht mehr diskutieren kann, das man hinnehmen muss; - also hier auch die Wirkung der Injecktion durch die Musik.

+ Vorbild nenne ich ja nicht + nur das Sczenenbild, sondern + gerade das, wogegen man sich + überhaupt nicht mehr wehren + kann, das man gar nicht + mehr diskutieren kann, das man hinnehmen muss; + also hier auch die Wirkung der + Injecktion durch die Musik.

So ein Stück wie das Quartett, - wo Bachscher CKantatenkontra punkt zum buntesten Flimmer= Kugelspiel der freiesten, - 6. leichtesten, schwebendsten und springendsten Commedia - dell’Arte - - wird, so ein Stück war bisher überhaupt noch nicht da. In - zwanzig Jahren wird kein Mensch mehr begreifen, dass bei - natürlich ausgebildeten Schau spielern, Sängern und Musikern + wo Bachscher CKantatenkontra + punkt zum buntesten Flimmer= Kugelspiel der freiesten, + 6. leichtesten, schwebendsten + und springendsten Commedia + dell’Arte wird, so ein Stück + war bisher überhaupt noch + nicht da. In zwanzig + Jahren wird kein Mensch + mehr begreifen, dass bei + natürlich ausgebildeten Schau + spielern, Sängern und Musikern der Arlecchino jemals - technische Schwierigkeiten geboten haben soll. Man wird das Stück - am jährlich wiederholten Gedenkfeiertag des Friedensschlusses spielen, - überall, in kleinen Dörfen unter einem Zeltdach, falls es regnen - sollte; auf Brettern, die über Tonnen gelegt werden (die Celesta - stellt die CKommune - 7. zur Verfügung).

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Dies meine ich von der direkten Wirkung - des Arlecchino. Zweyg berg, ein stiller, fast - grämlicher Mensch, war in meinem Zimmer, ich zeigte ihm den Klavieraus - zug, wir lasen beide ganz still, er musste manchmal + technische Schwierigkeiten + geboten haben soll. Man + wird das Stück am jährlich + wiederholten Gedenkfeiertag + des Friedensschlusses spielen, + überall, in kleinen Dörfen + unter einem Zeltdach, falls es + regnen sollte; auf Brettern, die über Tonnen gelegt werden + (die Celesta stellt die CKommune + + 7. zur Verfügung).

+

Dies meine ich von der direkten + Wirkung des Arlecchino. Zweyg + berg, ein stiller, fast grämlicher + Mensch, war in meinem Zimmer, ich zeigte ihm den Klavieraus + zug, wir lasen beide ganz + still, er musste manchmal vor Freude laut auflachen.

- +

- Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin - - Dieses Stück ist nun aber von einer Vollkommen heit der in der Realisierung - des schwebend leichtesten Phantasiebildes, dass der andere - entweder völlig ent mutigt wird oder sich zu den - höchsten Leistungen angespornt sieht. Nachdem das erste - 8 eingetreten war, doch voller Freude und Genuss, stiessß ich zuletzt auf das andere.

+ + Dieses Stück ist nun + aber von einer Vollkommen + heit der in der Realisierung + des schwebend leichtesten + Phantasiebildes, dass der + andere entweder völlig ent + mutigt wird oder sich zu + den höchsten Leistungen angespornt + sieht. Nachdem das erste + + 8 eingetreten war, doch voller + Freude und Genuss, stiessß ich + zuletzt auf das andere.

Man nennt das Reinigung.

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Übrigens finde ich, dass das Merkzeichen - von in sich geschlossener Erfindung (in der Musik wie in der Dichtung) - immer eine solche Reinigung ist. Es ist charakteristisch: Die - sehr hohen und guten Dinge kann man nicht nach machen, man - kann sich nur von ihnen kräftigen lassen. (Innerlichste, propagandlose - absolute Unmöglichkeit des Dilettantismus. Dagegen: Ansporn zur - Arbeit oder Verurteilung zum Schweigen. — Meine Vorstellung vom - Vorbild!) — Nun möchte ich Frau - Gerda so viel Handküsse geben, wie sie - mir erlaubt, und Ihnen eine herzliche Umarmung von Ihrem - Freund

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Übrigens finde ich, dass das + Merkzeichen von in sich + geschlossener Erfindung (in der + Musik wie in der Dichtung) + immer eine solche Reinigung + ist. Es ist charakteristisch: Die sehr hohen und guten + Dinge kann man nicht nach + machen, man kann sich nur + von ihnen kräftigen lassen. (Innerlichste, propagandlose + absolute Unmöglichkeit des + Dilettantismus. Dagegen: Ansporn + zur Arbeit oder Verurteilung zum + Schweigen. — Meine Vorstellung vom + Vorbild!) — Nun möchte ich Frau + + Gerda so viel Handküsse geben, wie + sie mir erlaubt, und Ihnen eine + herzliche Umarmung von Ihrem Freund

+ - Ludwig - Rubiner. + Ludwig Rubiner.
diff --git a/text/letters/E010005/D0100313.xml b/text/letters/E010005/D0100313.xml index 372567fb2770e8a7f3debee8dc9ffb1d093669f7..557151995b3ee22d4a5bb9a7bd6b29fd35f5b2bd 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100313.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100313.xml @@ -154,7 +154,7 @@ - + Rubiner, Ludwig @@ -268,7 +268,7 @@

Dann der aussßerordentliche Mut, mit der einfachsten - Selbstverständlichkeit von + Selbstverständlichkeit von der Welt, richtige Oper zu machen: Unerhört. Und bei allen die vollkommene @@ -290,7 +290,7 @@ Leben steht. Das nicht nur Ausgedachte, sondern auch im phantastischsten Bezirk - noch Empfundene; — ein + noch Empfundene; — ein Zeichen dafür die menschliche Vielseitigkeit: köstlichstes Stück der heiter–melancholische @@ -420,7 +420,7 @@ 8

mehr oder weniger als Goethe gewesen - sei, für recht ekelerregend halte. + sei, für recht ekelerregend halte. Übrigens verstehe ich die Frage garnicht, glaube, dass man sie nicht stellen kann, und finde das alles sehr diff --git a/text/letters/E010005/D0100314.xml b/text/letters/E010005/D0100314.xml index 652f097d8dd2775178564a2feb759e25830a4673..b0e02514ee3be0df8c26e602676001514c43ca85 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100314.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100314.xml @@ -472,7 +472,7 @@ Es soll doch mal ein tolles, laster haftes und orgienhaftes Aben teuerleben hier geführt worden - sein? (Vergl. Hauffs Bettelweib + <lb/>sein? (V<orig>er</orig>gl. <persName key="E0300346">Hauffs</persName> <title key="E0400311" rend="dq-du">Bettelweib <lb/>von <placeName key="E0500183">Locarno</placeName>)Unter den Schriften Wilhelm Hauffs lässt sich kein Werk dieses Titels finden. Bettelweib von Locarno ist der Titel einer kurzen Erzählung Heinrich von Kleists. Vermutlich hat Rubiner diese mit Hauffs Erzählung Die Bettlerin vom Pont des Arts verwechselt. – Dies beschränkt sich heute auf den Kropf der diff --git a/text/letters/E010005/D0100315.xml b/text/letters/E010005/D0100315.xml index 64c95dd03525d128e35e5f712706a68e4b016214..3d9a99b7bff21d3790f16ca10ef89f8d9b450739 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100315.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100315.xml @@ -15,26 +15,21 @@ Digitization by - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz - Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der - Humboldt-Universität zu Berlin + Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin - Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA - 4.0) + Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe - Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig - Rubiner + Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner Christian Schaper Ullrich Scheideler @@ -43,8 +38,7 @@ Deutschland Berlin - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4273 @@ -62,10 +56,10 @@ Donnerstag aAbend + /> - + /> + Dass äussßerer Aufenthalt Ihre Partitur stocken lässt @@ -80,22 +74,12 @@ - Hand des Absenders Ludwig - Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer - Schreibschrift. - Hand des Archivars, der die Signaturen mit - Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen - hat. - Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb - des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat - Bibliotheksstempel (rote Tinte) - Poststempel (schwarze Tinte) - + Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. + Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat. + Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat + Bibliotheksstempel (rote Tinte) + Poststempel (schwarze Tinte) + @@ -109,17 +93,14 @@ Herrn Prof. Ferruccio Busoni Zürich VI - Scheuchzerstr. - 36. + Scheuchzerstr. 36.

Abs.: Rubiner. - MuraltoLocarno - Villa - Rossa. + MuraltoLocarno + Villa Rossa.
Wer ist Ihr biederer Impresario? @@ -133,25 +114,22 @@ Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin - Nachlaß Busoni B II Mus.ep. L. Rubiner - 14 - Mus.Nachl. F. Busoni B - II, 4273-Beil. + Nachlaß Busoni B II Mus.ep. L. Rubiner 14 + Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4273-Beil. Der Brief wurde in Muralto am - 21. Februar 1918 + 21. Februar 1918 verfasst. @@ -159,42 +137,32 @@ -

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis - Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten - Bindestrichen.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit doppelten Bindestrichen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden - in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch - XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen - wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

- Rubiner, - Ludwig + Rubiner, Ludwig - Muralto + Muralto - + - Busoni, - Ferruccio - Zürich + Busoni, Ferruccio + Zürich @@ -206,10 +174,8 @@ - Vorlagen-Datei erstellt, - Transkription ausstehend, status todo. - in Bearbeitung - status="unfinished" + Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo. + in Bearbeitung status="unfinished" status="proposed" erste Durchsicht @@ -225,12 +191,10 @@
- + - Mus.ep. - L. Rubiner 14 (Busoni-Nachl.) B II) + Mus.ep. L. Rubiner 14 (Busoni-Nachl.) B II) @@ -239,7 +203,7 @@ - + Donnerstag aAbend. @@ -248,91 +212,105 @@ Sehr lLieber! - +

- Dass äussßerer Aufenthalt Ihre Partitur stocken lässt, erfüllt mich mit - Schmerz – auch egoi stischem: sie war mir ein Ansporn, das - Höchste zu versuchen! Ich erhoffe Höchstes vom Faust!!!! —

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Ihr Brief macht mich gänzlich glücklich und legt mir die höchste Verant wortung - auf. — - Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Dass äussßerer Aufenthalt Ihre + Partitur stocken lässt, erfüllt + mich mit Schmerz – auch egoi + stischem: sie war mir ein Ansporn, das Höchste zu versuchen! Ich erhoffe + Höchstes vom Faust!!!! —

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Ihr Brief macht mich gänzlich + glücklich und + legt mir die höchste Verant wortung auf. — + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin

- - -

Ich kann an die Dinge nur heran gehen; ob ich - sie erfülle, weissß - ich nicht. Oft schaudere ich inmitten der Arbeit und komme mir - kindisch oder - wahnsinnig vor. Dann hält mich aber wieder die Vernunft aufrecht, - und dasss Wissen, dass ich selbst durch die Dinge hindurchgegangen - bin.

-

Mit einer Bemerkung in der Neujahrsnacht haben Sie - unendlich recht gehabt. Dies einmal mündlich. Wüsste keinen - Menschen, dem ich das geistige Vertrauen so schenken müsste, wie - Ihnen!

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Indes – zur Sprache gewan delte Musik ist fast zu stark für mein - Unternehmen. Ich nehme, absichtlich, meiner Sprache den schwingenden - Klang, ich nehme ihr die schönen Worte, - ich lasse sie oft so sachlich sein, dass das normale + + +

Ich kann an die Dinge nur heran + gehen; ob ich sie erfülle, weissß + ich nicht. Oft schaudere ich inmitten der Arbeit und + komme mir kindisch oder + + wahnsinnig vor. Dann hält mich + aber wieder die Vernunft aufrecht, + und dasss Wissen, dass ich selbst + durch die Dinge hindurchgegangen + bin.

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Mit einer Bemerkung in der + Neujahrsnacht haben Sie unendlich + recht gehabt. Dies einmal mündlich. Wüsste keinen Menschen, dem + ich das geistige Vertrauen + so schenken müsste, wie Ihnen!

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Indes – zur Sprache gewan + delte Musik ist fast zu stark + für mein Unternehmen. Ich + nehme, absichtlich, meiner Sprache + den schwingenden Klang, ich + nehme ihr die schönen Worte, ich + lasse sie oft so sachlich + sein, dass das normale + [2] - Auge sie hässlich nennen müsste. - Ich lasse sie streiten, überzeugen, suggerieren, befehlen – + Auge sie hässlich nennen + müsste. Ich lasse sie streiten, überzeugen, suggerieren, befehlen – wenigstens ich versuche das – und in alltäglicher Sprache.

- +

- Ha raggione, ora scorgemi là, dove i suoi voti mi - collocavano, Du hast recht, jetzt siehst du mich dort,wo seine Stimmen mich platziert haben aber ich hatte es im Leben nicht - billiger, ich musste durch manches. Gerade Sie wissen das, denn Sie - haben mich viel genauer beobach tet, als irgendjemand; und in den Kern hinein. Immer voraus gesetzt, dass meine Arbeit gelingt.

- -

Neulich, nachdem ich bisher nur je ½eine halbe Minute mit - Huber gesprochen, volle 5fünf Minuten - zusammengesessen. Sie hatten Recht: ein feiner und sympathischer - Mensch, ungewohnt beweglich für einen Schweizer. Wir werden uns noch - sehen. - Doch weissß ich noch nicht, ob nicht zu viel typische Kunstatmosphäre um - ihn ist.

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Ich traf Wolfgang Hartmann, + Ha raggione, ora scorgemi là, dove i suoi voti mi collocavano, Du hast recht, jetzt siehst du mich dort,wo seine Stimmen mich platziert habenaber ich hatte es im Leben nicht + + billiger, ich musste durch manches. Gerade Sie wissen das, denn Sie + haben mich viel genauer beobach + tet, als irgendjemand; und in den + Kern hinein. Immer voraus + gesetzt, dass meine Arbeit gelingt.

+ +

Neulich, nachdem ich bisher + nur je ½eine halbe Minute mit + Huber gesprochen, volle 5fünf Minuten zusammengesessen. Sie hatten Recht: ein feiner und + sympathischer Mensch, ungewohnt + beweglich für einen Schweizer. Wir werden uns noch sehen. + Doch weissß ich noch nicht, ob nicht + zu viel typische Kunstatmosphäre + um ihn ist.

+ +

Ich traf Wolfgang Hartmann, Hartmann gehörte zu Busonis - Zürcher Freundeskreis (, S. 45 f.). er fragte nach Ihnen, sehr bedrückt, keine - Antwort auf einen Brief Folgende Brief ist bis jetzt noch nirgendwo aufgetaucht - erhalten zu haben. Was - er im Inneren ist, weissß ich nicht; vielleicht ist er auch der ewige Neuling, - probiert alles irgendwo bis zu einem gewissen Grade aus. Er lockt - mich nicht sehr, ist sehr gequält, aber nicht unsympathisch.

+ Zürcher Freundeskreis (, S. 45 f.). er fragte nach Ihnen, sehr bedrückt, keine Antwort auf einen Brief Folgende Brief ist bis jetzt noch nirgendwo aufgetaucht + erhalten zu haben. Was + er im + Inneren ist, weissß ich nicht; vielleicht + ist er auch der ewige Neuling, + probiert alles irgendwo bis zu + einem gewissen Grade aus. Er + lockt mich nicht sehr, ist sehr + gequält, aber nicht unsympathisch.

