Brief von Ferruccio Busoni an Hans Huber (3. Mai 1916, Basel) Hans Huber Prepared by Christian Schaper Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Hans Huber Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2263 Mus.ep. H. Huber 36 (Busoni-Nachl. B II) Kalliope-Verbund DE-611-HS-621753 Huber mahnt zur Gelassenheit gegenüber den Geisteskrüppel[n] im akademischen Feuilleton; attestiert Busoni eine Ausnahmsstellung in der heutigen musikalischen Kultur; versucht ihn als Interpreten und Lehrer längerfristig für die Schweiz und insbesondere Genf zu gewinnen; dankt für den zugeschickten Text über Chopin. So sind sie alle, unserere Musikhistoriker 1 Bogen, Umschlag 4 beschriebene Seiten, Umschlag beidseitig beschrieben Brief und Umschlag sind gut erhalten. Hand des Absenders Hans Huber, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift. Vmtl. Hand des Empfängers Ferruccio Busoni, der auf der Umschlagrückseite die Zuordnung Huber mit Bleistift notiert hat Hand des Archivars, der eine erste Signatur mit Bleistift eingetragen hat. Hand des Archivars, der die Zuordnung innerhalb des Busoni-Nachlasses mit Rotstift vorgenommen hat. Hand des Archivars, der die Foliierung mit Bleistift eingetragen hat. Hand des Archivars, der die neue Signatur mit Bleistift eingetragen hat. Bibliotheksstempel (rote Tinte) Bibliotheksstempel (blaue Tinte) Poststempel (schwarze Tinte) Unbekannte Hand, die auf der Umschlagrückseite dreimal das Wort Hans notiert hat. Basel 1 -3.V.16–9 Briefaufgabe
Herrn Ferruccio Busoni Deutsche Staatsbibliothek Berlin Basel 1 -3.V.16–9 Briefaufgabe Basel 1 -3.V.16–9 Briefaufgabe Zürich Scheuchzerstr. 36.
Huber Nachlaß Busoni B II Mus.ep. H. Huber 36 Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2263-Beil. Hans Zürich -3.V.16-12 Brf. Exp. HansHans
Der Brief wurde in Basel vmtl. am 3. Mai 1916 verfasst.

Erfassung von Briefen und Schriften von Ferruccio Busoni, ausgehend von Busonis Nachlass in der Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz.

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Huber, Hans Basel Busoni, Ferruccio Zürich Datei als Platzhalter erstellt, Transkription ausstehend. Bearbeitung übernommen; status="unfinished" Erstkodierung und Auszeichnungen abgeschlossen; status proposed
[1] Mus.ep. H. Huber 36 (Busoni-Nachl. B II) Mus.Nachl. F. Busoni B II, 2263 Lieber Freund!

So sind sie alle, unsere Musik historiker, vom schlechten Exempel eines Kretzschmar ausgehend: arme Geisteskrüppel, die, entweder ans einem musik-technischen Versuche, oder an einem anderen Berufe (Jus, Theologie od.oder Philologie) scheiternd, am sogenannten Unter dem Strich Bezeichnung fürs Feuilleton (auf dem unteren Drittel der Zeitungsseite, abgetrennt durch einen Strich). sich mit einer ganzen Schaar impotenter &und impertinenter Schreiber verbunden haben &und jetzt ein wenig die Welt regieren. Mit Ausnahme einiger Zöpfe &und héréditaire- Frz.: erblich.Belasteten werden solche – fast naive – Extuberanzen Emporwölbungen (zu lat. extuberare). nicht ernst genommen – sogar auch nicht in der Stadt Holbeins &und der Druckerschwärze. Sie – in Ihrer Ausnahmsstellung in der heutigen musikalischen CKultur – dürfen stolz über solchediese Dinge zu weiterem Schaffen, Schenken &und Schulen übergehen. Und ich schließe mich als treuer Freund mit ähnlichen Gefühlen an! –

Deutsche Staatsbibliothek Berlin

Was das Schenken anbelangt, so bin ich – nicht als Bestimmender aber als Beistimmender – der Ansicht, daßss Sie die Schweiz noch nicht verlaßssen dürfen. Die Saat, die Sie in Zürich &und Basel ausgestreut haben, bedarf immer noch einer guten Pflege &und kann quantitativ gesteigert werden. Dann fehlt die [2] ganze französische Schweiz, die Sie auch in das Intereßsse Ihrer Interpretationsckultur ziehen sollten. Ich sprach gerade am letzten Sonntag in Bern, wo ich der letzten Aufführung meiner Oper beiwohnte, mit einem hervorragenden Kenner der Genfer- Verhältnißsse, &und seine Meinung geht auch dahin, daßss Sie gerade auch in Genf eine große That mit Ihrem Erscheinen erfüllen würden! Ergo!

Und das Schulen! Auch da Deutsche Staatsbibliothek Berlin hätten wir Sie nöthig! Sie sollten alle Monate nur einen Tag zur Pädagogik herauslesen. Wir würden Ihnen nur einige begabte Schüler zuschicken, denen Sie mit Ihrem Rathe beistehen könnten. UeÜberlegen Sie sich den modus practicandi!

Ihre Chopinz-Zeilen wirken für die Mmeisten wie eine Offenbarung! Auch in diesen Offenbarungen hätten Sie in der Schweiz den möglichst-dankbarsten Boden! –

Und jetzt wünsche ich Ihnen blauen Himmel &und gute Menschen jenseits des Gotthard, &und vergeßssen Sie die Nördlichen nicht.

Ihr herzlich ergebener Huber