Brief von Hans Huber an Ferruccio Busoni (Basel, 16. November 1916) Hans Huber Prepared by Thea Olivia Beger Christian Schaper Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II,2255 Mus.ep. H. Huber 47 (Busoni-Nachl. B II) Kalliope-Verbund DE-611-HS-621969 Huber zitiert Elisabeth Speiser-Sarasins Deutung der Handschrift Busonis, bestätigt Konzertprogramme und informiert über baldige Reise nach Solothurn. Das kleine Episödchen 1 Bogen 4 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift. Hand des Archivars, der die Datierung mit Bleistift vorgenommen hat. unbekannte Hand, welche die Briefnummer mit Rotstift eingetragen hat. Bibliotheksstempel (rote Tinte) Der Brief wurde in Basel am 16. November 1916 verfasst.

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

Worttrennungen an Zeilenumbrüchen im Original mit Doppelbindestrichen (⸗).

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Mus.ep. H. Huber 47 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II,2273 [1] 13 MusikschuleundKonservatoriumBasel. 16 Nov.. November 1916 Lieber &und Verehrter!

Das kleine Episödchen mit Frau Dr. Speiser-Sarasin würde ich ohne Bedenken begraben, wenn Sie nicht in einer plötzlichen Anwandlung von romanischer Liebens würdigkeit aus dem Gabentempel Ihres großen Besitzthums eine Bagatelle schenken wollten. UeÜbrigens ist diese Dame eine große Graphologin &und hat mir die Geheimnisse Ihrer Schrift entziffert:

harmonische Künstlernatur, feiner, regelmäßiger Rhythmus, ausgebildeter ästhetischer Sinn, geistvoll im Erfassen seines Berufs &und seiner eigenen Produktionen; ausgeprägte Sinnlichkeit (!), dadurch Macht im Leben, ein Doppelmensch! Sein getheiltes B. mit dem F zusammenhängend verrät eine starke Kompositionsgabe, die zurücklaufenden Endungen sind Beweise seiner Heimlichkeiten!

Que voulez-vous de plus!! Frz.: Was wollen Sie mehr?

Mundi res severa? Lat.: der Ernst der Welt; Anspielung auf die im Kunstkontext geläufige, von Seneca entlehnte Devise res severa verum gaudium (vgl. Seidel 1997).

Als Daten schlage ich Ihnen vor: Planungen für Abonnementkonzerte in Basel. den 17., 24–3124.–31. Januar &und 7. Februar. Wir dürfen nicht zu nahe am Neujahr anfangen.

Als Programm: Der endgültige Programmentwurf befindet sich im Brief vom 22.11.1916. BachBeethoven op. 111 Weber &und Schubert-Liszt. oder nur BachBeethoven (aber die Sonate von Weber hätte ich zu gern!) César Franck Chopin-Etüden Vgl. Busonis Nennung von Chopins Etüden op. 10 im vorherigen Brief. Brahms. Deutsche Staatsbibliothek Berlin Liszt-Etüden &und Don -Juan-Paraphrase Italie (ausgezeichnet) &und Paganini-Etüden.

UeÜbrigens behandeln Sie uns in dieser Beziehung ganz autoritär. Sie dürfen &und sollen frei schalten &und walten!

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UeÜbrigens bewundere ich wieder Ihre absolute, reine Schaffens kraft: Kurz zuvor hatte Busoni begonnen, seine Turandot-Orchester-Suite zu einer Oper umzuarbeiten. nebst den pianistischen Großthaten diese geistige Mächtigkeit. Aber Frau Speiser siehtliest ja alles dießs aus Ihren Schriftzügen! –

Meine enorme Schulthätigkeit zwingt mich leider, mit meiner mich verfolgenden Diabeties zu einem Spezialisten nach Solothurn zu gehen: Dieser Spezialist heißt: Ruhe &und Freiheit. Ich reise Montags für circa 8acht Tage in dieses reizende mittelalterliche Nest mit französischer CKultur als Unterlage &und mit italianischer Kathedrale als Beigabe. Adresse Hôtel Krone! (ausgezeichnet!)

Sie sehen mich also am 21 . Nov.November nicht; hoffentlich kann ich hinter meinem Glase Neuenburger Wein aus dem Schweizer Kanton Neuenburg. den Gedanken meines dadurch entstehenden künstlerischen Verlustes vergessen! Dafür erscheine ich aber am 5. Dezember!

Addio mio caro Ihr Hans Huber