- -

Frieden, ja. Natürlich. La paix - d’abord.Frieden zuerstDass aber die Brutalitätsschnauze General Hoffmann der moralische Sieger - für Generationen sein soll, hat mich vorlaufig zwei Tage meines - Lebens gekostet. Und er war doch schon so vernünftig: Krieg führen wir nicht, aber mit Ihnen machen wir keinen - Vertrag! Nun ist es nichts, und auch noch 8 Milliarden Rubel CKontri butionen! Max Hoffmann und seine Tätigkeit als Generalstabschef spielte eine wichtige Rolle - bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk . Vor allem war Hoffmann - der Anreger der Friedenskonferenz, infolgedessen am 3. März 1918 ein Friedensvertrag zwischen Sowjetrussland und dem Militärbündnis geschlossen wurde. Händedruck von Herzen Ihnen

- + +

Frieden, ja. Natürlich. La paix d’abord.Frieden zuerstDass aber die + Brutalitätsschnauze General + Hoffmann der moralische Sieger + für Generationen sein soll, hat + mich vorlaufig zwei Tage meines + Lebens gekostet. Und er war doch schon + so vernünftig: Krieg führen wir + nicht, aber mit Ihnen machen wir + keinen Vertrag! Nun ist es nichts, und + auch noch 8 Milliarden Rubel CKontri butionen! Max Hoffmann und seine Tätigkeit als Generalstabschef spielte eine wichtige Rolle + bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk . Vor allem war Hoffmann + der Anreger der Friedenskonferenz, infolgedessen am 3. März 1918 ein Friedensvertrag zwischen Sowjetrussland und dem Militärbündnis geschlossen wurde. Händedruck von Herzen Ihnen

+ - Ihr Ludwig - Rubiner + Ihr Ludwig Rubiner - - - + + +
diff --git a/text/letters/E010005/D0100321.xml b/text/letters/E010005/D0100321.xml index ebfd61e1750736f12e99a62bd4e6d8afbc505f30..b648d9fe43061235f36745ad50bd8a28b1c3cfbc 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100321.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100321.xml @@ -154,11 +154,11 @@

Es ist nicht leicht zu präzisieren, was mir - Faust II bedeutet; planmässßig Ihre Frage zu beantworten ist mir sogar gegenwärtig unmöglich. - Allein es ist mir selbst wichtig, etwas darüber - festzustellen; u.und so schicke ich mich an, an diesem - Sonntag Vormittag nach einem gut gerathenen - Konzert Abendabend, einige Klarheit zu gewinnen + Faust II bedeutet; planmässßig Ihre Frage zu beantworten ist mir sogar gegenwärtig unmöglich. + Allein es ist mir selbst wichtig, etwas darüber + festzustellen; u.und so schicke ich mich an, an diesem + Sonntag Vormittag nach einem gut gerathenen + Konzert Abendabend, einige Klarheit zu gewinnen u.und nach Kräften zu formulieren. Von Februar bis April 1918 fand in Zürich eine Reihe von fünf Populären Konzerten zur Entwicklung des Klavierkonzertes statt (25. Februar, 11. März, 25. März, 8. April 1918, 23. April 1918, vgl. , S. 65—77.). Den Sonntag, den 21. April 1918 verbrachte Busoni in Genf, wo er am Samstag, 20. April 1918, ein Konzert in der Salle de la Réformation et hôtel Victoria gab (vgl. Journal de Genève 1918, S. 6, Sp. 1). @@ -166,31 +166,31 @@

Zunächst, u.und wie Sie längst wissen, sehe ich alles als Künstler an. Und da spricht - mich manches eindringlichst an; in der - Tat reicht der Dichter hier an die höchsten Höhen. - Ich nenne: Fausts Ansprache an die Sonne. + mich manches eindringlichst an; in der + Tat reicht der Dichter hier an die höchsten Höhen. + Ich nenne: Fausts Ansprache an die Sonne. Die Szene, die von den Müttern spricht. Die vier grauen Weiber. - und - als Aufbau der vollständige letzte + und - als Aufbau der vollständige letzte Abschnitt.

Wunderbar tröstlich ist mir die Tatsache, - dass im Faust ein bedeutender Teil die + dass im Faust ein bedeutender Teil die Bearbeitung ist. Indisches Drama, Puppenspiel Busonis Anmmerkung über das Puppenspiel bezieht sich im Faust auf unterschiedliche Art und Weise auf den Puppenspiel-Topos . Erstens beruht das Drama Doktor Faust von Goethe ursprunglich auf dem Puppenspiel von Karl Simrock. Zweitens erscheint das Puppenspiel als ein Motiv in BusonisKomposition. Mehr dazu: , S. 101., Dante Der Gedanke an Danteist an der Stelle nicht zufällig: Busonisetzt sich bereits im Jahr 1913mit dem Dante-Stoff auseinander. - So erwähnt er in einem Brief an seine Frau Gerda Busoni das geplante Werk. + So erwähnt er in einem Brief an seine Frau Gerda Busoni das geplante Werk. , S. 46. u.und auf jedem Schritt auch Details–Entlehnungen begegnen uns. (So halte ich die erste Strophe - des Schlussstückes für die Beschreibung + des Schlussstückes für die Beschreibung eines altdeutschen Kupferstiches:

Waldung,sie schwankt heran, u.s.w ). Goethe, Faust II, V. Akt, Grablegung.

Drittens, sagte ich schon in meinem Briefe Der Brief ist nicht vorhanden, - gibt der II. Faust - Antwort u.und Aufschluss auf + gibt der II. Faust - Antwort u.und Aufschluss auf Fragen u.und Situationen des Lebens, wie kein anderes dramatisches Werk.

@@ -206,25 +206,25 @@ Mus.Nachl.F. Busoni B I, 1012 Vernachlässigung, ja, Umkehrung der - dramatischen Schuld.

+ dramatischen Schuld.

Der unschuldige Valentin Valentin ist der ältere Bruder von Margarete aus dem Drama Faust vonGoethe, S. 132. geht an seiner Be schränklichkeit zu Grunde, die ahnungslose - mehrfache Sünderin Gretchen wird zum Lich + mehrfache Sünderin Gretchen wird zum Lich testen gehoben. Faust – der so viel Unheil anrichtet – in Erkennung seiner hohen Ziele zur Höhe emporgezogen.

Das ist der Dichtung wertvollster, unvergänglicher Kern, der noch schiessßen u.und blühen wird, wenn der Mensch als Durchschnitt so weit stehen wird, wie Goethe damals - als Einziger in Deutschland — wo heute + als Einziger in Deutschland — wo heute vereinzelte u.und nicht genug Entschlossene stehen.

Prophetisch enthält Faust II auch Vieles;Für Busoni spielt der philosophische Aspekt der Faust-Thematik eine wichtige Rolle. Vor allem im Vorspiel II präsentiert sich Busoni als Ästhetiker, der nach Geistigem strebt. Vgl. , S. 28—29. der heutige Grossßindustrielle mit seinem rück sichtlos durchgeführten großssen Plane ist z.B. - in dem alten Faust bereit geschaut u.und festgenagelt.

+ in dem alten Faust bereit geschaut u.und festgenagelt.

Mit allen diesen durchhaus modern empfundenen bedeutsamen Momenten, @@ -261,26 +261,26 @@ [3] monumentalen Bosheit einer Phorkyas - auswächst.Siehe dazu , S. 107 + auswächst.Siehe dazu , S. 107

Ebenfalls gesteigert ist die Darstellung, - das Aussprechen alles Erfahrenen u.und - Erlebten, gegenüber den parallelen Momenten des I. Teiles. + das Aussprechen alles Erfahrenen u.und + Erlebten, gegenüber den parallelen Momenten des I. Teiles.

Denken Sie nur an das Aufstehen - des Baccalaurens – u.und an so manchen - Spruch : die sämtlich allerdings erst + des Baccalaurens – u.und an so manchen + Spruch : die sämtlich allerdings erst vom reiferen Alter aus angehört, ihre Bedeutung erschlißssen. Ich halte es - für ganz unmöglich , dass ein Mann - von 20–30 Jahren den II Faust lebendig + für ganz unmöglich , dass ein Mann + von 20–30 Jahren den II Faust lebendig begreifen könne; das Merkmal des großssen Dichterwerkes aber ergibt dies wiederung aus der unleugbaren Tatsache, dass Faust im einzelnen jedem - Alter etwas gibt, u.und keinem das - Ganze. Siehe dazu ein Abschnitt über Busonis Sehnsucht nach GoethesFaust ., S. 35. + Alter etwas gibt, u.und keinem das + Ganze. Siehe dazu ein Abschnitt über Busonis Sehnsucht nach GoethesFaust ., S. 35.

Geneve. 21. April diff --git a/text/letters/E010005/D0100322.xml b/text/letters/E010005/D0100322.xml index 27e2010e6707eef5cce3da8879fedd350a009d8e..6684e6409cce34fcb0d93865f16a704de004e617 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100322.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100322.xml @@ -423,9 +423,9 @@ E. Scheurer PIAZZA GRANDELOCARNOPIAZZA GRANDE - — - Buffet du Kursaal - — + — + Buffet du Kursaal + Locarno, le ....... 19.. diff --git a/text/letters/E010005/D0100326.xml b/text/letters/E010005/D0100326.xml index 7ba266a2bdc88c8eb5505f62f5705e904951b52a..7c24263ac78e9af2a83c4fd125e02df868eb3d01 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100326.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100326.xml @@ -467,7 +467,7 @@

Nächtlicher Blick in den - Gulliver. Swift hat noch viel + Gulliver. Swift hat noch viel toller prophezeit, als alle anderen Propheten. Sogar astronomische Entdeckungen (mit genauen Angaben) diff --git a/text/letters/E010005/D0100327.xml b/text/letters/E010005/D0100327.xml index 6c36c765309037c23c587f7a2eaecea4bc0b991a..5292bab20b3ac2b7862f0226028939668a5ae57b 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100327.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100327.xml @@ -404,7 +404,7 @@ 6 - Frankreichging, + Frankreichging, u.und zwar zum selben Kreis, zu dem er öffentlich seit Jahren gehörte, und sich der Sanität als Arzt zur diff --git a/text/letters/E010005/D0100328.xml b/text/letters/E010005/D0100328.xml index bd712cd2b8a7d22916003cfa4d58d6672b2218ec..2e628e71a23ad22ae12fa995fbdd8d252a2547f4 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100328.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100328.xml @@ -15,26 +15,21 @@ Digitization by - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz - Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der - Humboldt-Universität zu Berlin + Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin - Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA - 4.0) + Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe - Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig - Rubiner + Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner Christian Schaper Ullrich Scheideler @@ -43,8 +38,7 @@ Deutschland Berlin - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, D0100328 @@ -57,18 +51,15 @@ -

Rubiner äußert sich zu der - neuen Novelle Goetzens; Er bedauert - die schlechte wirtschaftliche Lage des Künstlers und äußert den Wunsch - ihn unterstützen zu können. Rubiner + Rubiner äußert sich zu der neuen Novelle Goetzens; Er bedauert die schlechte wirtschaftliche Lage des Künstlers und äußert den Wunsch ihn unterstützen zu können. Rubiner Busoni - + /> + Auf dem Wege nach Spiez. @@ -83,23 +74,12 @@ - Hand des Absenders Ludwig - Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer - Schreibschrift. - Hand des Archivars, der die Signaturen mit - Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen - hat. - Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb - des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat - Bibliotheksstempel (rote Tinte) - Bibliotheksstempel (blaue Tinte) - Poststempel (schwarze Tinte) + Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. + Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat. + Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat + Bibliotheksstempel (rote Tinte) + Bibliotheksstempel (blaue Tinte) + Poststempel (schwarze Tinte) @@ -125,75 +105,57 @@
ZEIT-ECHO - Herausgeber: Ludwig - Rubiner - ZÜRICH VI/ HADLAUER STR.11 + Herausgeber: Ludwig Rubiner + ZÜRICH VI/ HADLAUER STR.11
- Nachlaß BusoniB II - Mus.ep. L. - Rubiner 26 - Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4285 - Beil. + Nachlaß BusoniB II + Mus.ep. L. Rubiner 26 + Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4285 Beil. Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin
- Der Brief wurde in Zürich am - 23. August 1918 verfasst. + Der Brief wurde in Zürich am 23. August 1918 verfasst. -

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis - Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

+

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

-

Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen - Bindestrichen.

+

Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden - in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch - XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen - wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

- + - Rubiner, - Ludwig + Rubiner, Ludwig - Zürich + Zürich - Busoni, - Ferruccio + Busoni, Ferruccio - Zürich + Zürich @@ -205,10 +167,8 @@ - Vorlagen-Datei erstellt, - Transkription ausstehend, status todo. - Transkription und TEI-Datei erstellt, - status unfinished. + Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo. + Transkription und TEI-Datei erstellt, status unfinished. status proposed @@ -228,112 +188,119 @@ Mus.ep. L. Rubiner 26 (Busoni-Nachl. B II) - Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4285 + Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4285 - Freitag morgen.1) - (23.8.1918) + Freitag morgen.1) + (23.8.1918) Lieber Herr Busoni! Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin -

Auf dem Wege nach Spiez. (Und nicht in - meiner Schuld, wenn ich Sie vorher nicht mehr sah.)

-

Ich las Goetzens Novelle Es ist unklar, um welche Novelle es - sich dabei handeln könnte. Götz veröffentlichte seine ersten - Novellen-Sammlungen erst im Jahr 1948: "Der siebenköpfige Drache" und "Der Punkt - zwischen den Augen". (las sie, bekam sie nicht vorgelesen, was - sicher ablenkend wirken würde). Und halt mich für verpflichtet, Ihnen - Nachricht zu geben – wovon Goetz natürlich nichts weiß.

-

Diese Novelle – Welten trennen mich von ihr! – ist entzückend! - Sie hat nichts mit Hoffmann +

Auf dem Wege nach Spiez. (Und nicht in meiner Schuld, wenn ich Sie vorher nicht mehr sah.)

+

Ich las Goetzens Novelle Es ist unklar, um welche Novelle es sich dabei handeln könnte. Götz veröffentlichte seine ersten Novellen-Sammlungen erst im Jahr 1948: "Der siebenköpfige Drache" und "Der Punkt zwischen den Augen". (las sie, bekam sie + nicht vorgelesen, was sicher ablenkend wirken + würde). Und halt mich für verpflichtet, Ihnen + Nachricht zu geben – wovon Goetz natürlich nichts + weiß.

+

Diese Novelle – Welten trennen mich von + ihr! – ist entzückend! + Sie hat nichts mit + Hoffmann u.und - Poe zu tun, sondern sie ist direkteste, - blutsverwandte (unbeeinflusste) Nachfolge von Eichendorff. (Welten trennen + Poe zu tun, sondern sie ist + direkteste, blutsverwandte (unbeeinflusste) Nachfolge von Eichendorff. (Welten trennen mich davon?) – Gäbe es Gerechtigkeit, müsste Götz in der deutschen Literatur darauf hindaraufhin - als Dichter berühmt werden. Ich habe das nie - von ihm erwartet. Eine unerschöpflich quellende, romantische Phantasie (die garnichtgar nicht - im Flaubert-Goncourtschen, impressionistischen Stil, oder womöglich im - Ausdrucks-Stil von mir u.und meiner Generation gehalten sein darf!)

+ als Dichter berühmt werden. Ich habe das + nie von ihm erwartet. Eine unerschöpflich + quellende, romantische Phantasie (die garnichtgar nicht + im Flaubert-Goncourtschen, impressionistischen + Stil, oder womöglich im Ausdrucks-Stil von + mir u.und meiner Generation gehalten sein darf!)

2) -

Eine erstaunliche und ungewöhnliche Naivität spricht aus jeder Zeile – und - der Verfasser dieses Werkes ist der „Künstler“, von dem Sie oft - sprechen, die Sie oft so hoch stellen (und von dem mich Welten trennen u.und trennen sollen, jeden Tag mehr. Warum? Weil ich für die - einzige Aufgabe des Schaffenden halte, die vor 2000 Jahren vor Christus - lebendig und aktuell gemachten Erkenntnisse je - nach der neuen Ausdrucks- und Lebenskraft der Zeit in ihrer Lebendigkeit plastisch - darzustellen. [das hat natürlich nichts mit Dogma, Kirche etc. zu tun. Und - Christus nenne ich, um abzukürzen]. Also Konflikte des ewigen Menschen in - höchster Abstraktion! Darum stehe ich auch so fern von der grundlosen - Naivität, die für mich dasselbe Ferne ist, wie für Schopenhauer der grundlose Optimismus.)–

-

Wäre ich ein reicher Mann, so würde ich Goetzen die Mittel gewähren, diese Novelle zu Ende zu - schreiben. Ich darf Ihnen das sagen, ohne dass Sie darin eine verdeckte - Aufforderung erblicken, denn ich weisß, Sie sind kein reicher Mann. Ich sage dies nur, um meinen - Eindruck vom Dachkammer-Poeten aus-

+

Eine erstaunliche und ungewöhnliche Naivität + spricht aus jeder Zeile – und der Verfasser + dieses Werkes ist der „Künstler“, von dem Sie + oft sprechen, die Sie oft so hoch stellen (und + von dem mich Welten trennen u.und trennen + sollen, jeden Tag mehr. Warum? Weil ich für + die einzige Aufgabe des Schaffenden halte, die + vor 2000 Jahren vor Christus lebendig + und aktuell gemachten Erkenntnisse je + nach der neuen Ausdrucks- und Lebenskraft + der Zeit in ihrer Lebendigkeit + plastisch darzustellen. [das hat natürlich nichts + mit Dogma, Kirche etc. zu tun. Und Christus + nenne ich, um abzukürzen]. Also Konflikte des + ewigen Menschen in höchster Abstraktion! Darum stehe ich auch so fern von der grundlosen + Naivität, die für mich dasselbe Ferne ist, wie für + Schopenhauer der grundlose Optimismus.)–

+

Wäre ich ein reicher Mann, so würde ich + Goetzen die Mittel gewähren, diese Novelle + zu Ende zu schreiben. Ich darf Ihnen + das sagen, ohne dass Sie darin eine verdeckte + Aufforderung erblicken, denn ich weisß, Sie sind + kein reicher Mann. Ich sage dies nur, um + meinen Eindruck vom Dachkammer-Poeten aus-

- BII - 4285 + BII 4285 3) -

zudrücken. Leider weisß ich in meinen Kreisen auch niemanden, den ich für Unterstützung - der Goetzschen Arbeit mobilisieren könnte, weil man in diesen Kreisen, so oder so, - meine Interessen teilt.

