Brief von Hans Huber an Ferruccio Busoni (vmtl. Basel, 16. Februar 1916) Letter by Hans Huber to Ferruccio Busoni (prob. Basel, 16 February 1916) Hans Huber Prepared by Natalia Kononchuk Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2258 Mus.ep. H. Huber 31 (Busoni-Nachl. B II) Kalliope-Verbund DE-611-HS-621650 Huber nennt Busoni unter Verweis auf Nietzsche einen Anzünder; lobt Othmar Schoeck anlässlich eines Basler Konzerts; lobt Geschmack und Gescheitheit in der Musik bei Mendelssohn und Busoni; erläutert seine Planung für den Tag seines Konzertbesuchs in Zürich (22. Februar 1916); hat Lektüre des Romans L‘Ève future begonnen. Für Ihre anerkennenden lieben Zeilen 1 Bogen 4 beschriebene Seiten Foliierung durch das Archiv, mit Bleistift unten rechts auf den Vorderseiten. Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift. Hand des Archivars, der Signaturen und Foliierung mit Bleistift eingetragen hat. Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses und eine laufende Nummer mit Rotstift eingetragen hat. Bibliotheksstempel (rote Tinte) Basel

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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5 Mus.ep. H. Huber 31 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2258 den 16. Februar 1916 M. C.! Abk. für Mon cher oder Mio caro/carissimo (mein Lieber/Liebster).

Für Ihre anerkennenden lieben Zeilen mußss ich so recht im Sinne Nietzsches, den ich vor 20 Jahren halb auswendig wußsste &und der viel Bekümmernißs &und Elend in meine Seele brachte (apage Satanas!), Lat.: Weg mit dir, Satan (im Mittelalter eine feststehende Formel zur Bannung einer teuflischen Erscheinung). danken &und an eine Stelle denken, die irgendwo in seinen Werken – vielleicht im Wanderer <choice><abbr>&</abbr><expan>und</expan></choice> sein <lb/>Schatten steht. Er spricht von Weingeist-Autoren, meint ungefähr: manche Schriftsteller sind weder Geist noch Wein, [1] aber Weingeist; sie können flammend aufleuchten &und geben dann Wärme! Der Originaltext von Aphorismus Nr. 101 Weingeist-Autoren lautet: Manche Schriftsteller sind weder Geist noch Wein, aber Weingeist: sie können in Flammen geraten und geben dann Wärme. Sie, mein Lieber, waren der Anzünder! –

Das Musik-Ehepaar Durigo-Schoeck präsentierte sich vorgestern in Basel. Ich liebe den jungen Künstler wegen Deutsche Staatsbibliothek Berlin seiner offenen Musiknatur sehr; auch sind mir seine Stimmungs gedanken sehrrecht sympathisch! Vor 30 40 Jahren gab es einen Kirchner, der als großer Klavier poet den Deutschen imponierte. HeuteJetzt spielt man schon längst wieder Schumann &und leider zu wenig Mendelssohn. Trotzdem die Musik des Letzteren mehr hinter sich weist, bildet sie doch außerordentlich den Geschmack &und die Gescheidtheit in der Musik. Letztere Eigenschaft hat mich bei Ihnen im̅erimmer , natürlich nebst allem Anderen , so überrascht, daßss ich Ihnen als Sklave folgen mußss. Ich Deutsche Staatsbibliothek Berlin ersehe dießs auch wieder aus Ihrer Einführung in den großen Bach! –

Frl. Schwarzenbach kam als Schatten der Durigo &und ich habe mit ihr Folgd.Folgendes pro Mardi prochain Frz.: für kommenden Dienstag (22. Februar 1916). ausgemacht. Von Basel um 1. Uhr ankom̅endmmend, [2] werde ich bei ihr auf dem Ulmberg zu Mittag eßssen, nachher mit ihr zwei Ateliers besuchen &und nur etwa um 5 Uhr schnell – ohne den from̅enfrommen Liszt=Geist zu stören – in der Scheuchzerstraße erscheinen. Abends sehe ich Sie im Konzerte &und spreche Sie nachher beim Neuenburger! – Wein aus dem Gebiet Neuenburg in der Schweiz.

Bereits stecke ich in der Ève future &und begreife im̅erimmer noch nicht, daßss mir ein solcher Kerl bis jetzt entgangen ist! –

Schönste Grüße Ihres Hans Huber