Brief von Ferruccio Busoni an Paul Bekker (Berlin, 15. Juni 1921) Letter by Ferruccio Busoni to Paul Bekker (Berlin, 15 June 1921) Ferruccio Busoni Prepared by Morten Grage Digitization by Yale University, Irving S. Gilmore Music Library, New Haven, CT Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Paul Bekker Christian Schaper Ullrich Scheideler USA New Haven (CT) Gilmore Music Library The Paul Bekker Papers MSS 50, I.A. Correspondence - Individual, A-E: Box 2, Folder 23 Busoni kommentiert eine Rezension Bekkers von einer Oper von Wellesz; dankt ihm für dessen Artikel über die Bach-Ausgabe und bittet um Auskünfte zu diesem Artikel; berichtet von der Lösung des Konfliktes mit dem Drei Masken Verlag. 15. Juni 1921 15.6.21 ich erhielt ihre Aufsätze, mit denen Sie mir viel Anregung schufen. 1 Blatt 2 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. Vmtl. Hand des Empfängers Paul Bekker, der mit Bleistift handschriftlich Eintragungen vorgenommen hat. Poststempel (schwarze Tinte) Dr. Busoni W 30. Berlin W 15.6.21 7–8N 30 Berlin W 15.6.21 7–8N 30
Herrn Paul Bekker Hofheim im Taunus Kapellenstr.straße 2.
[Rückseite des Briefumschlags, vacat]
Berlin

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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15. Juni 1921 Hochverehrter Herr Paul Bekker,

ich erhielt Ihre Aufsätze, mit denen Sie mir viel Anregung schufen. Vgl. die entsprechende Bitte um Zusendung von Artikeln aus der Frankfurter Zeitung im vorangegangenen Brief. In der Besprechung von Wellesz’ Oper Wellesz’ Oper Die Prinzessin Girnara wurde am 14. Mai 1921 in Hannover und Frankfurt uraufgeführt; Bekkers Kritik der Frankfurter Premiere erschien am 17. Mai 1921 in der Frankfurter Zeitung. sprechen Sie einige allgemeine Wahr heiten aus, für die ich Ihnen dank bar bin. Namentlich für den Satz, der von der Angst, unmodern zu sein handelt. Busoni paraphrasiert hier aus Bekkers Rezension. Dort heißt es wörtlich: Ist die Angst, für nicht modern gehalten zu werden, so weit gestiegen, daßss man das Armselige und Klägliche nicht beim Namen zu nennen wagt, weil es sich modernistisch gebärdet? (, S. 1). Dieser Satz sollte das Thema zu einem ganzen Feuilleton abgeben, denn er be rührt etwas sehr Wichtiges, das in unseren Tagen viel Verwirrung u.und Verzögerung schafft. – Auch die Zuschauer sind von diesem Übel erfasst u.und trauen sich nicht Eetwas zu abzulehnen, das ihnen kein Vergnügen bereitet, in der Befürchtung, für altmodisch angesehen zu werden. – In meiner Jugend brauchte Eetwas nur modern zu sein, um abgeschossen zu werden; es wurde erstickt; der junge Schöpfer schritt von Demüthigung zu Entmuthigung. – Hand in Hand mit dieser heutigen Erscheinung geht aber auch der Hang, Gediegenes u.und wWohlgefügtes zu verachtengeringzuschätzen: als ob unter den Anders-Seitigen eine stille Verabredung geschlossen waeäre, das Tüchtige als etwas Verächtliches hinzu stellen, um so die eigene Untüchtigkeit zu retten. – Ich meine: Das sollte einmal als Dokument, als Warnung, als Er ziehung des Breiteren gesagt werden.

X-X

– Zuletzt erhielt ich Ihren schönen Artikel über die Bach-Ausgabe, Bekkers Artikel über die Bach-Ausgabe () erschien am 11. Juni 1921 in der Frankfurter Zeitung im ersten Morgenblatt. der mich recht stolz macht. (Leider ist aus dem Ausschnitt nicht das Datum zu ersehen: das ich erfahren möchte, um ein Dutzend Exemplare oder mehr zu bestellen). Grossßen Dank!

Ich hatte Gelegenheit, einemn intimeren Angestellten des 3Drei-Masken- Verlages zurechtzuweisen, der sich in Beschämung das Verkehrte der auf mich beschworenen Situation einsah und zugab! –

Ich grüssße Sie in vollkommener Achtung, als ihr herzlich ergebener F. Busoni