-

Die Novelle von Goetz ist übrigens auch voll, von instinktiven occkkulten Erkenntnissen. Er kann nichts dafür, es strömt ihm zu. - Könnte er eine ZeitlangZeit lang schaffen, er wäre in Kurzem ein vielgelesener und geradezu - berühmter Dichter (aussßerhalb des heutigen und morgigen Empfindens). Berühmt nach - seinen Werken allein, als liebenswerte Natur, als Andersen ohne Spitze. Neu-Eichendorff - ohne literarische Abhängigkeit von Eichendorff. Man muss aber - offenbar die Sache mit eigenen Augen lesen. —

+

zudrücken. Leider weisß ich in meinen Kreisen auch + niemanden, den ich für Unterstützung der + Goetzschen Arbeit mobilisieren könnte, weil + man in diesen Kreisen, so oder so, meine Interessen teilt.

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Die Novelle von Goetz ist übrigens auch + voll, von instinktiven occkkulten Erkenntnissen. Er kann nichts dafür, es strömt ihm zu. + Könnte er eine ZeitlangZeit lang schaffen, er wäre + in Kurzem ein vielgelesener und geradezu + berühmter Dichter (aussßerhalb des heutigen + und morgigen Empfindens). Berühmt nach + seinen Werken allein, als liebenswerte Natur, als Andersen ohne Spitze. Neu-Eichendorff + ohne literarische Abhängigkeit von Eichendorff. Man muss aber offenbar die Sache mit eigenen + Augen lesen. —

Dies ist mein Urteil über Goetzens - Arbeit vom Standpunkte der kindlichen Naivität aus – jener Standpunkt, - der mir weniger sympathisch als Ihnen, weil er das was heute - geschieht, weder zu verhindern noch zu befördern versuchte. Eine ganze - Welt (den

+ Arbeit vom Standpunkte der kindlichen + Naivität aus – jener Standpunkt, der + mir weniger sympathisch als Ihnen, weil er das was heute geschieht, weder + zu verhindern noch zu befördern + versuchte. Eine ganze Welt (den

4) -

eine mir immer festehende, nämlich das künstlerisch - gesinnte Bürgertum, ist aber das Publikum für solche - Dichtungen.

+

eine mir immer festehende, nämlich + das künstlerisch gesinnte Bürgertum, ist aber das Publikum für solche Dichtungen.

Goetz spricht gewiss zu vielen tausenden - Jungen von reizenden Damen und auch ebenso netten – wenn auch - Kriege befindlichen Herren.

-

Der Dichter ist unser persönlicher Freund. Also, warum sollen wir diesem - Publikum (für das man Theater, Oper- u.und Konzertaufführun gen macht, u.und dem man sich ja sklavisch beugt) diesem Publikum – solange - es überhaupt noch besteht....! – nicht seinen wirklichen Dichter - gönnen? Man soll es. Und was bei mir steht, so will ich Goetzen persönlich helfen. —

+ Jungen von reizenden Damen und auch + ebenso netten – wenn auch Kriege befindlichen + Herren.

+

Der Dichter ist unser persönlicher Freund. Also, warum sollen wir diesem Publikum + (für das man Theater, Oper- u.und Konzertaufführun + gen macht, u.und dem man sich ja sklavisch beugt) diesem Publikum – solange es überhaupt + noch besteht....! – nicht seinen wirklichen + Dichter gönnen? Man soll es. Und was + bei mir steht, so will ich Goetzen persönlich + helfen. —

- Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin -

Ach, ach, und darum (es hat nicht allein mit Goetz mehr zu tun) und darum das neutrale Land? Und darum - der geheiligte Boden der internationalen europäischen Erhebungen und - der in die Zukunft schauenden Erkenntnisse, und der absoluten u.und deutlich ausgesprochenen Ablehnung jedes Zwanges!? Nur darum, um - ein Hock- u.und Satt-Ess-Asyl zu bilden mit Schwyeizer Tonfall? Nein, Nein, Nein! Konflikte von vor 2000 Jahren - stehen auf! Herzlichsten Händedruck +

Ach, ach, und darum (es hat nicht allein mit + Goetz mehr zu tun) und darum das neutrale + Land? Und darum der geheiligte Boden + der internationalen europäischen Erhebungen + und der in die Zukunft schauenden Erkenntnisse, und der absoluten u.und deutlich ausgesprochenen + Ablehnung jedes Zwanges!? Nur darum, um ein + Hock- u.und Satt-Ess-Asyl zu bilden mit Schwyeizer + Tonfall? Nein, Nein, Nein! Konflikte von vor + 2000 Jahren stehen auf! Herzlichsten Händedruck

Ihr Freund Ludwig Rubiner diff --git a/text/letters/E010005/D0100331.xml b/text/letters/E010005/D0100331.xml index 82ec0c190a2f5c309ed36daff54cc5eebd23b6af..e1c2216ece85b718caedb29cdd82319d5960ca29 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100331.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100331.xml @@ -13,26 +13,21 @@ Digitization by - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz - Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der - Humboldt-Universität zu Berlin + Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin - Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA - 4.0) + Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe - Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig - Rubiner + Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner Christian Schaper Ullrich Scheideler @@ -41,8 +36,7 @@ Deutschland Berlin - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4288 @@ -55,47 +49,31 @@ - Rubiner berichtet sein Drama „Die Gewaltlosen“ vollendet zu haben - und kündigt seinen Besuch bei Busoni an. Rubiner spricht seine - Dankbarkeit für Busonis Einfluss zur Vollendung seines Werks aus. - Rubiner + Rubiner berichtet sein Drama „Die Gewaltlosen“ vollendet zu haben und kündigt seinen Besuch bei Busoni an. Rubiner spricht seine Dankbarkeit für Busonis Einfluss zur Vollendung seines Werks aus. + Rubiner Busoni Mittwoch. (4.12.1918) + />(4.12.1918) Zuvor der lieben Frau Gerda einen Gruss - 2 Blatt2 beschriebene Seiten + 2 Blatt2 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. - Hand des Absenders Ludwig - Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer - Schreibschrift. - Vmtl. Hand des - Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die - Zuordnung Rubiner mit Bleistift notiert hat. - Hand des Archivars, der die Signaturen mit - Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen - hat. - Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb - des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat - Bibliotheksstempel (rote Tinte) - Poststempel (schwarze Tinte) + Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. + Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung Rubiner mit Bleistift notiert hat. + Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat. + Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat + Bibliotheksstempel (rote Tinte) + Poststempel (schwarze Tinte) @@ -106,80 +84,61 @@
Herrn - Prof. Ferruccio - Busoni + Prof. Ferruccio Busoni Zürich - Scheuchzerstr. - 36 + Scheuchzerstr. 36
- Rubiner + Rubiner - Nachlaß BusoniB II - Mus.ep. L. - Rubiner 29 - Mus.Nachl. F. Busoni B II, - 4288-Beil. + Nachlaß BusoniB II + Mus.ep. L. Rubiner 29 + Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4288-Beil. Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin
Der Brief wurde in Zürich am - verfasst. + verfasst. -

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis - Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen - Bindestrichen.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden - in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch - XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen - wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts. +

Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

- + - Rubiner, - Ludwig + Rubiner, Ludwig 04.12.1918 - Zürich - Zürich + Zürich + Zürich - Busoni, - Ferruccio - Zürich + Busoni, Ferruccio + Zürich @@ -191,12 +150,9 @@ - Vorlagen-Datei erstellt, - Transkription ausstehend, status todo. - Transkription erstellt und Übertragung - in XML, status unfinished. - Upload in das Repository, Korrekturen, status - unfinished + Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo. + Transkription erstellt und Übertragung in XML, status unfinished. + Upload in das Repository, Korrekturen, status unfinished status proposed @@ -214,65 +170,61 @@ Mus.ep. L. Rubiner (Busoni-Nachl. B II) - Mus.Nachl. F. Busoni B II 4288, + Mus.Nachl. F. Busoni B II 4288, Mittwoch - (4.12.1918) + (4.12.1918) - Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin - + Lieber! -

Zuvor der lieben Frau Gerda einen Grussß, den Grussß eines langen Verschwundenen! —

-

Schon um ½ 6 bin ich mit meinem Drama gemeint ist Rubiners einziges Drama Die - Gewaltlosen" - fertig geworden und habe das Wort: Ende darunter geschrieben. Ein - Vorspiel und drei Akte. (Ein sonderbares Vorspiel und drei monströse - Akte.)

-

Endlich, endlich habe ich den Kopf und werde Ihnen - wieder in die Augen schauen. Ich möchte gern – morgen Donnerstag aAbend – zu Ihnen kommen und Ihnen die Hand drücken. Ich - komme, wenn Sie mir nicht vorher das Gegenteil schreiben.

-

Meine alte, mir offenbar eingeborene Gewohnheit, Sie nie gleich neben dem Leben her zu sehen, sondern - nur, wenn ich recht freudiger Stimmung bin, wird dabei durch manches - unterstützt. Vor allem dadurch, dass Ihre beiden Söhne Benvenuto - Busoni und Raffaelo - Busonigerettet durch die vergangenen Jahre Ende des Ersten Weltkriegs am 11. - November 1918 gekommen sind!

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Zuvor der lieben Frau Gerda einen Grussß, den Grussß eines + langen Verschwundenen! —

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Schon um ½ 6 bin ich mit meinem Drama gemeint ist Rubiners einziges Drama Die Gewaltlosen" + fertig geworden und habe das Wort: Ende darunter + geschrieben. Ein Vorspiel und drei Akte. (Ein + sonderbares Vorspiel und drei monströse Akte.)

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Endlich, endlich habe ich den Kopf und + werde Ihnen wieder in die Augen schauen. Ich + möchte gern – morgen Donnerstag aAbend – zu + Ihnen kommen und Ihnen die Hand drücken. Ich komme, wenn Sie mir nicht vorher das + Gegenteil schreiben.

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Meine alte, mir offenbar eingeborene + Gewohnheit, Sie nie gleich neben dem Leben + her zu sehen, sondern nur, wenn ich recht + freudiger Stimmung bin, wird dabei durch + manches unterstützt. Vor allem dadurch, dass Ihre beiden Söhne Benvenuto Busoni und Raffaelo Busonigerettet durch + die vergangenen Jahre Ende des Ersten Weltkriegs am 11. November 1918 gekommen sind!

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Und nun muss ich Ihnen auch sagen, was ich weissß: Was irgend an meiner Arbeit gut ist, verdanke ich Ihnen, - Ihrem guten Zureden, Ihrer Teilnahme, und dem - Gedanken an Sie.

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Manches wird vielleicht Ihren Beifall haben, sehr vieles, sehr vieles - vielleicht nicht. Ich weissß es nicht. Ich weissß nicht, ob es gut ist, oder ob - es das nicht ist. Manches ist mir nicht gelungen. —

-

Warum ich Ihnen nun so dankbar bin, das ist keine Floskel, sondern liegt an - Folgendem. Als ich, nach einjähriger Arbeit, zum Schluss gekommen war, - merkte ich, dass jedes Ihrer Worte, das Sie jemals mit mir über - künstlerische Probleme gesprochen haben, aus einer tiefen Erfahrung - heraus prophetisch gewesen war. Es ist alles, - alles eingetroffen, auch das (Geständnis: Ja gerade das!), wogegen ich - polemisiert habe.

-

Nachträglich noch bitte ich Sie, mir jeden Widerspruch zu verzeihen; es war - offenbar die Form, mit deren Hilfe ich mir Ihre Erkenntnisse und Ihren Rat - Gestalt in mir werden liessß! Sie haben mich dadurch tiefere Zusammenhänge im Menschenleben - gelehrt! —

-

Und nun lasse ich die Arbeit einen Tag liegen, dann nehme ich in aller Eile - die Arbeit der eigenen Abschrift auf. Anfang der nächsten Woche wird es - lesbar sein, auch vorlesbar. — In Liebe! Ihr Ludwig Rubiner

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Und nun muss ich Ihnen auch sagen, was ich weissß: Was irgend an meiner + Arbeit gut ist, verdanke ich Ihnen, + Ihrem guten Zureden, Ihrer Teilnahme, und dem Gedanken an Sie.

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Manches wird vielleicht Ihren Beifall + haben, sehr vieles, sehr vieles vielleicht + nicht. Ich weissß es nicht. Ich weissß nicht, ob es gut ist, oder ob es das nicht ist. Manches + ist mir nicht gelungen. —

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Warum ich Ihnen nun so dankbar bin, das ist keine Floskel, sondern liegt an Folgendem. Als ich, nach einjähriger Arbeit, zum Schluss + gekommen war, merkte ich, dass jedes Ihrer + Worte, das Sie jemals mit mir über künstlerische + Probleme gesprochen haben, aus einer tiefen + Erfahrung heraus prophetisch gewesen war. Es ist + alles, alles eingetroffen, auch das (Geständnis: Ja gerade das!), wogegen ich polemisiert habe.

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Nachträglich noch bitte ich Sie, mir jeden Widerspruch + zu verzeihen; es war offenbar die Form, mit deren + Hilfe ich mir Ihre Erkenntnisse und Ihren Rat + Gestalt in mir werden liessß! Sie haben mich dadurch + tiefere Zusammenhänge im Menschenleben gelehrt! —

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Und nun lasse ich die Arbeit einen Tag liegen, dann + nehme ich in aller Eile die Arbeit der eigenen Abschrift + auf. Anfang der nächsten Woche wird es lesbar sein, auch vorlesbar. — In Liebe! Ihr Ludwig Rubiner

diff --git a/text/letters/E010005/D0100332.xml b/text/letters/E010005/D0100332.xml index 1612b395c7ee5e9654c1c30f0d4bc5b69050fec4..8271beeaf48e21a947b426a9f764dfa66dfdc4f0 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100332.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100332.xml @@ -15,26 +15,21 @@ Digitization by - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz - Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der - Humboldt-Universität zu Berlin + Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin - Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA - 4.0) + Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe - Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig - Rubiner + Briefwechsel Ferruccio Busoni – Ludwig Rubiner Christian Schaper Ullrich Scheideler @@ -43,8 +38,7 @@ Deutschland Berlin - Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer - Kulturbesitz + Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4289 @@ -58,20 +52,7 @@ - Rubiner berichtet von seinem Einzug - in Busonis - Berliner Wohnung am Viktoria-Luise-Platz, seiner - Unzufriedenheit mit dem politischen Parteiverlag - Cassirer und seinem - Eintritt in den Verlag Kiepenheuer; er - bittet Busoni darum, diesem seine - Opern Doktor Faustus, Arlecchino oder Die Fenster (I, II) und - Turandot zur Herausgabe anzuvertrauen; - zusätzlich schlägt er ihm vor, eine Auswahl seiner Lieblingsnovellen von - E.T.A. Hoffmann zu - veröffentlichen. + Rubiner berichtet von seinem Einzug in Busonis Berliner Wohnung am Viktoria-Luise-Platz, seiner Unzufriedenheit mit dem politischen Parteiverlag Cassirer und seinem Eintritt in den Verlag Kiepenheuer; er bittet Busoni darum, diesem seine Opern Doktor Faustus, Arlecchino oder Die Fenster (I, II) und Turandot zur Herausgabe anzuvertrauen; zusätzlich schlägt er ihm vor, eine Auswahl seiner Lieblingsnovellen von E. T. A. Hoffmann zu veröffentlichen.
Dieser Brief wartet mit einigen Überraschungen auf. @@ -88,65 +69,45 @@ - Hand des Absenders Ludwig - Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer - Schreibschrift. - Hand des Archivars, der die Signaturen mit - Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen - hat. - Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb - des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat - Bibliotheksstempel (rote Tinte) + Hand des Absenders Ludwig Rubiner, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. + Hand des Archivars, der die Signaturen mit Bleistift eingetragen und eine Foliierung vorgenommen hat. + Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat + Bibliotheksstempel (rote Tinte) - Der Brief wurde in Berlin am - 15. März 1919 - verfasst. + Der Brief wurde in Berlin am 15. März 1919 verfasst. -

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis - Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen - Bindestrichen.

