Brief von Ferruccio Busoni an Arnold Schönberg (Berlin, 27. Juli 1912) Letter by Ferruccio Busoni to Arnold Schönberg (Berlin, 27 July 1912) Ferruccio Busoni Prepared by Clemens Gubsch Digitization by Arnold-Schönberg-Center, Wien Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg Christian Schaper Ullrich Scheideler USA Washington, D. C. The Library of Congress Music Division Arnold Schoenberg Collection Österreich Wien Arnold-Schönberg-Center 10375 Busoni versucht, die durch Clark offenbar inkorrekt weitergebenen Informationen über den vermeintlichen Plan einer Konservatoriumsgründung richtigzustellen. Ich liess – mit Clark – im Gespraech 2 Blatt 4 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. Bibliotheksstempel (rote Tinte) Berlin , S. 191 f. , S. 195 f. (Brief), S. 118–120 (Kommentar) , S. 416 f.

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Busoni, Ferruccio Berlin Schönberg, Arnold Carlshagen Revisionselement hinzugefügt, status todo Layoutelemente der vorliegenden Transkription (Clemens Gubsch) durchgesehen, status unfinished
* The * Library * of * Congress * Mein sehr verehrter Arnold Schoeönberg.

Ich liessß – mit Clark (191) und (195) fälschlich: nicht Clark. – im Gespraeäch eine Idee fallen, die nur im Augenblick und in meinem Gehirne entstanden war. Sie haben die fallen= gelassene Idee mit Ihrer Impulsivität sofort aufgehoben und aus eigener, bei Ihnen immer thätigen Fantasie, bereichert – es sei denn, dass Ihnen der Bericht entstellt vorgetragen worden. Ich hatte – bei meiner Äussßerung – weder von meinen Meisterkursen, noch von Ihrer Gesammtleitung gesprochen.

Es waeäre wünschenswerth (so lautete, wenn auch nicht wörtlich, meine Rede), dass einmal eine Art Musik schule auf rein künstlerische Voraussetzungen gestellt würde. Dazu waeäre SchoenbergSchönberg in erster Linie in Betracht zu ziehen; von Petri und Kindler bürge ich, dass Sie – in ihren Fächern – ihm im rechten Sinne beistünden. Dazu waeäre fer -ner Kapital nötig, das Unternehmen von wirthschaftlichen Spekulationen unabhängig zu machen und ein künstlerisch sich bietendes Heim zu gründen. (Ich beichte, dass meine Verehrung für Sie und mein Glaube an Sie, so sicher und tief sie auch sind, nicht so weit herrschen, um mir an Ihnen einen Vor gesetzen zu schaffen: was nicht Sie betrifft — den ich als Freund und Meister begrüssße – sondern meine schwer und langsam errungene Unabhängigkeit.) Dieses nur in Parenthese.

Meine Idee richtet sich also dahin, wirkliche Künstler zu einem paeädagogischen Werthe zu vereinen und in diesem eine Freiheit und Breite zu wahren, wie sie an Konservatorien fehlt. Es würden allelauter Meisterkurse werden in zwanglosem Verkehr mit Schülern, innerhalb geschmackvoller Räume. Eine Gesammtleitung schien mir unwichtig, die Begründer würden sich berathen.

Noch einmal: Dazu gehörte viel Geld; dann aber dürfte die Sache mit einem Schlage in erster Reihe stehen.

Dass wir uns selten sehen u.und Sie mir die Schuld dafür anrech nen, ist (beides) bedauerlich.

Ich glaube nicht, dass ich Jemanden so viel aufrichtiges u.und thätiges Interesse widmete, als Ihnen: umgekehrt habe ich Nnichts beansprucht, aber auch Nnichts empfangen.

Ich bin auch 8acht Monate des Jahres unterwegs und, wie Sie wissen, außerordentlich thätig. Ich bitte Sie, es wenigstens quantitativ zu betrachten.

Mit herzlichen Grüssßen Ihr ergebener Ferruccio Busoni den 27. Juli, 1912.