Brief von Arnold Schönberg an Ferruccio Busoni (Berlin, 28. Juli 1912) Letter by Arnold Schönberg to Ferruccio Busoni (Berlin, 28 July 1912) Arnold Schönberg Prepared by Clemens Gubsch Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4561 Mus.ep. A. Schönberg 22 (Busoni-Nachl. B II) Kalliope-Verbund DE-611-HS-736452 Schönberg versichert, seine Informationen und Vorschläge bezüglich einer Konservatoriumsgründung beruhten ausschließlich auf dem Gespräch mit Clark; wirft Busoni Grobheit vor. Sie tun mir und meiner Fantasie unrecht. 2 Bogen 3 beschriebene Seiten Foliierung mit Bleistift unten rechts auf den Vorderseiten durch das Archiv. Seitenfolge: fol. 1r, 2v und 3r Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Arnold Schönberg, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift Adressstempel des Absenders Arnold Schönberg, mit violetter Tinte Hand des Archivars, der mit Bleistift die Signaturen eingetragen und die Foliierung vorgenommen hat. Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat Bibliotheksstempel (rote Tinte) Bibliotheksstempel (blaue Tinte) Poststempel (schwarze Tinte) Carlshagen auf Usedom 29.7.12. *10·11V.*
Herrn Ferruccio Busoni Berlin W.30 Viktoria -Luisep-Platz 1̇1̇11
Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4561-Beil.
Arnold Schönberg, Berlin-Zehlendorf-Wannseebahn Machnower Chaussee, Villa Lepcke.
zz. Carlshagen auf Usedom Villa Concordia
Nachlaß BusoniB II Mus.ep. A. Schönberg 22
Carlshagen , S. 29 f. , S. 192 f. , S. 197 f. (Brief), S. 120 (Kommentar) , S. 417 f.

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).

Alle im Text vorkommenden Interpunktionszeichen wurden beibehalten und werden in der diplomatischen Umschrift wiedergegeben. Bei Auszeichnung durch XML-Elemente wurden anschließende Satzzeichen nicht mit einbezogen.

Anführungszeichen wurden i. d. R. nicht beibehalten; die Art der Zeichen wurde im Attribut rend der entsprechenden Elemente codiert.

Die Übertragung folgt den Editionsrichtlinien des Projekts.

Schönberg, Arnold Carlshagen Busoni, Ferruccio Berlin Revisionselement hinzugefügt, status todo Layoutelemente der vorliegenden Transkription (Clemens Gubsch) durchgesehen, status unfinished
28/7.1912
Arnold Schönberg, Berlin-Zehlendorf-Wannseebahn Machnower Chaussee, Villa Lepcke.
Mus.ep. A. Schönberg 22 (Busoni-Nachl. B II)
zz. Carlshagen auf Usedom, Villa Concordia

Sehr verehrter Herr Busoni, Sie tun mir und meiner Fantasie unrecht. Ich will nicht be streiten, daßss sie sich schon gelegentlich für einen Gegenstand entzündet hat, dessen tatsächlicher Wert nur ihr Werk war. Vielleicht hat sie das, da sie es ja von den Kunstwerken an deren Entstehen ich ihr mitzuwirken gestattete, vielleicht hat sie, da sie das von daher gewöhnt war, es immer nur so getan: selbst die Gegenstände, ihren Wert und das feuerFeuer ge schaffen, aber hier liegt die Sache noch etwas nüchterner.

Nämlich: Clark hat mir das, was ich Ihnen schrieb, als Ihre Absicht mitgeteilt. Weiter nichts. Ich habe gar nichts dazu getan! Wirklich nichts! Denn die Dinge zu denen ich etwas tue (oder gar dazutue, wobei also schon etwas dagewesen sein mußss) sind von vornherein weiter! Sie verzeihen: aber ich kann meiner Fantasie unmöglich unrecht tun lassen. Denn meine Fantasie, das bin ich selbst, bidenn ich bin selbst nur ein Geschöpf dieser Fantasie. Und niemand Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4561 DeutscheStaatsbibliothekBerlin [1] ßsst seine Eltern beleidigen.

Setzen Sie, verehrter Herr Busoni, wirklich voraus, dass meine Fantasie sich ein Verhält nis zu Ihnen an einem Unterrichtsinstitute, an dem Sie Meisterkurse halten, während ich die Gesamtleitung habe, sich nur so sollte denken können, daßss einer der Vorgesetzte des Andern sein müßsste? Steht nicht der, der Meisterkurse hält, von vornherein außer halb dieser Gesamtleitung? Ist aber nicht einer der 10 Monate in Berlin bleibt eher in der Lage die Gesamtleitung zu übernehmen, als einer der „8 Monate von Berlin fern ist und außerdem außerordentlich tätig“?

Ich will nicht weiter polemisieren. Vielleicht ist nur Schuld, daßss Sie etwas Unverbindliches gesagt haben, was man mir als etwas Verbindliches mitgeteilt hat. Sie sagem mir ja manches an dre Verbindliche in Ihrem Brief und halten damit sorgfältig die Grobheit ein, die Sie mir eigent lich sagen wollen. Sie müssen mir also erlau ben auch das für unverbindlich zu nehmen. Ich wünsche immer Klarheit und da stören mich solche Einpackungen. Sie erlauben, daßss ich das verbindliche Packmaterial, in das Sie die Grob heit einhüllen, dort aufbewahre, wo ich sonst (ich bin, wie man Ihnen bestätigen kann, ein leiden DeutscheStaatsbibliothekBerlin B II,4561 Packmaterial aufbewahre, den wirklichen Inhalt, aber, die eingehüllte Grobheit, dort, wo ich mir derartiges merke. Und Sie erlauben, daßss ich den Inhalt Ihres Briefes hier kurz anmerke: die Zurückweisung meiner Anmaßung, daßss ich Ihr Vorgesetzter sein will, als Ausflußss meiner lebhaften Fantasie!

In hochachtungsvoller Ergebenheit Ihr Arnold Schönberg DeutscheStaatsbibliothekBerlin Nachlaß Busoni [3] [Seite 2 des 1. Bogens (Rückseite von Textseite 1), vacat] [Seite 3 des 1. Bogens (Rückseite von Textseite 2)] [2] [Seite 2 des 2. Bogens (Rückseite von Textseite 3), vacat] [Seite 3 des 2. Bogens] [4] [Seite 4 des 2. Bogens, vacat]