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Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden - in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch - XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden umgebende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen - wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

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Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

- Rubiner, - Ludwig + Rubiner, Ludwig - Berlin + Berlin - Busoni, - Ferruccio + Busoni, Ferruccio @@ -158,10 +119,8 @@ - Vorlagen-Datei erstellt, - Transkription ausstehend, status todo. - Ersttranskription, status - unfinished + Vorlagen-Datei erstellt, Transkription ausstehend, status todo. + Ersttranskription, status unfinished status unfinished status unfinished status unfinished @@ -189,560 +148,609 @@
- 1 + 1 - Berlin, d. 15. März 1919 - + Berlin, d. 15. März 1919 + - Mus.ep. L. Rubiner - 30 + Mus.ep. L. Rubiner 30 (Busoni-Nachl. B II) - - Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4289 + Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4289 Lieber! Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin -

Dieser Brief wartet mit einigen Überraschungen auf. Die erste ist, - dass meine Adresse nun lautet: +

Dieser Brief wartet mit einigen Überraschungen + auf. + Die erste ist, dass meine Adresse nun lautet: Berlin W.30. Viktoria Luiseplatz 11 IV. - Dass ich in Ihrem grossßen Zimmer bei der Arbeit sitze, und dass Emma Fital soeben im Nebenzimmer - denkbar peinlich rein macht. —

-

Bald nachdem ich Rita wieder gesehen hatte, - schien es dieser (ernstlich ganz aussßerordentlichen) Ver walterin Ihres Haushaltes während - Ihrer Abwesen heit Angesichts der immer bedrohlicheren internationalen Lage floh Busoni im - Oktober 1915 in die Schweiz, genauer - gesagt in die Züricher - Scheuchzerstraße. Nachdem der Krieg im - November 1918 beendet war, nahm Busoni seine internationale Konzerttätigkeit - wieder auf. Erst im September 1920 kam er zurück an den Viktoria-Luise-Platz, um eine Meisterklasse - für Komposition an der Akademie der Künste - zu unterrichten. – und schien es auch mir – aus mehreren - Gründen am besten zu sein, wenn ich in Ihre Wohnung zöge, bis auf - Weiteres, das heissßt: bis auf Ihre hoffentlich baldige Wiederkunft, oder bis - auf Ihr Veto. – Ich tat dies zunächst ohne Bedenken, weil Sie selbst - mir in Zürich die Schwierig keiten als mehr berlinischer Art und vor allem durch Rita zu entscheiden dargelegt hatten. Die - drei Gründe waren: 1.)Erstens, der persönliche Grund: Dass Ihre Wohnung der herrlichste Arbeits - platz von der Welt ist, voll von Wundern, - 2 - draussßen vor den Fenstern, wobei immer wieder das mMerkwürdigste von allen die Kuppel der peterskirchlichen - Gasanstalt der AugsburgerstrasseAugsburger Straße - 1895 wurde im östlichen Abschnitt - der Augsburger Straße (heute - Fuggerstraße) ein 81.000 - Kubikmeter umfassender Gasbehälter errichtet. Dieser wurde 1944 im Zweiten - Weltkrieg zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgerissen. - ist. Die Wohnung ist überhaupt merkwürdig. Ich wohnte erst im Hotel, - dann bei Bekannten, äussßerst traurig, so dass es nichts mit der Arbeit war und ich - krank wurde. Kaum zog ich endlich (nach sorgfältigster Vorbereitung durch - Rita - und Emma) in Ihre Wohnung, wurde ich - gesund und arbeitete drauf los. – Der 2.)zweite Grund: Im Hause (wie auch in Ihrer Wohnung, dort - glücklicherweise ergebnislos) war mehrmals eingebrochen worden. Alle - Beteiligten atmeten auf, als sie hörten, es bestehe die Möglichkeit, dass - ein (zuverlässiges) - männliches Individuum sich in der Wohnung - aufhalten werde. 3.)Drittens: Es besteht die Möglichkeit, sogar die Wahrscheinlichkeit, dass - in nächster Zeit schon grossße Wohnungen, vor allem solche, von denen mehrere Räume leerstehenleer stehen , an obdachlose Familien aufgeteilt werden. Das Deutsche Reich sah sich bereits im ausgehenden 19. - Jahrhundert mit einem zunehmenden Wohnungsnotstand konfrontiert. Mit der - Weimarer Republik setzte ein grundlegendes Verständnis der Notwendigkeit - staatlicher Interventionen hinsichtlich des Wohnungsmarktes ein, weshalb - Maßnahmen im Bereich Mieterschutz, Mietpreisregelung und öffentliche - Wohnraumbewirtschaftung getroffen wurden. Im Artikel 155 der Weimarer - Verfassung heißt es beispielsweise: Die Verteilung und - Nutzung des Bodens wird von Staats wegen in einer Art und Weise - überwacht, die Missbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, jedem - Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien, besonders - den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn- und - Wirtschaftsheimstätte zu sichern. Und so halte ich die - jetzige Kombination (wie Rita - auch) für eine ausgezeichnete Fürsorge – da man ja nicht - wissen kann, ob nicht der gerade zufällige Dezernent über das betr.betroffene Viertel böswillig ist, oder schlecht geschlafen hat, oder - irgend etwasirgendetwas dergleichen, z. B. nationalwahnsinnig. Ich jedenfalls glaube, - die Dinge sichern zu können. —

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In Zürich haben Sie mir merkwürdig richtig - prophezeit. Abgeraten vom Journalismus und + Dass ich in Ihrem grossßen Zimmer bei der Arbeit + sitze, und dass Emma Fital soeben im Nebenzimmer + denkbar peinlich rein macht. —

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Bald nachdem ich Rita wieder gesehen hatte, schien + es dieser (ernstlich ganz aussßerordentlichen) Ver + walterin Ihres Haushaltes während Ihrer Abwesen + heit + + Angesichts der immer bedrohlicheren internationalen Lage floh Busoni im Oktober 1915 in die Schweiz, genauer gesagt in die Züricher Scheuchzerstraße. Nachdem der Krieg im November 1918 beendet war, nahm Busoni seine internationale Konzerttätigkeit wieder auf. Erst im September 1920 kam er zurück an den Viktoria-Luise-Platz, um eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste zu unterrichten. + + – und schien es auch mir – aus mehreren + Gründen am besten zu sein, wenn ich in Ihre + Wohnung zöge, bis auf Weiteres, das heissßt: bis + auf Ihre hoffentlich baldige Wiederkunft, oder + bis auf Ihr Veto. – Ich tat dies zunächst ohne + Bedenken, weil Sie selbst mir in Zürich die Schwierig + keiten als mehr berlinischer Art und vor allem + durch Rita zu entscheiden dargelegt hatten. Die + drei Gründe waren: 1.)Erstens, der persönliche Grund: + Dass Ihre Wohnung der herrlichste Arbeits + platz von der Welt ist, voll von Wundern, + + + + 2 + + draussßen vor den Fenstern, wobei immer wieder + das mMerkwürdigste von allen die Kuppel der + peterskirchlichen Gasanstalt der AugsburgerstrasseAugsburger Straße + + 1895 wurde im östlichen Abschnitt der Augsburger Straße (heute Fuggerstraße) ein 81.000 Kubikmeter umfassender Gasbehälter errichtet. Dieser wurde 1944 im Zweiten Weltkrieg zerstört und Anfang der 1950er Jahre abgerissen. + + ist. Die Wohnung ist überhaupt merkwürdig. Ich + wohnte erst im Hotel, dann bei Bekannten, äussßerst + traurig, so dass es nichts mit der Arbeit war + und ich krank wurde. Kaum zog ich endlich + (nach sorgfältigster Vorbereitung durch + Rita + und Emma) in Ihre Wohnung, wurde ich gesund + und arbeitete drauf los. – Der 2.)zweite Grund: Im Hause + (wie auch in Ihrer Wohnung, dort glücklicherweise + ergebnislos) war mehrmals eingebrochen worden. + Alle Beteiligten atmeten auf, als sie hörten, es + bestehe die Möglichkeit, dass ein (zuverlässiges) männliches Individuum sich in der Wohnung + aufhalten werde. 3.)Drittens: Es besteht die Möglichkeit, + sogar die Wahrscheinlichkeit, dass in nächster + Zeit schon grossße Wohnungen, vor allem solche, + von denen mehrere Räume leerstehenleer stehen , an + obdachlose Familien aufgeteilt werden. + + Das Deutsche Reich sah sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert mit einem zunehmenden Wohnungsnotstand konfrontiert. Mit der Weimarer Republik setzte ein grundlegendes Verständnis der Notwendigkeit staatlicher Interventionen hinsichtlich des Wohnungsmarktes ein, weshalb Maßnahmen im Bereich Mieterschutz, Mietpreisregelung und öffentliche Wohnraumbewirtschaftung getroffen wurden. Im Artikel 155 der Weimarer Verfassung heißt es beispielsweise: Die Verteilung und Nutzung des Bodens wird von Staats wegen in einer Art und Weise überwacht, die Missbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, jedem Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien, besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern. + + Und so + halte ich die jetzige Kombination (wie Rita + auch) für eine ausgezeichnete Fürsorge – da man + ja nicht wissen kann, ob nicht der gerade + zufällige Dezernent über das betr.betroffene Viertel + böswillig ist, oder schlecht geschlafen hat, oder + irgend etwasirgendetwas dergleichen, z. B. nationalwahnsinnig. + Ich jedenfalls glaube, die Dinge sichern zu können. —

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In Zürich haben Sie mir merkwürdig richtig prophezeit. + Abgeraten vom Journalismus und - angedeutet - eine Existenz, die nicht von der Produktion des Talents abhänge. - Ich, sonst ein sehr schlechter Boden für Lebensregeln, bin doch diesem - Rat, der starken Eindruck auf mich machte, gefolgt. Ich fand, dass - meine Angelegenheiten sich so wendeten, dass ich als geisti ger - Leiter in einem grossßen Verlag eintrat, und zwar mit einem - 3 - B - II, 4289 - so hohen Honorar, wie es wohl selten ein deu tscher - Schriftsteller für eine solche-freie-Tätig keitsolche freie Tätigkeit je bekommen hat. Materiell geht es mir also gut! (Ich hoffe, - dass Sie ein solches Wort in allen Briefen, die Freunde von irgendeinem - Punkte der Welt an Sie schreiben, antreffen könnten!) Ich schreibe - Ihnen das – so unwichtig es für die Hauptdinge ist – weil ich weissß, dass es Sie erfreuen wird. —

-

Die Geschichte, wie ich Leiter dieses Verlages wurde, ist aber wiederum - seltsam. Ich suchte den Verlag Cassirer - auf. Und da erlebte ich den aller, aller allerschlechtesten Eindruck, den - ein Mensch in der Welt bekommen kann. Mir wurde sofort klar, dass - wir in der Schweiz - alle ganz ungenügend unterrichtet waren. Erstens ist der Verlag - Cassirer ein politischer - Verlag. Er bekommt seine Druckaufträge z.T.zum Teil von der Regierung, die sie nur des Buchhandels wegen mit - der Marke dieses Verlages herausgeben liessß. Zweitens aber ist er ein noch mehr politischerpolitischerer - Verlag insofern, als er auch noch der - geistige Unterstützungsverlag der sog.sogenannten - Unabhängi gen soczialistischen Partei Gemeint ist die Unabhängige Sozialdemokratische Partei - Deutschlands (USPD), die in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs aus - der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - (SPD) aufgrund von - Meinungsunterschieden hinsichtlich der Kriegskredite hervorging. Um die - Abgrenzung von der USPD zu betonen, - bezeichnete sich die SPD als Mehrheitssozialdemokratische - Partei Deutschlands (MSPD). ist, und er ist also ein politischer Parteiverlag, dermassßen, dass alles was heute (wo die Regierung die diesbezügl.diesbezüglichen Druck aufträge voraussichtlich nicht mehr geben - wird, d.h. die mehrheitssozialistische Regierung) im Verlage Cassirer erscheint, automatisch als zugehörig - zur U.S.P. (unabhäng. socz. Part.unabhängigen sozialistischen Partei) gerechnet wird. So blüte mir die unerbetene - Überraschung, gerade an dem Tage, als ich nach - 4 + angedeutet + eine Existenz, + die nicht von der Produktion des Talents abhänge. Ich, sonst + ein sehr schlechter Boden für Lebensregeln, bin doch diesem + Rat, der starken Eindruck auf mich machte, gefolgt. Ich fand, + dass meine Angelegenheiten sich so wendeten, dass ich als geisti + ger Leiter in einem grossßen Verlag eintrat, und zwar mit einem + + + + 3 + B II, 4289 + + so hohen Honorar, wie es wohl selten ein deu + tscher Schriftsteller für eine solche-freie-Tätig + keitsolche freie Tätigkeit je bekommen hat. Materiell geht es mir + also gut! (Ich hoffe, dass Sie ein solches Wort + in allen Briefen, die Freunde von irgendeinem + Punkte der Welt an Sie schreiben, antreffen + könnten!) Ich schreibe Ihnen das – so unwichtig es für die Hauptdinge + ist – weil ich weissß, dass es Sie erfreuen wird. —

