Brief von Heinrich Schenker an Ferruccio Busoni <lb/>(Verm. Wien, 08. Oktober 1903) Christian Schaper Ullrich Scheideler Humboldt-Universität zu Berlin
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Edited by Christian Schaper Ullrich Scheideler Prepared by Maximilian Furthmüller Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz
Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Germany (CC BY-NC-SA 3.0 DE) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Heinrich Schenker Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 4424 Mus.ep. H. Schenker 12 (Busoni-Nachl. B II) Kalliope-Verbund DE-611-HS-731204 Mein Verleger hat Ihnen gestern die Orchesterstimmen zukommen lassen. 2 Bogen 7 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Heinrich Schenker, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift. Bibliotheksstempel (rote Tinte) Bibliotheksstempel (blaue Tinte) Hans des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat. Hand des Archivars, der die ursprüngliche Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat. Hand des Archivars, der die erneute Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Bleistift vorgenommen hat. Hand des Archivars, der eine Nummerierung innerhalb der Korrespondenz mit Bleistift vorgenommen hat. Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat. Der Brief wurde vermutlich in Wien am 08. Oktober 1903 verfasst.

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit einfachen Bindestrichen.

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Schenker, Heinrich Wien Busoni, Ferruccio Datei als Platzhalter erstellt, Transkription ausstehend. Ausarbeitung sowie Transkription begonnen.
[1] Mus. Nachl. F. Busoni B II, 4424 Mus.ep. H. Schenker 12 (Busoni-Nachl. B II) 8. 10. 1903 Lieber u.und verehrter Freund!

Mein Verleger hat Ihnen gestern die Orchesterstimmen zukommen lassen.Es handelt sich um die Orchesterstimmen der Bearbeitung der Syrischen Tänze, welche von Schönberg angefertigt worden war. Vgl. hierzu besonders den Brief vom 25. August 1903 sowie die nachfolgende Korrespondenz. Ein Austausch zwischen Busoni und Schenkers Verleger Weinberger ist nicht nachzuweisen. Die Partitur hat Schönberg gemacht, wie ich sagte. Ein erster Blick sagt: R.Richard Straußss’sche Manier. Nicht mein persönlicher Geschmack, das Orchester zu setzen, indessen wird die Sache, wenn ich nicht irre, ganz gut klingen. Nur eine Bitte, lassen Sie, trotz den Strauss’schen Füllseln, u.und Glissandis u.und sonstigen im Grunde unnötigen Ingredienzen, das Orchester darüber durchaus nicht langsamer werden! Ob die Flötisten ihre Triolen herausbringen, oder nicht, ist Nebensache: ist Deutsche Staatsbibliothek Berlin [1] Hauptsache, welches Tempo, u.und Ra serei. Ich habe der Partitur viel fach ckorrigiert, (sie ist leider so undeutlich geschrieben!), auch sonst noch einige wichtige Winke gegeben, u.und glaube, daßss besonders No. 2 am besten gelungen ist. Ich habe auch die Orchesterstimmen selbst ckorrigiert, um so angenehm als möglich den Musi kern die Probe zu machen, u.und Ihnen das Vorwärtskommen leichter. Leider habe ich die Doubletten zu No. 1, 2, 3 gar nicht selbst gesehen: wer weiß, welche Teufel sie in sich haben mögen? Daher beschloßss ich, Noo. 4 heute selbst ganz (samt allen Doubletten) durchzusehen, da u.und es Ihnen mor gen zukommen zu lassen, damit [2] wenigstens eine, was CKopierfehler anbelangt, todtsichere Nummer zur Ver fügung stehe, sollten die übrigen Doubletten allzu fehlerhaft sein.

Ich will nach Berlin kommen, – wann beiläufig findet die erste oder letzte Probe statt? Wollen Sie mir das gütigst schreiben.

Es wird Sie zum Schlußss freuen, zu hören, daßss unsere Gesellschaftsckonczerte (am ordentlichen Abend) Frauenchöre von mir zur Aufführung bringen! – was in Wien viel heißt –, u.und daßss in Brünn die von mir im Vorjahre bearbeitete CKantate Bach für Sopran u.und Bass, die ich mit sehr viel Erfolg hier pro duczierte u.und dirigierte, zur Wie derholung gelangt . Auch haben [2] – Ihrem immer so sicher wirkenden Beispiele nach – die Philharmoniker die Tänze in Aussicht genommen. Nun Hellmesberger , – der Dirigent ist noch unbekannt, – jedenfalls wird Löwe im CKonczert verein die Tänze Ihnen auchnoch auf führen.

Zum Schlußss eine Bitte: der be kann CKorrespondent (auch als Schriftsteller sehr geschätzt) der N.NeuenFr.Freien Presse, Dr. Paul Berlin, Dessauerstr.straße 19, wünscht, wegen meiner kleinen Stücke von Ihnen zum betreffenden CKonczerte eingeladen zu werden. Thuen Sie es mir zu Lliebe, auch in Rücksicht auf den gediegenen Manne der keinMusikerfreund ist, dennoch aber offen bar schreiben will nach Wien.

Nachlaß Busoni B II, 4424 [3]

Und noch Eeins: der Verleger bittet um Belassung des Titels, da er im Falle eines Erfolges nicht die 4-haeändigen Stücke verkaufen könnte, u.und z. b.B. in Wien nicht unter einem anderen Titel die Sachen ausführen lassen nnte. Also der Gesichts punkt der Einheitlichkeit für Berlin u.und Wien, u.und der Verkauf der Stücke sind ihm .

Auch mir, glaube ich, thun Sie einen Gefallen. Ich fürchte mich vor einem jüdischen CKomponisten". Hat Deutsche Staatsbibliothek Berlin [3] doch in letzter Woche ein jüdischer Studentenverein mir die Chormeisterstelle angetra gen: – . – nein, nein, das geht nicht. Das kann mir sehr, sehr schaden, – zumal ich sehr viel Chancen zu einer Theorieprofessur am hiesigen CKonservatorium habe.

Ihnen aber für alle Liebe, Mühe, Theilnahme besten, besten Dank im Vorhinein. Bald hoffe ich ihn, spaeätestens [4] etwa am 14ten, abstatten zu können.

Mit mir kommen zwei junge Freunde.

Viele, viele Grüße an Sie u.und Ihre Frau Gemahlin. Ich mußss nun weiter ckorrigieren!

Ihr ergb.ergebener u.und dankbarer HHeinrich Schenker [4] [Rückseite von Textseite 7, vacat] Schenker 12 Nachlaß Busoni