Brief von Ferruccio Busoni an Hans Huber (Bottmingen, 17. September 1910) Ferruccio Busoni Prepared by Juliane Imme Christian Schaper Digitization by Basel, Universitätsbibliothek Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber Christian Schaper Ullrich Scheideler Schweiz Basel Universitätsbibliothek NL 30 : 22:A-H:16 Busoni drückt sein Verständnis für Hubers Absage zum Klavierabend aus; reflektiert über die Zukunft des Klavierspiels. Wenn Sie für Ihre Rétraite Verstaendnis finden wollten 1 Bogen 4 beschriebene Seiten Infolge eines Verweiszeichens Busonis von der Mitte der zweiten zur dritten Seite ergibt sich eine veränderte Lesereihenfolge: 1, 2 (erster Absatz), 3, 4. Wo der zweite Absatz der zweiten Seite einzuordnen ist, lässt sich keiner entsprechenden Kennzeichnung entnehmen; vermutlich handelt es sich um eine nachträgliche Umwidmung zum Postskriptum bei regulärer Schreibreihenfolge 1, 2, 3, 4. Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Ferruccio Busoni, Brieftext in schwarzer Tinte, in lateinischer Schreibschrift. Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift vorgenommen hat. Vmtl. Hand des Archivars, der die Ziffer 3 auf dem Brief eingetragen hat. Der Brief wurde in Bottmingen am 17. September 1910 verfasst. Refardt 1939, S. 6

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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3. Bottmingen den 1717. Sept.September 1910 Hochverehrter Herr uund Meister.

Wenn Sie für Ihre Réetraite Frz.: Zurückgezogenheit. Verstaeändnis finden wollten, so konnten Sie sich an keinen Geeigneteren wenden als an mich. Ich billige Ihre Zurück gezogenheit umso freudiger, als sie mir die Möglichkeit verschafft, Ihr wachsendes Clavier ConcKlavierkonzert zu sehen, von dem ich mir manche Erfüllung erwarte.

Ich selbst bin voller Verstaeändnis für Ihre Situation, da ich mich in einer aeähnlichen u.und leider gezwungeneren befinde.

Die Partitur meiner Oper ist wieder unterbrochen, u.und dafür weiss habe ich an den Chopin -Stücken zu laborieren, die ich bereits seit 25 Jahren zu beherrschen glaube u.und doch immer wieder erobern mußss. Dem Geiste ist das nun keine neu=befruchtende Nahrung, u.und ich gehe ernstlich mit dem Gedanken um, meine Finger= u.und Handwerk im Stich zu laßssen. – *)↗

Sehr leid thut es mir zu hören, dass Sie leidend sind, und da ist es Ihre Pflicht, der nothwendigen Diät zu folgen. Ich wünsche, dass diese einen endgiltigen Erfolg habe, und bald.

(2)

↗*) Das Saint-Saëns’sche Buch, das Sie mir so freundlich senden, Das Buch (vermutlich Portraits et souvenirs) erhielt Busoni mit Hubers vorigem Brief. hat mich nicht gerade ermuthigt. Die Kapitel über Liszt u.und Rubinstein stellen Eeinem die Zwecklosig keit jedes weiteren CKlavier spielens in grausamer Weise vor Augen. – Immerhin, ich bin zu sehr habe genug in die Tiefen dieser kleinen Kunst blicken dürfen, um an noch nicht an Wunder zu glauben. Liszt wirkte durch den Konstrast mit seinen Vor gängern, und Saint-Saeëns berichtet spricht darüber seine Jugend-Eindrücke aus der Erinnerung. aus Rubinstein habe ich selbst gehört.Wohin steuert nun dieses Klavierspiel? Soll aus ihm noch Weiteres werden, so brauchen wir eine neue Literatur und ein bereichertes Instrument. Während die Orgelbauer fast an jedem neuen Instrument Vervoll kommnungen und neue Einrichtungen anbringen, hat ist sich das CKlavier seit 50 Jahren nicht von der Stelle gerührt. Meine Vorschläge an CKlavierbauer sind alle souverainement Frz.: selbstherrlich. abge wiesen worden. – Enfin! – Frz.: Sei’s drum.

– Ich werde mich immer unendlich freuen, Sie wie derzusehen, aber nehmen Sie keine Rücksicht, das mein altes Klavierspiel zu versäumen. Sie Ich grüße Sie ebenso herzlich als hochachtend u.und bin Ihr

sehr ergebener Ferruccio Busoni