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Die Geschichte, wie ich Leiter dieses Verlages wurde, + ist aber wiederum seltsam. Ich suchte den + Verlag Cassirer auf. Und da erlebte ich den + aller, aller allerschlechtesten Eindruck, den ein + Mensch in der Welt bekommen kann. Mir + wurde sofort klar, dass wir in der Schweiz + alle ganz ungenügend unterrichtet waren. + Erstens ist der Verlag + Cassirer ein politischer + Verlag. Er bekommt seine Druckaufträge z.T.zum Teil von + der Regierung, die sie nur des Buchhandels wegen + mit der Marke dieses Verlages herausgeben liessß. + Zweitens aber ist er ein noch mehr politischerpolitischerer + Verlag insofern, als er auch noch der + geistige Unterstützungsverlag der sog.sogenannten + Unabhängi + gen soczialistischen Partei + + Gemeint ist die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), die in der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs aus der Spaltung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) aufgrund von Meinungsunterschieden hinsichtlich der Kriegskredite hervorging. Um die Abgrenzung von der USPD zu betonen, bezeichnete sich die SPD als Mehrheitssozialdemokratische Partei Deutschlands (MSPD). + + ist, und er ist also + ein politischer Parteiverlag, dermassßen, dass alles + was heute (wo die Regierung die diesbezügl.diesbezüglichen Druck + aufträge voraussichtlich nicht mehr geben + wird, d.h. die mehrheitssozialistische Regierung) + im Verlage Cassirer erscheint, automatisch als + zugehörig zur U.S.P. (unabhäng. socz. Part.unabhängigen sozialistischen Partei) + gerechnet wird. So blüte mir die unerbetene - Berlin kam Am 30. Januar 1918 kehrt Rubiner über München zurück nach Berlin, nachdem der gebürtige Berliner 1915 als radikaler Kriegsgegner in die Schweiz geflüchtet ist., grossße Teile meines Voltaire-Aufsatzes - aus den Weissßen Blättern Rubiners Artikel Der Dichter Voltaire erschien 1919 in den - Weißen Blättern. Diesen wird er im - gleichen Jahr noch im ersten Band seiner und Frida - Ichaks Übersetzungen von Voltaires - Romanen und Erzählungen als Vorwort - veröffentlichen. + Überraschung, gerade an dem Tage, als ich nach + + + + 4 + + Berlin kam, + + Am 30. Januar 1918 kehrt Rubiner über München zurück nach Berlin, nachdem der gebürtige Berliner 1915 als radikaler Kriegsgegner in die Schweiz geflüchtet ist. + + grossße Teile meines Voltaire-Aufsatzes + aus den Weissßen Blättern + + Rubiners Artikel Der Dichter Voltaire erschien 1919 in den Weißen Blättern. Diesen wird er im gleichen Jahr noch im ersten Band seiner und Frida Ichaks Übersetzungen von Voltaires Romanen und Erzählungen als Vorwort veröffentlichen. + ohne meine Erlaubnis Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin - abgedruckt zu finden in der Tageszeitung Freiheit, dem Partei-Organ der Unabh. Socz.Unabhängigen Sozialisten Die - Tageszeitung Die Freiheit trug den Zusatz - Berliner - Organ der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands, und - erschien von 1918 bis 1922 sowie erneut von 1928 bis 1931 (die USPD bestand ebenfalls bis 1931).. Mein - Einspruch wurde mit Befremden abgewiesen. Die Weissßen BläWeißen Blätter - erschienen im Verlag Cassirer,; - Von Februar 1919 bis Dezember 1920 - wurden die Weißen Blätter vom Paul Cassirer Verlag in Berlin herausgegeben. der Verlag - Cassirer - sei Parteiverlag, und was da erschiene , könne abgedruckt werden. – Nun gehöre ich erstens - dieser Partei nicht an (wie keiner Partei!), und - zweitens, selbst wenn ich ihr angehören wollte, müsste ich mir doch - das Recht wahren, dies nach meinem eigenen Willen tun zu können, nicht - aber auf Grund eines schlechten und ausbeuterischen Verlagsvertrages - mechanisch als Glied dieser Partei zu gelten! Dies war das eine im Verlage - Cassirer. Das andere aber war mein - wiederholter Eindruck, dass ein Autor, der im Verlage Cassirer erscheint, zwar gelegentlich ein - Honorar bekommt, aber in der Tat zum Vergessen verurteilt ist. In - diesem Verlage ist keine Person, die etwas von Büchern versteht, oder sich - dafür interes siert. Cassirer ist politisch interessiert Paul Cassirer war - bis 1915 überzeugt davon, dass der Krieg zur Verteidigung der deutschen - Unabhängigkeit notwendig sei. So gründete er die wöchentlich erscheinende - Zeitschrift Kriegszeit. Im darauffolgenden - Jahr veränderte sich Cassirers - Einstellung, sodass die Kriegszeit 1916 - durch die neue Zeitschrift Der Bildermann, - an der Leo Kestenberg beteiligt war, - ersetzt wurde. Seit der Novemberrevolution gab Cassirer als Mitglied der - USPD Schriften sozialistischer - Politiker und marxistischer Theoretiker heraus., er ist seinem - Talent nach ein Bilderhändler ersten Ranges und beschäftigt sich mit dem - Verlag überhaupt nicht, er schiebt alles auf Kesten berg ab. Kestenberg ist lediglich für seine Person interessiert, er gieibt Musikunterricht, er sitzt in der Volksbühne, er sitzt täglich im Kultusministerium, und er macht auch Fettflecke im Verlag - Cassirer Leo Kestenberg war - als überzeugter Sozialdemokrat vor allem kulturpolitisch engagiert. Er war - musikalischer Leiter der Berliner - Freien Volksbühne. Er setzte sich für die - Demokratisierung der Künste ein und organisierte in diesem Rahmen zahlreiche - künstlerische Veranstaltungen, beispielsweise Mittagskonzerte für die - Arbeiterschaft. Seit 1916 war er durch die Kunstzeitschrift Der Bildermann mit dem Cassirer Verlag verbunden. Ab 1918 war er zudem als - wissenschaftlicher Mitarbeiter im Preußischen - Kultusministerium aktiv. 1920 wurde er zum Referenten der - Kunstabteilung berufen und leitete die Musikabteilung für Erziehung und - Unterricht. – aber seine Tätig keit besteht - darin, seine Person möglichst gut zu sichern. Er tut nichts und schiebt - wiederum alles ab auf einen Herrn - Reif, den - 5 - B - II, 4289 - engagierten Buchhändler des Verlages, der jung, langsam, untätig und - ungebildet ist wie alle neueren Buchhändler. So kommt es, dass Sie in - den Buchhandlungen nur jene vier politischen Schriften aus dem - Verlag Cassirer sehen, die in der - Novemberrevolution Die - Novemberrevolution, die sich in der Endphase des Ersten Weltkriegs - ereignete, führte das Deutsche Reich von einer konstitutionellen Monarchie - in eine parlamentarisch-demokratische Republik, genauer gesagt die Weimarer - Republik. die Regierung dort herstellen liessß, und für deren Vertrieb und Propa ganda wohl auch die - Regierung selbst sorgte. Von den Dichtungen des Verlages sieht man nichts, - von ihnen singt kein Lied, kein Heldenbuch. Den allerschlechtesten - Eindruck machte mir aber - Kestenbergs Verhalten, als ich ihn über - Ihren - Faust interpellierte. Er tat, als wisse er nichts! Er grunzte erst Das inte ressiert + abgedruckt zu finden in der Tageszeitung Freiheit, + dem Partei-Organ der Unabh. Socz.Unabhängigen Sozialisten. + + Die Tageszeitung Die Freiheit trug den Zusatz Berliner Organ der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands, und erschien von 1918 bis 1922 sowie erneut von 1928 bis 1931 (die USPD bestand ebenfalls bis 1931). + + Mein Einspruch + wurde mit Befremden abgewiesen. Die Weissßen BläWeißen Blätter + erschienen im Verlag Cassirer,; + + Von Februar 1919 bis Dezember 1920 wurden die Weißen Blätter vom Paul Cassirer Verlag in Berlin herausgegeben. + + der Verlag Cassirer + sei Parteiverlag, und was da erschiene , könne + abgedruckt werden. – Nun gehöre ich erstens + dieser Partei nicht an (wie keiner Partei!), und zweitens, selbst wenn + ich ihr angehören wollte, müsste ich mir doch + das Recht wahren, dies nach meinem eigenen Willen + tun zu können, nicht aber auf Grund eines + schlechten und ausbeuterischen Verlagsvertrages + mechanisch als Glied dieser Partei zu gelten! + Dies war das eine im Verlage Cassirer. Das andere + aber war mein wiederholter Eindruck, dass + ein Autor, der im Verlage Cassirer erscheint, + zwar gelegentlich ein Honorar bekommt, aber + in der Tat zum Vergessen verurteilt ist. In + diesem Verlage ist keine Person, die etwas + von Büchern versteht, oder sich dafür interes + siert. Cassirer ist politisch interessiert, + + Paul Cassirer war bis 1915 überzeugt davon, dass der Krieg zur Verteidigung der deutschen Unabhängigkeit notwendig sei. So gründete er die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Kriegszeit. Im darauffolgenden Jahr veränderte sich Cassirers Einstellung, sodass die Kriegszeit 1916 durch die neue Zeitschrift Der Bildermann, an der Leo Kestenberg beteiligt war, ersetzt wurde. Seit der Novemberrevolution gab Cassirer als Mitglied der USPD Schriften sozialistischer Politiker und marxistischer Theoretiker heraus. + + er ist + seinem Talent nach ein Bilderhändler ersten + Ranges und beschäftigt sich mit dem Verlag + überhaupt nicht, er schiebt alles auf Kesten + berg ab. Kestenberg ist lediglich für seine + Person interessiert, er gieibt Musikunterricht, + er sitzt in der Volksbühne, er sitzt täglich + im Kultusministerium, und er macht auch + Fettflecke im Verlag Cassirer – + + Leo Kestenberg war als überzeugter Sozialdemokrat vor allem kulturpolitisch engagiert. Er war musikalischer Leiter der Berliner Freien Volksbühne. Er setzte sich für die Demokratisierung der Künste ein und organisierte in diesem Rahmen zahlreiche künstlerische Veranstaltungen, beispielsweise Mittagskonzerte für die Arbeiterschaft. Seit 1916 war er durch die Kunstzeitschrift Der Bildermann mit dem Cassirer Verlag verbunden. Ab 1918 war er zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Preußischen Kultusministerium aktiv. 1920 wurde er zum Referenten der Kunstabteilung berufen und leitete die Musikabteilung für Erziehung und Unterricht. + + aber seine Tätig + keit besteht darin, seine Person möglichst gut + zu sichern. Er tut nichts und schiebt wiederum + alles ab auf einen Herrn Reif, den + + + + + + 5 + B II, 4289 + + engagierten Buchhändler des Verlages, der jung, + langsam, untätig und ungebildet ist wie alle + neueren Buchhändler. So kommt es, dass Sie in + den Buchhandlungen nur jene vier politischen + Schriften aus dem Verlag Cassirer sehen, die in + + der Novemberrevolution + + Die Novemberrevolution, die sich in der Endphase des Ersten Weltkriegs ereignete, führte das Deutsche Reich von einer konstitutionellen Monarchie in eine parlamentarisch-demokratische Republik, genauer gesagt die Weimarer Republik. + + die Regierung dort + herstellen liessß, und für deren Vertrieb und Propa + ganda wohl auch die Regierung selbst sorgte. + Von den Dichtungen des Verlages sieht man nichts, + von ihnen singt kein Lied, kein Heldenbuch. + Den allerschlechtesten Eindruck machte mir aber + Kestenbergs Verhalten, als ich ihn über Ihren + Faust interpellierte. Er tat, als wisse er nichts! Er grunzte erst Das inte + ressiert mich! - (Wie gütig: das interessierte ihn!) Als ich aber ernst - wurde und den Schwindel mit der angeblichen Bestellung neuer Typen - festnagelte, wurde er unruhig und musste sich plötzlich von - Prof.Professor Gaul verabschieden, der sich in irgendeinem Raume - des Hauses aufhielt. + (Wie gütig: das interessierte ihn!) + Als ich aber ernst wurde und den Schwindel mit + der angeblichen Bestellung neuer Typen festnagelte, + + wurde er unruhig und musste sich plötzlich von + Prof.Professor Gaul verabschieden, der sich in irgendeinem + Raume des Hauses aufhielt. Deutsche - Staatsbibliothek Berlin + Staatsbibliothek + Berlin

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Da ich nun sicher bin, dass sich in ernsten - Angelegenheiten stets ein Gaul oder ein anderer Esel im Hause befinden - wird, der gerade im passenden Moment die Dinge nicht zur Klarheit - kommen lassen wird, so verliessß ich das Haus mit dem Entschluss, meine Beziehungen zum Verlage - Cassirer - zu lösen. Diesen Entschluss führte ich dieser Tage auch aus, sandte - Cassirer das Geld, das ich - plötzlich, nach Monaten, von ihm erhielt, zurück, und war ihm nur noch - eine Summe schuldig, die ich in der Schweiz +

Da ich nun sicher bin, dass sich in + ernsten Angelegenheiten stets ein Gaul oder + ein anderer Esel im Hause befinden wird, + der gerade im passenden Moment die Dinge + nicht zur Klarheit kommen lassen wird, so + verliessß ich das Haus mit dem Entschluss, + meine Beziehungen zum Verlage Cassirer + zu lösen. Diesen Entschluss führte ich dieser + Tage auch aus, sandte Cassirer das Geld, + das ich plötzlich, nach Monaten, von ihm + erhielt, zurück, und war ihm nur noch eine + Summe schuldig, die ich in der Schweiz + - 6 - von ihm erhalten hatte. Sie können sich denken, dass mich diese - ganze Sache recht deprimiert hatte. In dieser Stimmung traf ich mit dem - Verleger Kiepenheuer zusammen, über - den wiederum ich nicht richtig informiert gewesen war, trotzdem ich - den Voltaire für ihn gemacht hatte. Der Verlag Kiepenheuer - hat nämlich nicht allein eine sehr grossße Menge ausgezeichneter Bücher erscheinen lassen, sondern - auch das kostspielige - Kunstblatt Das Kunstblatt wurde - von 1917 bis 1933 vom Gustav Kiepenheuer - Verlag herausgegeben. Die Leitidee Das - Kunstblatt will der werdenden Kunst dienen legt die Programmatik der - Zeitschrift offen: Sie dient allen voran als Sprachrohr der zeitgenössischen - Kunstströmungen. eine Zeitschrift, die in glanz vollen Reproduktionen sich mit ältester, mit exotischer, indischer, aeägyptischer und neuester Kunst beschäftigt, und vor allem - auch eine Reihe von ganz kostbaren Luxus drucken. Kiepenheuer empfing mich, wie der Legende - nach in alten Zeiten Verleger Künstler empfangen haben sollen: Alles Peckuniäre war ihm selbstverständliche - Nebensache, die ebenso schnell wie klar – nach dem Wunsche des - Autors! – verlegt wurde. Die Hauptsache war ihm ein reizender - Empfang nach dem anderen, ausgezeichnete Bewirtung und leicht phfantastische Diners. Kurz , ich fühlte mich im Paris der - Goncourt-Zeit, Gemeint sind die Brüder Edmund (1822-1896) und Jules de - Goncourt (1830-1870), die im Bereich des Romans als Führer der - naturalistischen Schule gelten. Sie, die durch ihren Urgroßvater in den - Adelsstand erhoben wurden, vertraten, gemeinsam mit Gustave Flaubert, die rechte, aristokratische literarische - Strömung und Lebensweise. in der ein Verleger es als eine - menschlich interessante Ehre betrachtet, mit dem Autor kostspielig speisen - zu dürfen. Dabei erzählte ich dem Kiepenheuer meine Unzufriedenheit mit Cassirer, setzte ihm auseinander, worin die - Sünden solcher Dinge bestehen, sprach auch über Unterlassungen - 7 - B - II, 4289 - seines Verlages mit ihm, und der Schluss war seine Idee: Kommen Sie - in meinen Verlag. Das nahm ich an, denn erstens war ich nach den - Erfahrungen des Hauses Cass.Cassirer aufgeputscht und ich fühlte das Bedürfnis, + + 6 + + von ihm erhalten hatte. Sie können sich denken, + dass mich diese ganze Sache recht deprimiert + hatte. In dieser Stimmung traf ich mit dem + Verleger Kiepenheuer zusammen, über den + wiederum ich nicht richtig informiert gewesen + war, trotzdem ich den Voltaire für ihn + gemacht hatte. Der Verlag Kiepenheuer + hat nämlich nicht allein eine sehr grossße + Menge ausgezeichneter Bücher erscheinen + lassen, sondern auch das kostspielige + + Kunstblatt + + Das Kunstblatt wurde von 1917 bis 1933 vom Gustav Kiepenheuer Verlag herausgegeben. Die Leitidee Das Kunstblatt will der werdenden Kunst dienen legt die Programmatik der Zeitschrift offen: Sie dient allen voran als Sprachrohr der zeitgenössischen Kunstströmungen. + + eine Zeitschrift, die in glanz + vollen Reproduktionen sich mit ältester, + mit exotischer, indischer, aeägyptischer und + neuester Kunst beschäftigt, und vor allem + auch eine Reihe von ganz kostbaren Luxus + drucken. Kiepenheuer empfing mich, wie + der Legende nach in alten Zeiten Verleger + + Künstler empfangen haben sollen: Alles Peckuniäre + war ihm selbstverständliche Nebensache, die ebenso + schnell wie klar – nach dem Wunsche des Autors! – + verlegt wurde. Die Hauptsache war ihm + ein reizender Empfang nach dem anderen, + ausgezeichnete Bewirtung und leicht phfantastische + Diners. Kurz , ich fühlte mich im Paris der + Goncourt-Zeit, + + Gemeint sind die Brüder Edmund (1822-1896) und Jules de Goncourt (1830-1870), die im Bereich des Romans als Führer der naturalistischen Schule gelten. Sie, die durch ihren Urgroßvater in den Adelsstand erhoben wurden, vertraten, gemeinsam mit Gustave Flaubert, die rechte, aristokratische literarische Strömung und Lebensweise. + + in der ein Verleger es als + eine menschlich interessante Ehre betrachtet, + mit dem Autor kostspielig speisen zu dürfen. + Dabei erzählte ich dem Kiepenheuer meine + Unzufriedenheit mit Cassirer, setzte ihm + auseinander, worin die Sünden solcher Dinge + bestehen, sprach auch über Unterlassungen + + + + 7 + B II, 4289 + + seines Verlages mit ihm, und der Schluss war seine + Idee: Kommen Sie in meinen Verlag. Das nahm + ich an, denn erstens war ich nach den Erfahrungen + des Hauses Cass.Cassirer aufgeputscht und ich fühlte + das Bedürfnis, dass nun endlich ein - Verlag da sei, der über grossße Mittel verfüge, + Verlag da sei, der über grossße + Mittel verfüge, auf den man wirklichen Einfluss hat, - so dass keine Unsinn geschehe, dass nur - künstlerisch wertvolle Werke mit internatio nalem - Weltgesicht erschienen, und dass man für diese Werke etwas tut – wie der Ausdruck heissßt. Nämlich dies ist + so dass keine Unsinn geschehe, dass nur + künstlerisch wertvolle Werke mit internatio + nalem Weltgesicht erschienen, und dass man + + für diese Werke etwas tut – wie der Ausdruck + heissßt. Nämlich dies ist doch der Sinn! - Auch wenn in den kommenden Jahren in der Welt überall alles - drunter und drüber geht, mit Hüilfe dieses Verlages – unabhängig von jeder CKonjuncktur die Werke zu halten und durchzusetzen. – Ande rerseits sah ich auch in dieser Möglichkeit die Lösung - meiner eigenen finanziellen Fragen, da ja der Eintritt in den Verlag - unabhängig von meinen Produktionen ist, und so besprochen wurde, dass - ich reiche Zeit und Kraft zu meiner eigenen Arbeit - behalte. Wiederum mit meinen - Vorstellungen von einem modernen Verlage war Kiepenheuer völlig einverstanden. – Ich komme nun zu - einem sehr wesentlichen Punkte, der Sie - betrifft.

