Brief von Arnold Schönberg an Ferruccio Busoni (Berlin, 16. Juli 1910) Arnold Schönberg Prepared by Jupp Wegner Digitization by Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin Berlin Attribution-NonCommercial-ShareAlike 4.0 International (CC BY-NC-SA 4.0) Ferruccio Busoni – Briefe und Schriften Briefe Briefwechsel Ferruccio Busoni – Arnold Schönberg Christian Schaper Ullrich Scheideler Deutschland Berlin Staatsbibliothek zu Berlin · Preußischer Kulturbesitz Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv Nachlass Ferruccio Busoni (Mus.Nachl.F.Busoni) Blatt 1-2 Sie sind bös auf mich 2 Bögen 4 beschriebene Seiten Der Brief ist gut erhalten. Hand des Absenders Arnold Schönberg, Brieftext in schwarzer Tinte, in deutscher Kurrentschrift Archivnotitzen mit Bleistift
Herrn Ferruccio Busoni Berlin W/30 Viktoria Luiseplatz 11 11
ARNOLD SCHÖNBERG WIEN, XIII. HIETZINGER HAUPTSTRASSE 113
Mus.Nachl. F.Busoni B II, 4553-Beil. Wien 16 VII 10-7 Mus.ep. A. Schönberg 14 Nachlaß Busoni BII
Der Brief wurde in Wien am 16. Juli 1910 verfasst. Theurich 1977, S. 184 Theurich 1979, S. ### (Brief), S. ### (Kommentar)

Seminar «Der Nachlass Ferruccio Busonis in der Staatsbibliothek zu Berlin: digitale Textedition ausgewählter Quellen mit TEI»

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Schönberg, Arnold Berlin Busoni, Ferruccio Revisionselement hinzugefügt und revisionDesc auf status="unfinished" gesetzt.
[1] 16./ 7.1910
Arnold Schönberg Wien, XIII Hietzinger Hauptstrasse 113
Verehrter Herr Busoni,

Sie sind bös auf mich, haben aber Unrecht. Mir wäre es nicht im Traum einge fallen fallen, Sie durch meine Replik beleidigen zu wollen. Nur ich kann auch nicht finden, dass im 4. Absatz etwas steht steht, das beleidigend gedeutet werden konnte. Es ist etwas salopp gehalten; etwas schmissig stilisiert. Aber, jedenfalls: beleidigend gemeint war das nicht. Keinesfalls dürfen Sie das so auffassen. Ich bitte Sie darum.

Aber: meinen Standpunkt zu einer Veränderung meines Werkes, wollte ich klar ausdrücken.DaßDass "klar" bei mir leicht ein Synonym von "scharf" wird, bitte ich Sie, mir zu gute zu halten. Ich hoffe, Ihnen ist Einer Einer, der scharf reagiert, wol wohl auch lieber, als Einer der gar nicht reagiert. Man hat doch im Grunde genommen nichts von solchen Menschen. Im Augenblick mag ihre Weichlichkeit ja ganz angenehm wirken, aber bald wer den sie, weil sie reizlos sind, langweilig.

Desgleichen bitte ich Sie die Anmerkungen, die ich in Ihre Bearbeitung hineingeschrieben habe, mir nicht zu verübeln.Gemeint sind Schönbergs Bemerkungen in Busonis Manuskript seiner "Konzertmäßigen Interpretation" des Klavierstücks op. 11 Nr. 2. Ich glaube: sie sind sachlich scharf; aber nicht persönlich. Und das kann kaum anders sein. Denn die Sache in der ich Sie hier bekämpfe, in der liegt die Schärfe. Nicht in den Personen. MußMuss ich Ihnen noch besonders sagen, daßdass ich Sie nachdem was ich von Ihnen weiß, hoch schätze? Aber deswegen darf man doch (wenigstens in Form eines Kunstwerkes) anderer Meinung sein.

Also bitte nehmen Sie mir die Bilder, die ich zum Vergleich wählte wählte, nicht übel. Bedenken Sie, daßdass man einen Vergleich ja deswegen macht macht, um zu vergrößern, was zu klein ist, oder zu verkleinern verkleinern, was zu groß ist. Der Vergleich mußmuss also die Dimension verändern (verzerren!), gelegentlich also sogar übertreiben. - Man will sich ja deutlich ausdrücken und das so darstellen, daß dass der, dem man opponiert versteht opponiert, versteht, was man meint. -

Nun noch etwas: ich habe mit Direktor Hertzka eine andere Form besprochen [2] für die Veröffentlichung Ihrer Bearbeitung.

Nämlich die:

Ihre Bearbeitung erscheint nicht im gleichen Heft mit meinen Stücken, sondern ist unab hängig davon.

Damit fällt meine Erwiderung fort.

Ich hoffe Sie sind damit einverstanden

Ich schicke Ihnen heute die BerabeitungGemeint ist Busonis Manuskript seiner Bearbeitung von Schönbergs Klavierstück op. 11 Nr. 2 und das Original und bitte Sie Sie, sobald wie möglich an mich oder an die Univ. Edition die, die endgültig redigierte Fassung des Stückes zu senden.Vermutlich hat Busoni das Manuskript spätestens im August 1910 direkt an die Universal-Edition geschickt.

Das OriginalGemeint ist Schönbergs originale Fassung des Klavierstücks op. 11 Nr. 2. lasse ich Ihnen durch meinen Schüler Kapellmeister Dr. Jalowetz schicken. Bitte aber: in dieser Abschrift können Fehler sein. Ich habe sie nicht selbst korrigiert. Ihren Brief habe ich erst heute beantworten. können, weil ich vorher Direktor Hertzka sprechen mußtemusste.

Deutsche Staatsbiliothek Berlin

Ich hoffe bald von Ihnen Nachricht zu haben und würde mich sehr freuen, wenn ich ersehen könnte, daßdass Sie nicht böse sind.

Mit hochachtungsvollen Grüßen in aller Ergebenheit Arnold Schönberg Deutsche Staatsbiliothek Berlin Mus.Nachl. F.Busoni BII, 4553 Mus.ep. A. Schönberg 14 (Nachlaß Busoni BII)