+ Auch wenn + in den kommenden Jahren in der Welt + überall alles drunter und drüber geht, mit Hüilfe + + dieses Verlages – unabhängig von jeder CKonjuncktur + die Werke zu halten und durchzusetzen. – Ande + rerseits sah ich auch in dieser Möglichkeit die + Lösung meiner eigenen finanziellen Fragen, da ja + der Eintritt in den Verlag unabhängig von meinen + Produktionen ist, und so besprochen wurde, dass + ich reiche Zeit und Kraft zu meiner eigenen Arbeit + behalte. Wiederum mit meinen Vorstellungen von einem modernen Verlage + war Kiepenheuer völlig einverstanden. – + Ich komme nun zu einem sehr wesentlichen + Punkte, der Sie betrifft.

- Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin -

Ich habe mir erlaubt Kiepenheuer das - Kesten bergCassirersche - Verbrechen gegen Ihren - Faust zu berichten.

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Ich habe mir erlaubt Kiepenheuer das + Kesten + bergCassirersche Verbrechen gegen Ihren + Faust zu berichten.

- Kiepenheuer wäre sehr froh, ich darf - sagen: glücklich! – in seinem Verlage dieses Werk als vorbildlichen - - 8 - Luxusdruck erscheinen zu lassen. Busonis - Doktor Faust wurde im Jahr 1920 vom Gustav Kiepenheuer Verlag in Potsdam herausgegeben. Er betrachtet - es als selbstverständlich, das Hono - rar, das sie eventuell mit ihm vereinbaren würden, zu - zahlen, und aussßerdem die - Ablösung jener Summe, die Cassirer Ihnen dafür gab, zu übernehmen! (Rita sagte mir etwas von 3000 FrsSchweizer Franken - Die Abküzrung geht vermutlich auf - die französische (Franc suisse) oder - italienische (Franco svizzero) Schreibweise - zurück. + Kiepenheuer wäre sehr froh, ich darf + sagen: glücklich! – in seinem Verlage + dieses Werk als vorbildlichen + + + + 8 + + Luxusdruck erscheinen zu lassen. + + Busonis Doktor Faust wurde im Jahr 1920 vom Gustav Kiepenheuer Verlag in Potsdam herausgegeben. + + Er betrachtet + + es als selbstverständlich, das Hono + rar, das sie eventuell mit ihm vereinbaren + würden, zu zahlen, und aussßerdem die + Ablösung jener Summe, die Cassirer Ihnen + dafür gab, zu übernehmen! (Rita sagte + mir etwas von 3000 FrsSchweizer Franken + + Die Abküzrung geht vermutlich auf die französische (Franc suisse) oder italienische (Franco svizzero) Schreibweise zurück. + betr.betreffend - Cassirer. Wenn Ihnen das irgendwie - passte, bitte natürlich genaue Angaben.)

-

Ich, Ludwig Rubiner, übernehme die - moralische Garantie, dass der Luxusdruck nicht nur sofort in Angriff - genommen wird, sondern auch nach Ihren Wünschen - ausgeführt.

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Weiter bitte ich Sie: Haben Sie Lust, und haben Sie sovielso viel Vertrauen zu mir, dass Sie diesem Verlage – unter der - Garantie der Aufsicht durch meine Person – für eine - wundervolle, international hochstehende und unnaturalistische dramatische - Bibliothek Gemeint ist - wahrscheinlich die 1936 entstandene Gustav-Kiepenheuer-Bücherei. Das Ziel dieser Buchreihe war - die Publikation klassischer Literatur sowohl der Vergangenheit als auch der - Gegenwart, die zum unverlierbaren Schatz der Weltliteratur - gezählt werden dürfen. (die als einzelnes Buch schon - wunderbar wird) Ihren Arlecchino und - Arlecchino II und Ihren Parnass Gemeint sind - wahrscheinlich die ersten beiden Sätze von Busonis - Arlecchino oder Die Fenster sowie sein Werk - Turandot. Den Bezug zum Parnass, der in der griechischen Mythologie - das Reich der Dichtkunst symbolisiert, stellt auch Hans Huber in einem Brief an Busoni vom 5. - Dezember 1916 her. So gratuliert er diesem zum Aufstieg auf - die sonnigen Höhen des Parnass; er bezieht sich auf ein Werk, das in - Zürich aufgeführt werden soll. Es liegt nahe, dass er auf Turandot verweist, da dieses Werk gemeinsam mit - Arlecchino oder Die Fenster am 11. Mai - 1917 im Stadttheater Zürich - uraufgeführt wurde. zur vorbildlichen Herausgabe anvertrauen - würden? Und ferner: Ihre literarischen Schriften — — - Alle in bleibenden - B - II, 4289 - Ausgaben nach Ihrem Wunsch und nach Ihren Honorarforderungen. - — [9] + Cassirer. Wenn + Ihnen das irgendwie passte, bitte natürlich genaue + Angaben.)

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Ich, Ludwig Rubiner, übernehme die + moralische Garantie, dass der Luxusdruck + nicht nur sofort in Angriff genommen + wird, sondern auch nach Ihren Wünschen + ausgeführt.

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Weiter bitte ich Sie: Haben Sie Lust, und + haben Sie sovielso viel Vertrauen zu mir, dass + Sie diesem Verlage – unter der Garantie der + Aufsicht durch meine Person – für eine + wundervolle, international hochstehende + und unnaturalistische dramatische + Bibliothek + + Gemeint ist wahrscheinlich die 1936 entstandene Gustav-Kiepenheuer-Bücherei. Das Ziel dieser Buchreihe war die Publikation klassischer Literatur sowohl der Vergangenheit als auch der Gegenwart, die zum unverlierbaren Schatz der Weltliteratur gezählt werden dürfen. + + (die als einzelnes Buch schon + wunderbar wird) Ihren Arlecchino und + Arlecchino II und Ihren Parnass + + Gemeint sind wahrscheinlich die ersten beiden Sätze von Busonis Arlecchino oder Die Fenster sowie sein Werk Turandot. Den Bezug zum Parnass, der in der griechischen Mythologie das Reich der Dichtkunst symbolisiert, stellt auch Hans Huber in einem Brief an Busoni vom 5. Dezember 1916 her. So gratuliert er diesem zum Aufstieg auf die sonnigen Höhen des Parnass; er bezieht sich auf ein Werk, das in Zürich aufgeführt werden soll. Es liegt nahe, dass er auf Turandot verweist, da dieses Werk gemeinsam mit Arlecchino oder Die Fenster am 11. Mai 1917 im Stadttheater Zürich uraufgeführt wurde. + + zur + vorbildlichen Herausgabe anvertrauen + würden? Und ferner: Ihre literarischen + Schriften — — Alle in bleibenden + + + + B II, 4289 + + Ausgaben nach Ihrem Wunsch und + nach Ihren Honorarforderungen. + — [9]

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Ich wäre sehr froh, wenn Sie bald Zeit fänden, mir darüber ein paar - Worte zu schreiben. Um Ihnen einen Begriff vom Verlage Kiepenheuer zu geben, wollte ich Ihnen erst - die Luxusaus gaben selbst senden lassen. Es stellte sich - heraus, dass sie vergriffen sind, und so werden Sie sich mit einem Verlags - verzeichnis begnügen müssen.

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Was meine eigenen Wünsche angeht, so will ich, dass dieser Verlag der - erste, anständige moderne Verlag Deutschlands wird: Nicht so eisern lang - weilig und staubnaturalistisch wie S. Fischer; nicht so liederlich und mit Amerikanismus - in der Reklame wie Kurt Wolff, und nicht - so indifferent und tatenlos wie Cassirer. - Und überdies hat er grossßes Kapital, und der Verleger verspricht sich selbst nur etwas - davon, sein Geld in so etwas hineinzustecken. Und noch eins: Würden - Sie selbst im Verlag K.Kiepenheuer eine Hoffmann-Ausgabe machen wollen – Auswahl - ihrer Lieblingsnovellen in einem (dicken) Band? Busoni schrieb die Einführung zu E.T.A. Hoffmanns - Phantastische Geschichten, die jedoch bereits 1914 erschienen ist. Ein weiterer direkter Zusammenhang zwischen einer Hoffmann-Ausgabe und Busoni war nicht auffindbar. Nicht vergessen!

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Ich wäre sehr froh, wenn Sie bald + Zeit fänden, mir darüber ein paar + Worte zu schreiben. Um Ihnen einen + Begriff vom Verlage Kiepenheuer zu + geben, wollte ich Ihnen erst die Luxusaus + gaben selbst senden lassen. Es stellte sich + heraus, dass sie vergriffen sind, und + so werden Sie sich mit einem Verlags + verzeichnis begnügen müssen.

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Was meine eigenen Wünsche angeht, so will + ich, dass dieser Verlag der erste, anständige moderne + Verlag Deutschlands wird: Nicht so eisern lang + weilig und staubnaturalistisch wie S. Fischer; + nicht so liederlich und mit Amerikanismus + in der Reklame wie Kurt Wolff, und nicht + so indifferent und tatenlos wie Cassirer. + Und überdies hat er grossßes Kapital, und + der Verleger verspricht sich selbst nur etwas + davon, sein Geld in so etwas hineinzustecken. + Und noch eins: Würden + Sie selbst im Verlag K.Kiepenheuer eine Hoffmann-Ausgabe machen + wollen – Auswahl ihrer Lieblingsnovellen in einem (dicken) Band? + + Busoni schrieb die Einführung zu E.T.A. Hoffmanns Phantastische Geschichten, die jedoch bereits 1914 erschienen ist. Ein weiterer direkter Zusammenhang zwischen einer Hoffmann-Ausgabe und Busoni war nicht auffindbar. + + Nicht vergessen!

- Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin -

Als ich die deutsche Grenze überschritt, fiel mir auf, - dass alle Menschen so reines Deutsch sprachen, selbst wenn es bayrisch - war; dass alle so freundlich und zuvorkommend waren, selbst in der - Eisenbahn. Manches, vor allem Zeitungsberichte, hat uns eine - 10 - falsche Vorstellung vermittelt. Es gieibt überall - CZigarren und CZigaretten, nur teuer. Es gieibt ein Bierli, das tausendmal besser ist als das von Hürli. - Es gieibt, im Schleichhandel, sogar - Bohnenkaffee. – Die Menschen sind im Ganzen und Grossßen williger als früher, nur vollkommen uninformiert, über das was - sie erwartet, und z.T.zum Teil über das, was war. Sie glauben heute noch genau wie früher, ihrer Lügenpresse. In - Berlin fällt einem zunächst auf: - Eine unwahrscheinlich grossße Zahl von Autos; eine aussßerordentliche Gross-StadtzahlGroßstadtzahl - von Menschen in den Strassßen; eine wunder bare Schnelligkeit im Denken und - Antworten (z.B. auf der Strassße). Die Verhältnisse sind voll von Böswilligkeit. Was in diesen - Wochen an furchtbaren und grausamen Gemetzel vor gekommen - ist, die entsetzlich, blutdürstige und tierische Roheit gegen ahnungslose - und dumpf, unterernährt dahinlebende Unterdrückte, Gemeint sind die sogenannten Märzkämpfe, die aufgrund der Enttäuschung über die politische Entwicklung der Revolution von 1918/1919 herbeigeführt wurden. Anfang März 1919 weiteten Anhänger der Kommunistischen Partei Deutschlands einen Generalstreik zu einem bewaffneten Aufstand aus, mit dem Ziel, die Reichsregierung zu stürzen. das lässt einem - die so berühmte Bartholomäusnacht Die Bartholomäusnacht bezeichnet ein Massaker an den Hugenotten in Frankreich, das in der Nacht zum 24. August 1572 begann. als eine Lappalie der Weltgeschichte - erscheinen. Es scheint, man hat in den vergangenen vier Jahren noch - zu wenig gesiegt, und man will durchaus weitersiegenweiter siegen. — Die wirtschaftlichen Verhältnisse sehe ich für das - kommende halbe Jahr ohne Optimismus an. Wenn Sie im Herbst kommen - könnten, so, dass Sie Ihre – für Ihre Lebensfreude – unumgäng - lichen Bedürfnisse befriedigen können, ohne allzu - wucherische Preise zu bezahlen, Die Inflation des Deutschen Reichs, die durch die Ausweitung der Geldmenge zur Beseitigung von Staatsschulden in der Weimarer Republik sowie die Finanzierung des Ersten Weltkriegs herbeigeführt wurde, hat sich mit dem Ende des Krieges angebahnt und in der Hyperinflation von 1923 ihren Höhepunkt gefunden. - 11 - B - II, 4289 - so würde ich mich sehr freuen. Ihrer Aufnahme als geistigen und - künstlerischen - Führers - Führer der Generation seien Sie sicher. Das hat alles gestimmt, was - Rita davon in Zürich sagte; noch mehr, Sie müssen sich - die Masse, in denen das geschehen wird, noch viel, - viel grössßer vorstellen, als man - es sich in der bescheidenen Zürcher Luft gewöhnt. - In den nächsten Jahren wird wohl Berlin - doch der geistige und künstlerische Mittel punkt von - Europa werden, so wie es in den sechziger bis achzigerachtziger Jahren Paris - war. Darauf deutet mir heute hier alles. An Rita habe ich eine grossße Überraschung erlebt. Sie bewegt sich in Berlin ganz natürlich, ist nicht - hysterisch, ist nett und klug, hat ausgezeichnete und sympathische - Bekannte, sie ist in ihrer natürlichen Luft und garnichtgar nicht mit der Zürcher Rita zu - vergleichen. Und zu allem war Sie wirklich eine so ausgezeichnete - Verwalterin der tausend Dinge Ihrer Wohnung, dass ich nur staunen kann.

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Alles hängt hier nun von der - Deutsche - Staatsbibliothek Berlin - - - Entwicklung der Ereignisse im Sommer ab. Vorläufig haben die Leute - leider noch ein zu grossßes Vertrauen zu… ja, Sie werden das nicht für möglich halten, - 12 - zur Entente, obwohl sie an diesem Vertrauen verhungern! Dieses - Vertrauen wird, wie ich vermute, von offizieller Seite zu partei politischen Zwecken geschürt; da es aber noch eine - Briefzensur gieibt, kann ich mich wohl über diese Dinge wie über einige andere - nicht auslassen. —

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Noch eins: Dass ein Mensch wie Bruno Goetz nicht in Berlin ist, ist verbreche rische, dumme Idylle. - Er muss nicht ver hungern, er würde genug verdienen, dafür - könnte ich, zum Teil, - sorgen; und hier ist sein Platz, hier hat er zu arbeiten, wenn er - nicht verkommen will. (Niemand muss ver hungern: Selbst - Goetzens Familie, die sich von - lächerlich kleinen Summen erhält, isst mit ihren vier Personen ganz - ordentlich; ich besuchte sie.) Jedenfalls ist höchste Zeit, dass er hier - lebt. Die Pumpstation Zürich ist - Unsinn. —

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Meine Frau war nur kurze Zeit in - Berlin. Sie fuhr auf ihr Besitztum, wo ihr - Vater starb, und von dessen - Beschaffen heit – ganz?, zerschossen?, verkommen? oder - blühend? – wir uns keine Vorstellung machen konnten. Ich - erhielt eine, wie es scheint, nicht unerfreuliche Nachricht von ihr. Sie - wird in den nächsten Wochen wieder eintreffen.

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Und nun umarme ich Sie und die liebe Frau Gerda und Lello und – vielleicht ist er schon in Ihrer Nähe - – Ihren Benni!

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Als ich die deutsche Grenze überschritt, fiel + mir auf, dass alle Menschen so reines Deutsch + sprachen, selbst wenn es bayrisch war; dass + alle so freundlich und zuvorkommend + waren, selbst in der Eisenbahn. Manches, + vor allem Zeitungsberichte, hat uns eine + + + + 10 + + falsche Vorstellung vermittelt. Es gieibt überall + CZigarren und CZigaretten, nur teuer. Es gieibt + ein Bierli, das tausendmal besser ist als das + von Hürli. Es gieibt, im Schleichhandel, sogar + Bohnenkaffee. – Die Menschen sind im + Ganzen und Grossßen williger als früher, nur + vollkommen uninformiert, über das was + sie erwartet, und z.T.zum Teil über das, was war. Sie + glauben heute noch genau wie früher, ihrer + Lügenpresse. In + Berlin fällt einem zunächst + auf: Eine unwahrscheinlich grossße Zahl von + Autos; eine aussßerordentliche Gross-StadtzahlGroßstadtzahl + von Menschen in den Strassßen; eine wunder + bare Schnelligkeit im Denken und Antworten + (z.B. auf der Strassße). Die Verhältnisse sind + voll von Böswilligkeit. Was in diesen Wochen + an furchtbaren und grausamen Gemetzel vor + gekommen ist, die entsetzlich, blutdürstige und + tierische Roheit gegen ahnungslose und dumpf, + unterernährt dahinlebende Unterdrückte, + + Gemeint sind die sogenannten Märzkämpfe, die aufgrund der Enttäuschung über die politische Entwicklung der Revolution von 1918/1919 herbeigeführt wurden. Anfang März 1919 weiteten Anhänger der Kommunistischen Partei Deutschlands einen Generalstreik zu einem bewaffneten Aufstand aus, mit dem Ziel, die Reichsregierung zu stürzen. + + das + lässt einem die so berühmte Bartholomäusnacht + + Die Bartholomäusnacht bezeichnet ein Massaker an den Hugenotten in Frankreich, das in der Nacht zum 24. August 1572 begann. + + als eine Lappalie der Weltgeschichte erscheinen. + Es scheint, man hat in den vergangenen vier + Jahren noch zu wenig gesiegt, und man + will durchaus weitersiegenweiter siegen. — Die wirtschaftlichen + Verhältnisse sehe ich für das kommende halbe + Jahr ohne Optimismus an. Wenn Sie im + Herbst kommen könnten, so, dass Sie + Ihre – für Ihre Lebensfreude – unumgäng + lichen Bedürfnisse befriedigen können, + ohne allzu wucherische Preise zu bezahlen, + + Die Inflation des Deutschen Reichs, die durch die Ausweitung der Geldmenge zur Beseitigung von Staatsschulden in der Weimarer Republik sowie die Finanzierung des Ersten Weltkriegs herbeigeführt wurde, hat sich mit dem Ende des Krieges angebahnt und in der Hyperinflation von 1923 ihren Höhepunkt gefunden. + + + + 11 + B II, 4289 + + so würde ich mich sehr freuen. Ihrer + Aufnahme als geistigen und künstlerischen + Führers + Führer der Generation seien Sie sicher. + Das hat alles gestimmt, was + Rita davon + in Zürich sagte; noch mehr, Sie müssen + sich die Masse, in denen das geschehen wird, + noch viel, viel grössßer vorstellen, als man + es sich in der bescheidenen Zürcher Luft gewöhnt. In den nächsten Jahren wird wohl Berlin + doch der geistige und künstlerische Mittel + punkt von Europa werden, so wie es + in den sechziger bis achzigerachtziger Jahren Paris + war. Darauf deutet mir heute hier alles. + An Rita habe ich eine grossße Überraschung + erlebt. Sie bewegt sich in Berlin ganz + natürlich, ist nicht hysterisch, ist + nett und klug, hat ausgezeichnete und + sympathische Bekannte, sie ist in ihrer + natürlichen Luft und garnichtgar nicht mit der + Zürcher Rita zu vergleichen. Und zu allem + war Sie wirklich eine so ausgezeichnete + Verwalterin der tausend Dinge Ihrer + Wohnung, dass ich nur staunen kann.

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Alles hängt hier nun von der + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin + + + Entwicklung der Ereignisse im Sommer ab. + + Vorläufig haben die Leute leider noch + ein zu grossßes Vertrauen zu… ja, Sie + werden das nicht für möglich halten, + + + + 12 + + zur Entente, obwohl sie an diesem Vertrauen + verhungern! Dieses Vertrauen wird, wie ich + vermute, von offizieller Seite zu partei + politischen Zwecken geschürt; da es aber + noch eine Briefzensur gieibt, kann ich mich + + wohl über diese Dinge wie über einige andere + nicht auslassen. —

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Noch eins: Dass ein Mensch wie Bruno + Goetz nicht in Berlin ist, ist verbreche + rische, dumme Idylle. Er muss nicht ver + hungern, er würde genug verdienen, dafür + könnte ich, zum Teil, sorgen; und hier ist + sein Platz, hier hat er zu arbeiten, wenn er + nicht verkommen will. (Niemand muss ver + hungern: Selbst + Goetzens Familie, die sich von + lächerlich kleinen Summen erhält, isst mit ihren + vier Personen ganz ordentlich; ich besuchte sie.) + Jedenfalls ist höchste Zeit, dass er hier lebt. + Die Pumpstation Zürich ist Unsinn. —

+

Meine Frau war nur kurze Zeit in + Berlin. Sie fuhr auf ihr Besitztum, wo ihr + Vater starb, und von dessen Beschaffen + heit – ganz?, zerschossen?, verkommen? oder blühend? – + wir uns keine Vorstellung machen konnten. Ich + erhielt eine, wie es scheint, nicht unerfreuliche + Nachricht von ihr. Sie wird in den nächsten + Wochen wieder eintreffen.

+

Und nun umarme ich Sie und die + liebe Frau Gerda und Lello und – vielleicht + ist er schon in Ihrer Nähe – Ihren Benni!

- Der Ihre in Freundschaft und Dankbarkeit Ludwig Rubiner + Der Ihre in Freundschaft und Dankbarkeit Ludwig Rubiner
Berlin W.30. - Viktoria Luisenplatz 11. + Viktoria Luisenplatz 11.
+ + - Deutsche Staatsbibliothek - Berlin + Deutsche + Staatsbibliothek + Berlin
- + \ No newline at end of file diff --git a/text/letters/E010005/D0100333.xml b/text/letters/E010005/D0100333.xml index d96fe0e56f33628a1256ccb47e88d8fd014f11d5..ce5ef53bdb1e24405050da8984f2574d16bd5637 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100333.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100333.xml @@ -201,7 +201,7 @@

Ihr erfreulicher Brief brauchte eine - kleine Woche zu mir. Wir sind + kleine Woche zu mir. Wir sind recht froh, dassß Sie unsere Wohnung benutzen und glücklich, wenn Sie sich darin wohl fühlen. Besonders @@ -213,11 +213,11 @@ mit dem anderen Verlage hauptsächlich darum angebahnt wurde, weil es mir unerlässlich erschien, dassß meine oOperndichtung - unter neutraler Flagge — also + unter neutraler Flagge — also durch die Schweiz — hinaus segelte. - Eine Veröffentlichung des Arlecchino müsste mit - Breitkopf x& Härtel (so weit dies + Breitkopf x& Härtel (so weit dies @@ -266,11 +266,11 @@ ich mit besorgter Theilnahme. Noch ist Keinem nicht nichts klar. Ich taste inzwischen, ohne Plan - u.und Entschluss vorläufig. - Grüßen + u.und Entschluss vorläufig. - Grüßen Sie und danken Sie Rita .

Ich schreibe bald mehr - u.und erhoffe auch von Ihnen + u.und erhoffe auch von Ihnen Weiteres. An Frau Rubiner Alles Schöne. Ihr herzlich ergebener

diff --git a/text/letters/E010005/D0100334.xml b/text/letters/E010005/D0100334.xml index c35a02edf2bdbb6bd16b9b3cfbb8b185ea3bf8fc..40dfa98ad672205b9c7ddcc5011250fea3e3b8d9 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100334.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100334.xml @@ -158,7 +158,7 @@ - + Rubiner, Ludwig diff --git a/text/letters/E010005/D0100335.xml b/text/letters/E010005/D0100335.xml index 4adfd3b0f53b8910041d4531f948d8ee4ed7e020..7130cf0927295e8b6b30cf7d92c91be10f7eb849 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100335.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100335.xml @@ -156,33 +156,33 @@ nicht empfangen)Der Brief ist nicht vorhanden. - Ich finde Ihre Ände rung der Verse Es geht um die Oper Doktor Faust von Busoni. ausgezeichnet! Darf ich noch eine Variante vorschlagen: - Sie wachsen fort, ins Mystische gelenkt, - zu Höchst geschleudert und zu Tiefst versenkt. Vgl. mit dem Libretto zu Doktor Faust (, + Sie wachsen fort, ins Mystische gelenkt, + zu Höchst geschleudert und zu Tiefst versenkt. Vgl. mit dem Libretto zu Doktor Faust (, Vor dem Vorhang. Der Dichter an die Zuschauer ,S. 1—6ff.) - Wirklich schön gefunden erachte ich die - Genauigkeit: Zu Höchst geschleudert und zu Tiefst + Wirklich schön gefunden erachte ich die + Genauigkeit: Zu Höchst geschleudert und zu Tiefst versenkt. - - Dass Sarabande <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Cortége + Dass Sarabande <choice><abbr>u.</abbr><expan>und</expan></choice> Cortége mit höchsten Ehren bedacht wurden, ist mir — ohne Cortege - zu kennen —nach Sarabande - selbstverständlich. An Ihrem + zu kennen —nach Sarabande + selbstverständlich. An Ihrem 1. April Der 1. April ist der Geburtstagstag von Ferruccio Busoni; Anscheinend hatte Rubiner eine Einladung zu einem Konzert bekommen und war dort. Im Brief vom 30. März wird geschrieben, dass Rubiner Zürich beneidet und [...] [die Aufführung] noch ganz im Ohr ha[t]. Über das Programm des Konzertes siehe dazu den Briefvon Busoni an Rubiner. nahm ich vollen - Herzens teil — schon in den + Herzens teil — schon in den Tagen vorher, mein Brief sagt es Ihnen Der Brief ist nicht vorhanden. Die Kritik, die Sie mir sandten, erhielt - ich noch nicht! — Mein Stück An der Stelle geht es um das Drama Die Gewaltlosen. von Rubiner + ich noch nicht! — Mein Stück An der Stelle geht es um das Drama Die Gewaltlosen. von Rubiner arbeite ich bis zu diesem Moment - um — ins Klare!

+ um — ins Klare!

In dem Empfindungen der Umarmung zu Ihnen Ihr diff --git a/text/letters/E010005/D0100336.xml b/text/letters/E010005/D0100336.xml index 290fa416e936dd5314e4a54569b477806e18324c..f93ad4109052b516b365920e94d42c7bef73bad8 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100336.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100336.xml @@ -151,7 +151,7 @@ ungeheuren Strom, in dem hier die Dinge sind, möchte ich je verloren haben. Es macht müde und glücklich.-Dann: - Junge Menschen, schöne Menschen (!) gesehen, + Junge Menschen, schöne Menschen (!) gesehen, gefunden, die früher nie waren, nie so.Vermutlich meinte Rubiner hier junge Poeten, Schrifsteller und Kritiker, mit denen er im September 1919 den Bund der proletarischen Kultur gründet hatte, und zwarJohannes Robert Becher, Arthur Holitscher und Rudolf Leonhard (vgl. , S. 261–263). @@ -181,7 +181,7 @@ der Erstausgabe, wo er eine Abneigung gegen die Form als Mittel der Musik zeigt. Trotzdem ist Busonis Einstellung zu der Form nicht eindeutig. Im Offener Brief an <persName key="E0300084">Hans Pfitzner</persName> sagte er: [...] Ich bin Anbeter der Form! [...]Aber ich verlange — nein, das Organische der Kunst verlangt, — - daßss jede Idee ihre eigene Form sich selbst bilde. (Vgl., S. 2, Sp. 1). + daßss jede Idee ihre eigene Form sich selbst bilde.
(Vgl., S. 2, Sp. 1). Mehr über das Problem der Form bei Busoni hier: , S. 132—134 ff.
und jetzt erst könnte ich es Ihnen eigentlich zeigen. Kein Barock mehr, keine Wucherung, keine diff --git a/text/letters/E010005/D0100337.xml b/text/letters/E010005/D0100337.xml index bc646dd7931fb57830b3b25f610bd96e3118b442..15ed1f2145eb018a7f62f7cbf487562141ff53ed 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100337.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100337.xml @@ -159,15 +159,15 @@ In der Schlussszene sagt der junge Mensch: Ich bin am Anfang. In dieser Stunde bin ich geboren. Das Motiv der Unsterblichkeit und des unsterblichen Willens weist Parallelen zur Schlussszene des Faust auf.)meine Glückwünsche darbringen. Idee mag Eingebung sein, Gesinnung Charakter, - aber FormVgl. in Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst + aber FormVgl. in Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst den Abschnitt über Absolute Musik; den Abschnitt über Künste der Erstausgabe. allein ist die Kunst. Hier also treffen wir uns — wie ich wußsste — wieder! Ich hoffe den Druck bald zu sehen, hoffe das Stück auf einem Theaterzettel zu lesen. Die Überlegungen und die Vorfreude von Busoni zur Theateraufführung des Werkes von Rubiner korrelieren mit - seinen eigenen derzeitigen Erfahrungen mit der Aufführung des Faust. In der Zeit korrespondiertBusoni intensiv über Aufführungen von Teilen aus dem Faust mit - Andreae. (Vgl. dazu , S. 90—93). + seinen eigenen derzeitigen Erfahrungen mit der Aufführung des Faust. In der Zeit korrespondiertBusoni intensiv über Aufführungen von Teilen aus dem Faust mit + Andreae. (Vgl. dazu , S. 90—93). Im April 1919 sind folgende Teile fertig: Erstes Vorspiel und das Intemezzo; aber Busoni beschäftigt sich mit der Partitur intensiv weiter. So schreibt er am 22. Mai 1919 an Andreae : [...] Inzwischen reift die Partitur des Doktor Faust zur Vollendung ihrer ersten Hälfte heran. [...] dann werde ich Sie bitten, sie anzuschauen; um zu berathen über die bereits angeregte Konzertaufführung. Auch einen Monat später redet er in seinem Brief an Andreae über die Partitur zu Faust: Über Faust vermag ich erst sicher zu sprechen, wenn ich die fertige Partitur des aufzuführenden @@ -177,11 +177,11 @@ Wortes und Satzes, wird Einem da erst bewußsst. Die Aufführung giebt die Perspektive. Es Ich halte aber — auf dem Theater nicht anders - wie in den übrigen Kunstbezirken — an der Überzeugung fest, dassß es keine absoluten - dramatischen, noch theatralischen Prinzipien + wie in den übrigen Kunstbezirken — an der Überzeugung fest, dassß es keine absoluten + dramatischen, noch theatralischen Prinzipien gibt, sondern dass jede eigene Schöpfung in sich selbst eigene Gesetze aufstellt. Zu Busonis Reflexion über die Theatermusik und die Oper vgl. - Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst + Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst den Abschnitt über Theatermusik S.14 der Erstausgabe.Es kommt @@ -218,9 +218,9 @@ wie ein Großsser, dass ein Weber Etwas zu Tage bringt, das dem ihn überragenden Bach , beispielweise, unzugänglich bleibt. Das Thema BachBusoni spielt in der Busoni-Forschung eine besondere Rolle, sowohl in - den ästhetischen, als auch in den musikalischen Aspekten. So bezeichnetBusoni in seiner Bach-Ausgabe die Polyphonie von Bach - als ein Mittel, mit dem [...] ein Komponist von heute ernstlich rechtet: mit ihrer Hilfe vermag er vollends seine Idee gewandt und erschöpfend zu gestalten, [...].So fordert Busoni - eine neue Kunst und einen neuen Klang der Musik, die gleichzeitig neu und alt sein muss. (Vgl. , S. 1223—124). + den ästhetischen, als auch in den musikalischen Aspekten. So bezeichnetBusoni in seiner Bach-Ausgabe die Polyphonie von Bach + als ein Mittel, mit dem [...] ein Komponist von heute ernstlich rechtet: mit ihrer Hilfe vermag er vollends seine Idee gewandt und erschöpfend zu gestalten, [...].So fordert Busoni + eine neue Kunst und einen neuen Klang der Musik, die gleichzeitig neu und alt sein muss. (Vgl. , S. 1223—124). Diese nüchterne Wahrheit hält uns aufrecht; sonst müsste ich — mit anderen — mich, nach einem Mozart, als völlig @@ -232,8 +232,8 @@

Wie freue ich mich über Ihre schönen Erlebnisse! — Ist es ein Anfang, ist es ein Ende? - Jedenfalls scheint - es, nach Ihren Eindrücken, eine Physiognomie - zu haben! + es, nach Ihren Eindrücken, eine Physiognomie + zu haben!

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Leben Sie so weiter, und denken - Sie, wenn Sie still sind, an Einen der recht - still geworden u.und doch nach Bewegung strebt, + Sie, wenn Sie still sind, an Einen der recht + still geworden u.und doch nach Bewegung strebt, nämlich

diff --git a/text/letters/E010005/D0100339.xml b/text/letters/E010005/D0100339.xml index 472530b3c85be7e85e906e2322e45b1d5f7b06e5..e0ed7d5b3f505e22a8cfe616e61a3ca10733ff73 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100339.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100339.xml @@ -218,16 +218,16 @@ aus geradenwegs nach Deutschland schreiben. Also benutze ich gern die Konjuktur um Ihnen — endlich — zu - schreiben antworten. + schreiben antworten. Am 18. September 1919 begab sich Busoniaus Zürich auf eine Tournee nach England und - kehrte erst am 11. Dezember zurück. (Vgl. , S. 371). Er gab Konzerte in Wigmore Hall und machte eine Gramophon-Aufnahme in London, aber - vor allem gab er Konzerte auch außerhalb der Stadt. (Vgl. dazu , Sp. 1 und , S.111—112). + kehrte erst am 11. Dezember zurück. (Vgl. , S. 371). Er gab Konzerte in Wigmore Hall und machte eine Gramophon-Aufnahme in London, aber + vor allem gab er Konzerte auch außerhalb der Stadt. (Vgl. dazu , Sp. 1 und , S.111—112).
— Ich möchte gerne den - Doktor Faust nun bald in Buchform + Doktor Faust nun bald in Buchform herausgeben Einen Tag später, am 7. November 1919 schrieb Busoni einen Brief an seinen Verlag Breitkopf & Härtel. Dieser Brief ist nicht verfügbar, aber es gib eine Antwort an Busoni von dem Verlag: Es geht da um den Verlag Harmonie - und seine Rechte auf Busonis Musik. (Vgl. dazu , S. 44 und .)— vorläufig müsste der + und seine Rechte auf Busonis Musik. (Vgl. dazu , S. 44 und .)— vorläufig müsste der Verlag seine Rechte auf den Text in Beziehung zur Musik nicht in den Vertrag mit einschließen — womit @@ -241,7 +241,7 @@ tur An der Stelle geht es über die Partitur zu Doktor Faustverfrüht, zunächst weil sie noch im Geiste ihres Schöpfers steht, ferner weil da so Manches zu regeln - u.und zu bestimmten ist, das mit den + u.und zu bestimmten ist, das mit den übrigen Opern zusammenhängt. Ich habe einen Plan von vier @@ -274,7 +274,7 @@ greift, was — z.B. die Zusamenenstellung eines Zyklus — schon zur Genüge erschwert. — Machen Sie es mir leichter, nicht schwerer: ich - habe, bei Gott, durch allerlei Schwierigkeiten zu waten— — + habe, bei Gott, durch allerlei Schwierigkeiten zu waten— —

Wie seiht es aus in Berlin? diff --git a/text/letters/E010005/D0100341.xml b/text/letters/E010005/D0100341.xml index 929f23fe919c18f353c162059ba789ed03d487c8..75362810634f8059c5dfa21e90bc8610e18f501f 100644 --- a/text/letters/E010005/D0100341.xml +++ b/text/letters/E010005/D0100341.xml @@ -209,18 +209,18 @@

Mein lieber Rubiner, heute — da - ich Ihren Brief vom 20. empfange ,-sind - die 8 Fragen, die Sie sich vorbehielten, + ich Ihren Brief vom 20. empfange ,-sind + die 8 Fragen, die Sie sich vorbehielten, erloschen. Nach diesem Maassß der Post bewegung gemessen, wird es angezeigt sein, dass Sie Ihren nächsten Brief Rubiner wird auf diesen Brief nicht antworten, da er drei Monate später an einer Lungenentzündung verstirbt. - Das Drama Die Gewaltlosen wird zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt werden (Vgl. , S. 31—45). + Das Drama Die Gewaltlosen wird zu seinen Lebzeiten nicht aufgeführt werden (Vgl. , S. 31—45). nach Zürich richten, alswo ich Mitte Dezember wieder zu sein hoffe. — Die - große Welt in der zu leben Sie + große Welt in der zu leben Sie mir an-er-dichten, ist nicht mehr. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem während der Zwischenkriegszeit der 1920er und 1930er Jahre, wuchs das geographische Ausmaß des Londoner Stadtgebiets. - Die Stadt wird großer, industrieller: Gerade im Jahr 1900fuhr der erste mechanische Bus in London. Es kann sein, dass für Busoni diese große Stadt zu - agressiv war. (Vgl. über London: , S. 1150.) + Die Stadt wird großer, industrieller: Gerade im Jahr 1900fuhr der erste mechanische Bus in London. Es kann sein, dass für Busoni diese große Stadt zu + agressiv war. (Vgl. über London: , S. 1150.) @@ -241,7 +241,7 @@ das gegenwärtige Bild zu heften. Es gelingt mir nicht:— die Menschen sind in der That hässlicher, uneleganter, - ihr Ausdruch ist frech und gewöhnlich, + ihr Ausdruch ist frech und gewöhnlich, der gute Ton vernachlässigt und @@ -270,21 +270,21 @@ oft meist gänzlich außer Acht gelaßssen; — daßss es 32 mal mehr Menschen sind Zu der Zeit leben in London 7 Millionen Menschen. - Zürich hat 1893 zusammen mit den umliegenden Vororten als größte Stadt der Schweiz über 100.000 Einwohner. + Zürich hat 1893 zusammen mit den umliegenden Vororten als größte Stadt der Schweiz über 100.000 Einwohner. (Vgl. , Bd. 3.), als in Zürich, macht sie nicht bedeutender, noch interessßanter. In den Briefen an seine Frau Gerda Busoni scheint Busoni nicht zufrieden mit seiner Tournee und dem Publikum zu sein. - So schreibt er über seine Konzerte: [...] unwürdig, peinlich und sogar schädlich. — [...] darum glaube ich, dass es die letzte Tournée in diesem Style war. + So schreibt er über seine Konzerte: [...] unwürdig, peinlich und sogar schädlich. — [...] darum glaube ich, dass es die letzte Tournée in diesem Style war. (Vgl., S. 370—371). — Zur Unabhängigkeit sind Sie Menschen noch nicht reif,es gibt ein Übergewicht von brutalen Instinkten, - die streng überwacht werden müssßen. Den + die streng überwacht werden müssßen. Den Fehler, den ich als Musikp Prediger mache, in dem ich, beim Durchschnitt, die Vorbereitung, voraussetze, die in mir selber vorhanden ist, — - diesen Fehler machen begehen die sozialen Ver beßsserer. Ich liebe daran das Vertrauen + diesen Fehler machen begehen die sozialen Ver beßsserer. Ich liebe daran das Vertrauen u.und den Idealismus: — aber während die Aufklärung in Kunst - D Dingen niemandem an’s Leben geht, kann sie in Sachen der @@ -294,9 +294,9 @@

Von dem Erlebnis Ihrer Frau hatte - ich gehört: eine Mrs. Haring, die Sie besucht + ich gehört: eine Mrs. Haring, die Sie besucht haben soll, brachte die Zeitung. Ich bedauere - es herzlich und erwarte ebenso bessere Nach + es herzlich und erwarte ebenso bessere Nach richten. — Wahrscheinlich bezieht sich Busoni hier auf die Verhaftung von Frida Rubiner (Mehr dazu: , S. 240—245ff.)

@@ -304,9 +304,9 @@

Gestern erhielt ich einen Brief von - Bernard Shaw, der mich erfreute und + Bernard Shaw, der mich erfreute und anregte: Sie sollten — schreibt B.S. — unter - einem angenommenenm Namen als KComponist auftreten. + einem angenommenenm Namen als KComponist auftreten. Die Menschen können nicht glauben, dass ein Einzelner zwei Sachen gleich vollkommen meistere. Nach der englischen Premiere von Sarabande and Cortége am 22. November 1919 bekommt Busoni diesen begeisterten Brief. (Vgl. dazu , S. 112 und Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin). @@ -331,7 +331,7 @@ [3]

Ihr Aufschub und Zögern in - unserer Verlags Angelegenheit macht + unserer Verlags Angelegenheit macht mich betroffen: ich hatte die Auf fassßung, als ob ich daßss ich der @@ -344,14 +344,14 @@

— In meinem Sinne landen Ihre Briefe und AÄussßerungen, wie sie Rita mir übermittelte. Von - ihr bin ich — warum? — seit einiger + ihr bin ich — warum? — seit einiger Zeit wie abgeschnitten. Erst als - ich Ihnen schrieb, hatte ich erfahren, + ich Ihnen schrieb, hatte ich erfahren, daßss man mit B.Vermutlich Berlin direkt korrespondieren könne —. Um so willkommener war es mir zu lesen, dassß R.Rita Ihnen - eine hilfreiche Gefährtin ist, — grüßen - Sie sie in aller Freunschaft und Liebe. + eine hilfreiche Gefährtin ist, — grüßen + Sie sie in aller Freunschaft und Liebe.

diff --git a/text/letters/E010006/D0100404.xml b/text/letters/E010006/D0100404.xml index 7a59d00304bd49142b421db5001e0854e58e8c5b..9d782f3a9ef54ee22445d020afbb61b73cba3e86 100644 --- a/text/letters/E010006/D0100404.xml +++ b/text/letters/E010006/D0100404.xml @@ -268,7 +268,7 @@ u.und voller Tagesbeleuchtungen sind perspektivische Betrachtungen zusammen fassender u.und zu gern zu Ergebnissen - gelangender Historiker. – Auch die + gelangender Historiker. – Auch die Erscheinung von einzelnen in der Karikatur mündenden Experimenten sind ist eine ständige Begleiterin der Evolutionen: bizarre diff --git a/text/letters/E010006/D0100406.xml b/text/letters/E010006/D0100406.xml index c3af093455f58158362cd9a0920930f393a5058f..2d74a6717ab0546e6583fbbc80eb359654756633 100644 --- a/text/letters/E010006/D0100406.xml +++ b/text/letters/E010006/D0100406.xml @@ -210,7 +210,7 @@

persönliche und berufliche Änderungen verschiedenster Art hatten mich bisher abgehalten, Ihnen für Ihre - s. Zt. in der Frkf. Ztg. abgedruckten Brief sowie + s. Zt. in der Frkf. Ztg. abgedruckten Brief sowie für die neuerliche Zusendung des Aufsatzes ## Chantavoine ## zu danken. Gerade als ich Ihnen jetzt schreiben wollte, kam Ihr Bayreuther Brief @@ -237,8 +237,8 @@ Frage nach der Zukunft von Bayreuth unmittelbar in das Wagnerproblem hineinführt, d. h. in die Frage nach der Gegenwarts- u. Zukunftsbedeuteung - der Kunst Wagners überhaupt. In mancher Beziehung - denke ich ganz ähnlich wie Sie, Ihre Schroffheit + der Kunst Wagners überhaupt. In mancher Beziehung + denke ich ganz ähnlich wie Sie, Ihre Schroffheit bezüglich der Gesamtbewertung Wagners teile ich allerdings gar nicht, halte sie auch für objektiv unberechtigt. Ich ## diese Art Stellungnahme @@ -247,20 +247,20 @@ besondere Naturell in dieser Berufung – verzeihen Sie –Grenzen gezogen sind.

Nun wäre das Ihre persönliche Angelegenheit - u gewiß kein Grund Ihre Meinungsäußerung + u gewiß kein Grund Ihre Meinungsäußerung als Bekundung Ihrer Persönlichkeit zu unterdrucken. Aber bitte bedenken Sie einmal ein ganz klein wenig die realpolitische Seite. Sie wissen, daß es in Deutschland eine große Anzahl von Menschen gibt, die Ihre Rückkehr möglichst in einen großgefaßten Betätigungskreise wünschen, - Sie wissen vermutlich auch, daß diese Bestrebungen + Sie wissen vermutlich auch, daß diese Bestrebungen bereits ziemlich feste Form angenommen haben u auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind. Sie - wissen ebensogut, daß Sie viele, einflußreiche Gegner haben, + wissen ebensogut, daß Sie viele, einflußreiche Gegner haben, die das Gelingen mit allen Mitteln zu hintertreiben suchen. Erscheint im jetzigen Augenblick dieser Artikel so liefern sie Ihren Gegnern die herrlichsten Waffen @@ -294,8 +294,8 @@ Monaten Ihren damaligen Brief an mich ver- öffentlicht. Kommt jetzt wieder ein offener Brief an mich, so wirkt das als Wunsch, mich mit - Hilfe Ihres Namens öffentlich u ## zu sehen, - sehr als Eitelkeit meinerseits. Trotz der etwas + Hilfe Ihres Namens öffentlich u ## zu sehen, + sehr als Eitelkeit meinerseits. Trotz der etwas polemischen Färbung würde man das Ganze als bestellte Arbeit auffassen. Werden Sie mich auch nicht mißverstehen? Ich schätze @@ -304,8 +304,8 @@ Ihre Rückäußerung habe. Sollten Sie meine Gründe nicht anerkennen, so würde ich Ihren Aufsatz den Redaktionskollegen vorlegen - da ich allein nicht entscheidungsberechtigt bin. - Was ich heute schreib, ist private Meinungsäußerung. + da ich allein nicht entscheidungsberechtigt bin. + Was ich heute schreib, ist private Meinungsäußerung. Ich hoffe sehr, Sie bald ## ## ## in einem schönen Wirkungskreise zu sehen.

diff --git a/text/letters/E010006/D0100414.xml b/text/letters/E010006/D0100414.xml index 1c5741a56fd6b8758ef3bcf841a61e8d7ed3d8b4..2b583d9bf248f747abbd3e6c75e321beaf7e9a4d 100644 --- a/text/letters/E010006/D0100414.xml +++ b/text/letters/E010006/D0100414.xml @@ -242,7 +242,7 @@ (u.und Andere mit mir) Ihnen sehr danken.

Bitte herzlichst von mir - fortan besser denken zu wollen.

+ fortan besser denken zu wollen.

Ihr Sie hochschätzender und ergebener diff --git a/text/letters/E010006/D0100417.xml b/text/letters/E010006/D0100417.xml index b3524699733ea787315de34d0fc475d798e76779..fe4a74b8513d8d0aa1de7ac6ccc25c7cde09b25a 100644 --- a/text/letters/E010006/D0100417.xml +++ b/text/letters/E010006/D0100417.xml @@ -127,7 +127,7 @@ Anscheinend handelt es sich bei dieser Briefkarte um ein Empfehlungsschreiben für Jean Chantavoine von Busoni. Der Musikwissenschaftler und Beethoven-Forscher Chantavoine war seit 1921 Mitarbeiter der Interallierten Rheinlandkommission in Wiesbaden und wirkte damit in räumlicher Nähe zum in Hofheim am Taunus lebenden Paul Bekker (vgl. , Sp. 719). - und ich betrachteempfinde es als eine für + und ich betrachteempfinde es als eine für mich ehrende Freude, zwei so aufgeklärte Männer zusammen führen zu dürfen.

diff --git a/text/letters/E010006/D0100418.xml b/text/letters/E010006/D0100418.xml index 09a8120f65c13dc121a41532ded1c3246f946a9c..b0466b5c2ffc5c1ab3065ee47c18130b21169cfb 100644 --- a/text/letters/E010006/D0100418.xml +++ b/text/letters/E010006/D0100418.xml @@ -168,7 +168,7 @@ - + Bekker, Paul diff --git a/text/letters/E010007/D0100505.xml b/text/letters/E010007/D0100505.xml index b44246d8bc8506d32cba6174046d26b939c90e7a..d540abd658791ed66fb1b9f29770ddc227059d50 100644 --- a/text/letters/E010007/D0100505.xml +++ b/text/letters/E010007/D0100505.xml @@ -99,7 +99,7 @@ - + Freund, Robert @@ -157,7 +157,7 @@

Selbstverständlich wird Etel von Ihrer Erlaubniss Gebrauch machen u.und wieder nach - Berlin zurückkehren, sobald + Berlin zurückkehren, sobald

[2] diff --git a/text/letters/E010007/D0100546.xml b/text/letters/E010007/D0100546.xml index 4a6f070d896760f0f51e377153981a62f151829e..67828b541300c88e39c3d15c823c533d296441ae 100644 --- a/text/letters/E010007/D0100546.xml +++ b/text/letters/E010007/D0100546.xml @@ -267,7 +267,7 @@

Andreae sagte mir, dass wir Sie nächsten Winter hören werden u.und er im gleichen ConcertKonzert Ihre Berceuse élégiaque - bringen will. + bringen will. Busoni spielte am 6. und 7. Januar 1913 in der Zürcher Tonhalle. Die Berceuse élégiaque wurde unter Busoni als drittes von sechs Stücken gespielt (vgl. , S. 37–39).